VII. Der Zustand von Kirche und Kirchspiel am Ende

Die erhaltenen Dokumente ergeben freilich ein nur unvollkommenes Bild von den Verhältnissen, wie sie um 1500 hier herrschten, aber sie haben uns doch gestattet, so manches aufzuklären und uns wenigstens einen ungefähren Begriff davon zu geben, wie die Verhältnisse hier sich seit etwa 1200 bis 1500, wo eine neue Zeit hereinbrach, entwickelt haben. Zum Schluß mag noch ein Blick darauf geworfen wer den, wie sich daraus ein Gesamtbild des Lebens in unserem Kirchspiel gewinnen läßt.
Kommen wir zunächst zur Kirche, so sah sie von außen wohl ziemlich ebenso wie heute aus. Wann der "Dachreiter", d.h. der kleine Turm zur Aufnahme der sogenannten "Betglocke" auf dem Ostende des Daches des Hauptschiffes errichtet ist, bleibt unbekannt seinen Stiel nach dürfte auch er noch aus gotischer Zeit aus dem 15. Jahrhundert stammen, ist also auch noch zu katholischer Zeit errichtet worden. Betreten wir aber das Innere der Kirche, so war der Eindruck damals gewiß recht anders als heute. Die heute beherrschenden Ausstattungsstücke Altar, Kanzel und Orgel, stammen erst aus evangelischer Zeit und existierten damals noch nicht. Auch der große Orgelchor, der heute die Orgel trägt, war noch nicht da. Die 2 großen Gewölbe des Mittelschiffs waren also wenn man vom Turm in die Kirche trat, noch ganz offen und beherrschten den Raum, so daß die Kirche bestimmt viel weiträumiger als die heute wirkte. Von den Gewölben herab aber grüßen die uns heute noch wohlbekannten alten Gemälde. Über den Aufgang zum Altarchor war das Triumph - Kreuz angebracht, das jetzt an der Nordwand hängt, und beherrschte von dort aus das Blickfeld dessen, der die Kirche betrat.
Ging man unter dem Kreuz durch auf den Altarchor, so sah man vor sich sicher einen frühgotischen Hauptaltar. Sein Aufsatz war bestimmt viel niedriger, als der heutige von 1707, der ja bis an die Decke reicht. Es war wohl ein etwa einen Meter hoher geschnitzter Altarschrank, vielleicht mit schließbaren Flügeltüren, und bestimmt mit Standbildern von Aposteln und Heilige geschmückt. Dadurch hatte aber das Licht durch die 3 hohen gotischen Ostfenster, die heute vom hohen Altaraufsatz verdeckt sind, ungehinderten Zugang zum Altarchor und ließ diesen lichter und weiter erscheinen. Links davon an der Nordwand stand der uns wohlbekannte Vikarien-Altar des Hl. Leichnams. Dahinter war bestimmt schon damals der Zugang zur Sakristei, die ihrer Bauart nach auch noch aus dem Mittelalter stammen muß. Auch die Kapelle an der Südseite der Kirche scheint damals schon bestanden zu haben. Wohl ist ihre Bauart recht schlicht und sie hat kein Gewölbe, aber das sehr feste Mauerwerk und der gotisch geformte Giebel sehen doch altertümlich aus. Welchen Zwecken sie damals diente, ist unbekannt. Erwähnt werden kann noch,daß sich heute an der Südseite, nicht weit vom Turm, eine vermauert spitzbogige Öffnung befindet, die nach einer Tür aussieht. Zwar liegt sie heute zu tief um als Tür dienen zu können,aber der Boden außerhalb der Kirche kann sich hier, wie bei vielen Kirchen, durch Aufschüttungen gehoben haben, so daß es denkbar wäre, daß sie ursprünglich als Eingangstür vom Kirchhof her gedient hat . Außerdem befand sich aber im Kirchspiel noch ein zweites Gotteshaus, und zwar eine Kapelle in Göldenitz. Dieses Dorf hat zwar, wie schon erwähnt, nie den Preens gehört, es wird daher auch nie in unseren mittelalterlichen Urkunden, die alle etwas mit den Preens zu tun haben, erwähnt und wir wissen über seine frühere Vorgeschichte nichts, als daß es schon früh, wahrscheinlich um 1300, an das St. Jürgen - Hospital zu Rostock gekommen ist , wohl eine Schenkung. Hier muß die Hospitalverwaltung eine besondere Kapelle haben erbauen lassen, über die sie das Patronat ausübte, und in der der Petschower Priester an den hohen Festtagen die Messe hielt. Solche Kapellen in den Nebendörfern gab es damals viele. Die Göldenitzer wird freilich im Mittelalter nicht erwähnt, kommt aber in einem Protokoll von 1580 vor, wo der evangelische Pastor noch darin predigt. Ihre Herkunft ist bestimmt mittelalterlich, aber um 1611 wird schon darüber geklagt, daß sie verfallen sei. Näheres wissen wir nicht über sie, doch vermutet Pastor Voss ihre lage am großen Teich in der Gegend der Schmiede, wo noch lange ein alter Katen "der Tempel" genannt wurde. Da an der Petschower Kirche, wie wir sahen, im Mittelalter zwei Geistliche tätig waren, der Pfarrherr und der Vikar, so gehörten zu Kirche damals auch 2 Pfarrgehöfte. Das Pfarrgehöft lag wohl damals schon an derselben Stelle, wo noch heute das Pfarrgehöft steht,das Wohnhaus wohl etwas südlicher, wo sich noch heute alte Fundamente feststellen lassen. Das Vikariatsgehöft aber lag, wie schon ausgeführt wurde, dort wo heute das sogen "Kloster" steht, auf der Anhöhe dem Pfarrgehöft gegenüber. Es müssen damals aber außer dem Wohnhause nach dem 1440 angegebenen Viehbestand auch gute Stallungen dazu gehört haben und zweifellos auch das herumliegende Gartenland. Die Pfarrei besaß auch einen recht umfangreichen Pfarracker, dessen Bestand uns später mehrfach aufgezählt wird und in einem recht weit umher liegenden Streubesitz bestand. Zur Vikarie gehörten an Landbesitz scheinbar nur die 1366 gestifteten 9 Morgen Acker auf dem Pankelower Felde, die wiederholt genannt werden. Als eine empfindliche Lücke unserer Kenntnis des mittelalterlichen Petschow muß es aber leider bezeichnet werden, daß wir keinerlei Nachricht darüber haben, wer damals das Patronat über die Kirche in Petschow ausübte, mit dem das Recht der Ernennung des Pfarrherrn und die Pflicht der Erhaltung des Kirchengebäudes verbunden war. Wohl wissen wir, daß die Vikarie von den Bandelstorfer Preens gestiftet ist und daß diese das Patronat über die Vikarie ausübte, seit 1470, wo ja diese Vikarie zu einer Seelenmessen stiftung für die Familie Preen erweitert wurde, übte dann die ganze Familie ein Patronat über die Vikarie aus, die sie ja recht großzügig mit Stiftungen bedacht hatte und für die sie offenbar sehr gewissenhaft sorgte. Aber wer damals das Patronat über die Pfarrherrnstelle und die Kirche ausübte, bleibt davon unberührt und ist leider unbekannt. Da das Dorf Petschow eine fürstliche Gründung war und bis mindestens 1334 auch fürstlich blieb, und auch die umliegenden Kirchen fürstlichen Patronats waren, so ist von vorn herein anzunehmen, daß die Fürsten von Mecklenburg ursprünglich auch das Patronat über unsere Petschower Kirche ausgeübt haben. Das kann das ganze Mittelalter hindurch so geblieben sein, aber es wird später nirgends erwähnt, und da Patronate über Kirchen auch im Mittelalter gelegentlich abgetreten, ja auch verkauft, oder in Kriegszeiten auch gewaltsam geändert wurden, so ist es auch möglich, daß die Fürsten, die späteren Herzöge, das Recht am Ausgang des Mittelalters nicht mehr ausgeübt haben. Wir haben gesehen, daß die Grundherrschaft über Petschow Ende des Mittelalters an die Herren von Thulendorf auf Lüsewitz gelangte, aber von einem Patronat dieser Besitzer des Pfarrdorfes über die Kirche, wie man es ja in vielen ritterschaftlichen Pfarrdörfern Mecklenburgs hatte, ist in Petschow urkundlich keinerlei Spur zu entdecken, es hatte hier offenbar nie bestanden. Möglich ist es ja, daß die Herzöge, als sie das Dorf Petschow den Lüsewitzern überließen, auch das Patronat über die Kirche dieses Kirchspiels, in dem ja keinerlei Domanialbesitz lag, förmlich einer anderen hieran näher interessierten Instanz abtraten. Das kann eine geistliche Instanz, etwa der Archidiakonus zu Rostock, der Stellvertreter des Bischofs in unserer Gegend, gewesen sein soll, solche "geistliche Patronate" von Klöstern oder besonders hervortretenden Geistlichen über Landkirchspiele waren im Mittelalter nicht selten, und im Hause des Archidiakonus von Rostock, d.h. unter seiner Leitung wurde ja die Schenkung des Hauses der Tilse Preen an die Vikarie 1440 vollzogen, aber genannt als Patron wird der Archidiakonus allerdings nie. Endlich kann der Fürst, als er das Dorf Petschow abtrat, das Patronat über die Kirche auch der Familie Preen abgetreten haben, die ja im Kirchspiel reich begütert war und schon durch ihre Vikarie ein lebhaftes Interesse an der Kirche hatte. Aber in den vielen Urkunden unseres Pfarrarchivs, die ja fast alle die Familie Preen angehen, ist damals ein Patronat der Preens über die Kirche nirgends angedeutet.
Obgleich nun die Preens nachher in evangelischer Zeit tatsächlich das Patronat über unsere Kirche ausübten, so ist es doch zweifelhaft, ob dies Patronat noch aus katholischer Zeit stammt, oder ob es damals nicht noch vom Herzog oder dem Archidiakonus zu Rostock ausgeübt worden ist. - Ebenso unsicher liegt die Frage, ob es damals im Kirchspiel schon Juraten (Kirchengeschworene) aus der Bauernschaft gegeben hat. Sie sollten meist schon im Mittelalter existiert und an der Verwaltung der Kirchengebäude und des Kirchenvermögens teilgenommen haben.
In Petschow treten sie freilich gleich zu evangelischer Zeit auf, aber zu katholischer Zeit finde ich sie in keiner Urkunde erwähnt. Wir können daher leider über ihre Wirksamkeit und Existenz zu katholischer Zeit gar nichts aussagen
Werfen wir noch einen Blick auf den damaligen Zustand der einzelnen Ortschaften des Petschower Kirchspiels, so haben wir aus katholischer zeit keine ganz sicheren Nachrichten hierüber. Aber ein recht vollständiger Überblick aus der ersten evangelischen Zeit, den wir mit manchen Einzelheiten unserer mittelalterlichen Urkunden vergleichen und darnach noch berichten können, ergibt etwa folgendes Bild. In der Gemeinde gab es damals nur drei Ritterburgen, die sich Ende des Mittelalters unter Legung ihrer meisten Bauern wohl schon zu richtigen Rittergütern mit größerer Landwirtschaft erweitert hatten: Bandelstorf, Pankelow und Hohen Gubkow. Bandelstorf war wohl schon damals ein größeres Rittergut und hatte keine eigenen Bauern mehr, wohl aber eine Mühle, die offenbar einen großen Betrieb gehabt haben muß, da nicht nur die Bandelstorfer, sondern auch die Gubkower und Wehnendorfer Preens Anteile daran besaßen. Hohen - Gubkow wurde damals zum Unterschiede vom daneben liegenden Bauerndorf Sieden - Gubkow so genannt, und scheint außer dem ritterlichen Hof noch einige Bauern gehabt zu haben. Es gehörte seit etwa 1400 den Preens. Noch 1469 wird das "Katenerbe" in Hohen - Gubkow genannt das Abgaben zu zahlen hat. Zu evangelischer Zeit gab es dort aber keine Bauern mehr, sie waren wohl inzwischen gelegt worden. Pankelow, seit etwa 1350 immer in der Familie von Stoyslef gehörig, war ein Rittergut mit wohl nur kleinem Wirtschaftsbetrieb, denn dort gab es noch zu evangelischer Zeit 4 Bauern und 5 Kossanten. Außer diesen drei ritterlichen Höfen aber umfaßte das Kirchspiel damals ganze acht Bauerndörfer : Petzekow, Kochendorf, Sieden- Gubkow , Göldenitz, Schlage, Pankelow Godow und Wolfsberg. Von ihnen standen Petschow, mit 14 Bauern ein recht großes Dorf, und das kleinere Wolfsberg mit 4 Bauern, damals schon unter der Herrschaft der Herren von Thulendorf auf Lüsewitz. Kockendorf, Siedengubkow, Schlage und Godow waren im wesentlichen Preenscher Besitz, aber die Grundherrschaft über die dortigen Bauern war sehr zersplittert. Kockendorf, daß heutige Lieblingshof, umfaßte damals nur 8 Bauern, als deren Grundherren meist die Wehnendorfer, aber auch die Gubkower Preens angegeben werden. Sieden - Gubkow, mit 7 Bauern und 3 Kossanten, unterstand auch den Wehnendorfern und Gubkower Preens ; es lag westlich vom Hof Hohen - Gubkow, etwa dort, wo heute die Grugelsche Neusidlerstelle steht. Das kleine Godow mit 4 Bauern und 2 Kossanten gehörte den Bandelstorfer Preens, doch hatten auch die Wehnendorfer ihren Anteil daran, der 1439 in einem Bauern bestand. Recht bunt und wechselnd lagen endlich die Verhältnisse in Schlage, wo es zu evangelischer Zeit noch 9 Bauern und einen Kossanten gab. Es gehörte wohl zum größten Teil damals den Wehnendorfer Preens, von denen der in Rostock lebende und mit einer Rostocker Patriziertochter Wölbke Trese verheiratete wohlhabende Hinrich Preen diese Einkünfte wiederholt verpfändete, verschenkte und verkaufte. 1439 am 3. Juli schenkt er dem St. Jürgen - Hospital zu Rostock bestimmte Einkünfte an 3 Bauernstellen in Schlage, das scheint der Anfang der Besitzergreifung des St. Georg - Hospitals in Schlage gewesen zu sein. Aber 1460 läßt Heinrich Preen sich und seine Frau feierlich vom Herzog mit seinem ganzen Besitz belehnen, und drunter wieder bestimmten Einkünften aus Schlage.
Auch unter den der Vikarie gestifteten Einkünften von 1469 sind wieder Abgaben von 3 Schlager Bauern. 1481 aber, kurz vor Aufsetzung seines Testamentes, verpfändet Hinrich Preen seinem Schwager, den Rostocker Ratsherrn Johann Vrese für 1000 Mark, also eine sehr hohe Summe, die Einkünfte aus 9 mit den Namen der Besitzer aufgezählten Bauernstellen in Schlage. Da Schlage später nur aus 9 Bauernstellen und einem Kossanten bestand, so muß das der größte Teil von Schlage gewesen sein ; dabei wird bemerkt, daß er auch seinen Anteil am Gericht über Schlage dem Johann Vrese abtritt. Freilich wird nach der Reformation einmal erwähnt, daß auch die Bandelstorfer Preens 3 Bauern in Schlage besessen hätten. Aber ein Teil der Schlager Bauern gehört damals schon dem St. Jürgen - Hospital zu Rostock, welches also seit dem 15. Jahrhundert seinen Besitz im Kirchspiel auch auf Schlage ausdehnte, während Göldenitz, das damals ein reines Bauerndorf war und 10 Bauern und 3 Kossanten zählte, dem Hospital schon viel länger gehörte. Ein Bauerndorf von 4 Bauern und 5 Kossanten bestand endlich noch in Pankelow neben dem Hof. Damals gab es in der Gemeinde außer den drei ritterlichen Höfen 60 Bauern und 14 "Kossanten" (Klein Bauern), zusammen ganze 74 Bauernstellen.
Endlich könnte man noch die Frage aufwerfen, in welchem Umfang und welchem Sinn damals religiöses Leben in unserer Gemeinde gepflegt worden ist. Die Stiftungen der Preens zeigten jedenfalls ein lebhaftes Interesse für die Pflege des gottesdienstlichens Lebens, und gewiß haben sich zur Montagsmesse, wo die Seelenmesse für die Preens abgehalten wurde, immer zahlreiche Vertreter der Familie Preen, besonders die Frauen, eingefunden. Auch die Fronleichnamsmesse am Donnerstage muß sich einer gewissen Volkstümlichkeit erfreut haben, da ja eine besondere "Bruderschaft des Hl. Leichnams" für die Stiftung sorgte, und auch Stiftungen, wie die des Godower Batheke für ein ewiges Licht, dafür gemacht wurden. Sehr bezeichnend ist es aber, daß bei allen diesen wohlgemeinten Stiftungen als Zweck immer angegeben wird "um unser Seelen Seligkeit willen". So wörtlich in er Stiftung von 1398 , und ebenso bei der Stiftung von 1440, während es bei der Stiftung von 1469 heißt "für uns und für die Seelen unserer Eltern". Das mehrfach erwähnte Testament des Heinrich Preen vom 29. Januar 1481 bedenkt außer "der Vikarie in Petschow" die meisten Kirchen und Klöster in Rostock sehr großzügig, ebenso eine Reihe von Armenhäusern, ja es werden darin 5 Pilgerreisen für arme Leute in recht entfernten Wallfahrtskirchen, nach Wilsnack, St. Einwald ( im Elsaß ) usw. Gestiftet.
Aus diesem allen sehen wir, daß bei allem Eifer des kirchlichen Interesses aber doch die katholische Werkgerechtigkeit im Vordergrund steht, die Förderung des Heils der eigenen Seele durch diese guten Werke. Heinrich Preen befiehlt seine Seele im Tode "dem allmächtigen Gott und seiner lieben Mutter Maria, der himmlischen Königin und allem himmlischen Heer" (d. h. den "Heiligen") und bei den einzelnen Stiftungen fügt er immer hinzu "um Trostes willen meiner Seele, um meiner Seelen Seligkeit willen " usw.. Man findet darin also eine recht katholische Frömmigkeit, wie sie ja auch der Ablaßbrief der 12 Bischöfe von 1355 fördern wollte, indem er allen, die in der Kirche beteten oder etwas dafür stifteten, einen 40 tägigen Ablaß verhieß.
Gestiftet worden ist der Kirche nach den uns vorliegenden Urkunden ja recht viel, und bestimmt auch noch vieles andere, worüber wir keine Urkunden besitzen. Gewiß kamen, an Fronleichnamsfeste, dem Festtage des Hl. Leichnamsaltar, auch zahlreich Pilger von auswärts in unsere Kirche, um des Ablasses teilhaftig zu werden, und es mag sein, daß ihre reiche Ausmalung auch zu dem Zweck erfolgte, dadurch recht viele Pilger anzuziehen. Daß der "Ablaß" nicht nur in Petschow verkündet wurde, sondern daß Mitglieder der Petschower Gemeinde auch Reisen nach auswärts machten, wenn ein berühmter Ablaßprediger durchzog, beweist uns ein in Petschower Pfarr - Archiv erhaltener kleiner Zettel, ein richtiger "Ablaß - Zettel", auf dem in feierlicher Form lateinisch dem Käufer weitgehender Ablaß auch für die schwersten Sünden (Totschlag und geheime Doppelehe) verheißen wird. Der Zettel ist im Namen eines italienischen Nuntius "Martin von Fregeno" ausgestellt und offenbar in schöner kalligraphischer Ausführung schon in Italien für den Ablaßhandel des "Martin von Fregeno" in zahlreichen Exemplaren hergestellt worden. Dieser bereiste damals im Auftrage des Papstes ganz Nordeuropa als Ablaßhändler. In diesen Zetteln sind dann von einer ganz anderen Hand der Name der Käuferin desselben und Ort und Datum des Verkaufs eingetragen worden. Die Käuferin heißt Anneke Preensche, war also zweifellos ein Mitglied der uns so wohlbekannten Familie Preen, und ausgestellt ist der Zettel in Güstrow am 8. Februar 1474 . Dorthin war Anneke Preen also gereist, um diesen Ablaßzettel beim berühmten Nuntius des Papstes zu kaufen.
Obgleich dieser Ablaßzettel ja eigentlich mit Petschow nichts zu tun hat, so ist er für uns ein interessantes Zeugnis dessen, welche Art der Frömmigkeit damals, am Vorabende der Reformation die Gemüter auch in der Petschower Gemeinde beherrschte.
Es ist sehr bedauerlich, daß wir keinerlei Nachrichten darüber haben, wie die von Luther erweckte neue Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi nach der Heiligen Schrift ihren Einzug in Petschow gehalten hat. Die mancherlei Nachrichten aus der letzten katholischen Zeit , wie die erhaltenen Dokumente sie uns bieten, brechen um 1500 ab, und wir erfahren dann erst aus der letzten Zeit des 16. Jahrhunderts, daß Petschow eine evangelische Gemeinde geworden ist. Auch eine Betrachtung der Zustände in den Nachbargemeinden gibt keinen sicheren Anhaltspunkt. Im nahen Rostock begann die evangelische Predigt seit 1523 sich langsam aber sicher durchzusetzen, und 1531 hatte sie die ganze Stadt erobert. Aber das besagt nichts über die umherliegenden Landgemeinden, denn wir wissen, daß in Kavelstorf und Parkentin noch 1541, ja in Biestow und Kessin, den Rostock am nächsten liegenden Landkirchen, noch 1543 unverändert katholische Messe gehalten wurde. Aber vielfach begann die lutherische Predigt besonders in den Landgemeinden östlich von Rostock doch schon in den 30er Jahren d.h. bald nachdem Rostock evangelisch geworden war. So hatte Sanitz schon 1534 einen evangelischen Prediger, Blankenhagen auch 1534. Im Städtchen Sülze erscheint 1534 ein evangelischer Prediger, den die Herren von der Lühe, die Vögte der Sülzer Saline, dort eingesetzt hatten. In Tessin wird 1533 ein evangelischer Prediger eingesetzt, und 1541 hat auch Cammin schon einen.
Zu dieser Zeit ist auch in Petschow der erste evangelische Prediger bezeugt. Er wird 1541 ganz kurz in einem Tessiner Visitationsprotokoll genannt, hieß Adolf Sasse und war noch 1550 in Petschow. Das ist alles was wir über ihn wissen. Wer war dieser Mann und wer hatte ihn eingesetzt ? Häufig war es ja damals so, daß den katholischen Priestern in jener Zeit des Überganges einfach befohlen wurde, die Messe abzustellen und evangelisch zu predigen , und daß sie sich dann einige lutherische Bücher verschafften und mehr schlecht und recht danach predigten, bis der Tod sie abrief und sie einen richtig vorgebildeten und in der Hl. Schrift beschlagenen lutherischen Prediger zum Nachfolger erhielten. Ein solcher mag auch Adolf Sasse gewesen sein. Aber es ist auch möglich, daß er schon ein nach dem Tode des letzten katholischen Kirchherrn berufener evangelischer Prediger war, freilich findet sich sein Name in keiner Matrikel, daß er studiert hatte, ist also unwahrscheinlich, und wer ihn berufen hat, darüber verlautet nichts. So möchte ich ihn fast für einen aus der katholischen Zeit herübergenommenen ehemaligen katholischen Kirchherren halten. Um 1556 ist er jedenfalls gestorben, könnte also um 1490 geboren sein, in Petschow seit etwa 1520 Pfarrherr gewesen, und seit den 30er Jahren, wo viele Nachbarkirchspiele hier zu evangelischen Predigt übergingen, evangelisch gepredigt haben. Aus seiner Zeit, aus dem Jahre 1540, stammt noch ein in Petschow erhaltenes Dokument, das aber leider kirchliche Dinge gar nicht berührt, sondern die Urkunde eines Gutsverkaufs ist. Ein Laurenz Preen auf Gubkow, Sel. Jürgen Preens Sohn, verkauft darin seinem Bruder Jochim Preen, auch "auf Gubkow erbgesessen" seinen Anteil an Hohen - Gubkow mit seinen Bauern und Diensten, hohen und niederen Gericht sowie seinen Anteil an der Mühle zu Bandelstorf, an Wehndorf Wendischhof und Gresenhorst. Diese Nachricht ist insofern nicht ohne Interesse, als sie uns einiges über die damaligen Besitzverhältnisse der Preens berichtet. Gubkow besaßen also zwei Brüder Preen nicht etwa gemeinsam, sondern nach einer sicher genau vereinbarten Teilung, von denen der eine, Laurenz, seinen Anteil am 9. September 1540 dem Bruder Jochim (Preen) feierlich verkauft. Mit verkauft werden die dazugehörigen Bauern, wohl in Sieden - Gubkow sowie sei Anteil an den nördlich Sanitz gelegenen Ortschaften Wentdorf, Wendischhof und Gresenhorst. Wir sehen daraus, daß die Gubkower Preens dort noch einen ausgedehnten Besitz außerhalb des
Kirchspiels erworben hatten, gerade wie die Wehnendorfer auch Teile von Nikrenz, Vitow, Schlage und Godow, und die Bandeltorfer teile von Godow, Schlage, Dummerstorf und Kl. Schwarfs besaßen. Außerdem werden darin 2 Preens genannt, deren Leichensteine noch heute in der Petschower Kirche liegen und die ältesten bei uns erhaltenen Leichensteine sind Jochim, der also 1540 scheinbar ganz Gubkow erwarb, ist zweifellos derselbe, dessen besonders sorgfältig ausgeführter und wohl erhaltener Leichenstein vor dem Altar der Kirche liegt und die Inschrift hat : "Anno 1578 den 31 Martii ist der edele... Joachim Prehen tho Gubkow entschlaffen". Und unter den Zeugen des Kaufbriefes von 1540 befindet sich auch ein "Johann Pren zu Bademstorf", sein Leichenstein steht heute in der Turmhalle neben der Schalttafel des Glockenmotors mit der Inschrift :"Anno 1599 am dag Marie Heimsuchung ( 2 Juli ) ist der...... ehrenfeste Johan Pren auf Bandelstorp in Gott dem Herrn selig entschlafen, dem Gott gnade". Konnten diese beiden alten Herren uns noch etwas davon berichten, was sie erlebten, als die Petschower Kirche evangelisch wurde und Adolf Sasse dort amtierte, so wüßten wir mehr davon.
Nach Sasses Tode aber wurde ein evangelischer Prediger berufen der noch Luthers Schüler gewesen war und daher als erster im vollen Sinne lutherischer Pastor von Petschow bezeichnet werden kann und der dann ganze 53 Jahre in Petschow amtierte. Er hieß Hieronymus Schirlenz, und ein Gedenkblatt an ihm, das sein Nachfolger drucken ließ, hat sich erhalten und gibt uns heute recht genau Auskunft über seinen Lebenslauf. 1527 in Leipzig geboren, studierte er in Wittenberg, in dessen Matrikel er 1545 verzeichnet ist, und war hier noch Schüler Luthers, der freilich schon 1546 starb, und Melanchthons, der ihn - nach Worten des Gedenkblattes - durch ein mit eigener Hand ausgestelltes Ehrenzeugnis auszeichnete. Er muß also fleißig studiert haben, scheint auch den Magister - Grad erlangt zu haben, da das Gedenkblatt seinen Namen ein "M" vorsetzt, die damals übliche Abkürzung für Magister, und nannte sich später mit der damals üblichen lateinischen Endung des Namens "Schyrlentius". Allzu lange kann er sich aber in Wittenberg nicht aufgehalten haben, denn als 1546 der Schmalkaldische Krieg ausbrach und der Kaiser im Mai 1547 Wittenberg eroberte, löste die Universität sich zunächst auf, und bald darauf finden wir Schyrlentius in Magdeburg, wo sich damals die Führer der unnachgiebigen Lutheraner zusammenfanden und in Wort und Schrift gegen die Politik des Kaisers eiferten. Magdeburg wurde daher bis 1552 belagert, konnte aber nicht erobert werden und schloß sich beim Umschwung der Dinge eifrig der lutherischen Sache an.
Das Gedenkblatt erwähnt ausdrücklich, Schyrlentius sei hier mit den Führern der Lutheraner, Flacius, Callus Judex und Wiegand zusammen gewesen und habe als Schullehrer in Magdeburg und zeitweilig als Schul- Recktor im Städjen Burg bei Magdeburg gewirkt. Dort verheiratete er sich in dieser schweren Zeit mit Adelheit Brand aus Quedlinburg, scheint aber als Verheirateter kein auskömmliches Einkommen gehabt zu haben und folgte daher schon 1554 einen Ruf in die Ferne, nach Mirow in Mecklenburg. Wie er dorthin kam, läßt sich nur vermuten. Mirow, im Osten Mecklenburgs gelegen, war eine Komturei des Juhaniterordens, doch setzte der reformations freundliche Herzog Albrecht hier bei eingetretener Vakanz 1552 seinen jüngeren Bruder Christoph als "evangelischen" Komturen ein, der bis 1555 in Mirow residierte. Da nun unser Gedenkblatt ausdrücklich sagt, Schyrlentius sei in Mirow Hofprädiger gewesen, so hat ihn wohl der Herzog Christoph dorthin berufen. Da die jüngeren mecklenburgischen Herzöge eifrig an den Kämpfen der Zeit teilnahmen und ein Bruder Christophs, Herzog Georg, 1552 vor Magdeburg kämpfte, so ist anzunehmen, daß der Herzog Christoph damals auch in Magdeburg gewesen und dort in persönliche Berührung mit Schyrlentius gekommen ist den er dann 1554 zu seinen Hofprediger nach Mirow berief. Doch verließ der junge Herzog Mirow schon im November 1555, um als Koadjutor des Erzbischofs nach Riga zu gehen, und Mirow gelangte dann zeitweilig wieder in die Verwaltung des katholischen Johanniter - Ordens. Dadurch gestalteten sich die Verhältnisse in Mirow für Schyrlentius wohl so unerquicklich, daß er sich nach einer anderen Pfarre umsah. Wer die Beziehungen nach unserer Gegend hin vermittelte, ist zwar völlig unbekannt,aber er erhielt 1557 das Pfarramt in Petschow, um hier den dauernden Endhafen seines Lebens zu finden. Uns interessiert hier die Frage : Wer berief ihn nach Petschow ? . Da die Frage des Patronats über Petschow für die letzte katholische Zeit, wie wir sehen, unklar war, so erwarten wir hier endlich Klarheit darüber, wer damals das Patronat ausübte.
Das aber ist zweifellos die Familie Preen gewesen. Das Gedenkblatt sagt ausdrücklich, er habe sein Pfarramt hier "unter der hochedlen Familie Preen" geführt , die Preens haben ihn später in hohem Alter auch emeritiert und seinen Nachfolger berufen, so daß es keinen Zweifel unterliegen kann, daß die Berufung Schyrlentius ` tatsächlich durch die Familie Preen erfolgte. Ob die Preens, als Patrone der Vikarie, hier vielleicht auch schon zu katholischer Zeit ein Patronat ausgeübt haben,bleibt ungewiß.
Es kann auch sein, daß sie schon etwa 20 Jahre früher Adolf Sasse nach Petschow beriefen, aber darüber wissen wir leider nichts. Möglich ist es auch, daß früher das Patronat fürstlich war, und daß die Preens, als Patrone der Vikarie und begüterte Familie des Kirchspiels, sich beim Eintritt der Reformation früh der neuen Bewegung anschlossen und einfach aus eigener Machtvollkommenheit selbstherrlich das Patronat auch über die Pfarre ausübten. So machten es z.B. die Herren von der Lühe in Sülze, wo sie als Besitzer vieler umliegenden Güter ( Redderstorf, Kneese, Schulenburg usw. ) und Vögte der herzoglichen Saline eine überragende Stellung einnahmen, und von sich aus 1534 den ersten evangelischen Prediger einsetzten. Sie scheinen das in Sülze nachher auch noch getan zu haben, aber dort entspann sich später über diese
Frage ein Prozeß, in dessen Verlauf die Herzöge als Besitzer der Saline ihr Patronatsrecht über die Pfarre Sülze behaupteten.
Im abgelegenen Petschow ist freilich das Patronatsrecht der Familie Preen nie angefochten worden, und daher wissen wir auch nicht, ob es schon vor der Reformation bestand, oder erst seit der Reformation ausgeübt worden ist. Jedenfalls bestand es seitdem. Nun werden freilich im ältesten erhaltenen Kirchenrechnungs - Protokoll vom 20. März 1603 als "sämtliche Patronen und Kirchspiel - Junkern der Kirche zu Petzekow" genannt "die Preene zu Bademstorff, Wehnendorfs und Gubckow erbgesessen", und das sieht so aus und ist auch so aufgefaßt worden, als ob schon damals - wie später - das Patronat als an den drei Gütern Bandelstorf, Wehnendorf und Gubkow haftend betrachtet wurde. Aber die eben angegebene Formulierung, die vom Rostocker Notarius Jochim Schnörkell stammt, den die Preens zu Abfassung des Protokolls bestellt hatten, scheint die Sache doch nicht ganz richtig darzustellen, und vielleicht dadurch beeinflußt zu sein, daß auf der Sitzung 1603 nur die Besitzer der drei nächsten Preenschen Güter anwesend waren. Daß auch damals das Patronat als Gesammtfamilienparonat angesehen wurde, bezeugt eine eigenhändige Eintragung Pastor Schyrlentius vom Jahre 1605 auf der letzten Seite desselben Kirchenrechnungsbuches: Namen der Lehen - Herrn und Junckherrn der Kirchen im Kirchspiel zu Petschow ano 1605,
1.Jürgen Preen,der Älteste,zu Bomeshoff und Wentdorff.
2. Lavrentz Preen, Erbsessen zu Badmensdorff
3. Woldemar Preen, zu Hohen Gubekow gesessen
4. Ludwig Preen, Erbsessen zu Bademensdorff
5. Heirich Preen, Erbgesessen auch zum Hohen - Gubekow.
6. Otto Preen, Erbsesse zu Wehnendorff im kaspel Sanitz.
Da hier der Bomshof und Wentorf besitzende Jürgen Preen als "Ältester" zuerst genannt wird und wir anderseits wissen, daß der zuletzt genannte Otto Preen damals noch ein junger Mann war (er heiratete um 1620 erst), so scheint es so, als ob die " Lehnherrren ", d.h. die als Patrone fungierenden Preens hier ihrem Alter nach aufgezählt werden, und alle Preens waren, die es damals gab. Dabei hat Jürgen Preen zwei Orte besessen, die späterhin mit dem Patronat über Petschow nichts zu tun haben. Aber 1605 bestand zweifellos noch das Familienpatronat. Die Angaben über die Preens bei den nächsten Rechnungsrevisionen wechseln dann freilich und ergeben kein ganz klares Bild, es sind dabei meist nur 2 oder 3 Preens anwesend, oder es werden auch 5 oder 6 namentlich, aber ohne Angabe ihrer Besitzungen genannt. Aber noch ein Visitationsprotokoll von 1649 gibt an: "Jus patronatus gehöret sämbtlichen Preenen , als Vollraht Preen zu Bandelstorf, Adam Preen zu Dummerstorf, Hartwieg Preen zu Gubekow und den Hans Preen zu Vietow. Bezeichnend dafür, daß auch für die Auffassung von 1649 das Patronat noch nicht an bestimmten Gütern haftet, sondern sämtlichen Preens gehört, ist hier, daß auch Adam Preen zu Dummerstorf ( ein Bruder des bandelstörfers ) mit genannt wird, und daß Hans Albrecht Preen, der zugleich Wehnendorf besaß, nicht nach diesem, sondern nach dem Dorf Vitow benannt wird, wo er damals wohl lebte. Auch der Visitationseintrag vom selben Jahr ins Kirchenrehnungsbuch sagt, die Visitatoren hätten alhir zu Peitskow, in gegenwarth der sämtlichen Preen als Patronen ermelter Kirchen die Visitation gehalten".
Es kann demnach kein Zweifel daran bestehen, daß die ganze Familie Preen von der Reformation an bis in die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Familienpatronat über die Kirche zu Petschow ausgeübt hat. Über die Verhältnisse zu Zeit Hieronymus Schyrlentius geben uns noch einige kleine Schriftstücke Auskunft, die ins alte Kirchenrechnungsbuch (beginnend 1603) eingeheftet sind. Zunächst ein Blatt, das die Aufschrift trägt "Im Jahr 1580, 21. August" und dann fortfährt: "Zur Erinnerung, der Herr Docktor und Superintendent möge vor den Edelleuten und den Gemeindemitgliedern zur Mahnung erklären". Da seit 1573 der Rostocker Professor Dr. Theol. Simon Pauli Superintendent des Landkreises Rostock war, so scheint dieser im August 1580 zu einer Revision in Petschow gewesen zu sein, wo der Pastor ihm diesen Zettel vorlegte, der in 11 Punkten die Wünsche des Pastors angibt. Zunächst wird auf einige, rein amtliche Dinge hingewiesen, die notwendige Einrichtung einer Sonntäglichen Epistelpredigt und einer Katechismuspredigt sowie die Abstellung der damals auch in Rostock verbotenen Sonntagshochzeiten. Interessant sind dann Punkt 3 und 6, aus denen hervorgeht, daß die Einkünfte des ehemaligen Vikariats jetzt zur Pfarrpfründe geschlagen waren. Punkt 3 sagt nämlich: "Über den Vakariatbesitz, daß er dem Pastor nicht entrissen werde" Hierbei hat der Nachfolger notiert: "der Edelmann heißt Christoph Stoysloff" diese Bemerkung kann sich nur auf einen Pankelower Stoysloff beziehen, der wahrscheinlich die 1366 der Vikarie überwiesenen 9 Morgen nicht als Besitz der Pfarre anerkennen wollte. Punkt 9 klagt darüber, daß mehrere Preens "vom Einkommen des Vikariats 1/4 abgezogen haben".
Wir sehen daraus, daß Schyrlentius die seiner Zeit dem Vikariat gestifteten Einnahmen voll als Pfarreinnahmen beanspruchte, obgleich das Vikariat 1580 bestimmt längst eingegangen, und der Hl. Leichnamsaltar wohl auch aus der Kirche fortgeräumt war. Dann wird auch die Göldenitzer Kapelle (Punkt 10) erwähnt, in der der Pastor 4 mal im Jahr predigt, wofür die Göldenitzer ihn eine Mark "Sundisch" gezahlt hätten. Die übrigen Wünsche beziehen sich auf regelmäßige Lieferungen der Getreideabgaben, Akzidetien und sonstige Zahlungen und auf gewissenhaftere Respektierung seines Ackerlandes, von dem die Bauern manches Stück abgepflügt hätten. Die letztere Klage tritt noch deutlicher in einem zweiten Zettel hervor, der undatiert ist, aber aus derselben Zeit stammen muß. darin führt Schyrlentius an, daß die Petschower Bauern ihm kein Holz und keinen Torf anführen, seine Zäune zerbrechen, die Kinder seine Fenster einwerfen , auf seinem Acker Pferde und Ochsen weiden usw. Am Schluß heißt es dann: "In Summa, sie tun mir den größten Schaden, aber die geringste Gift (d.h. kaum eine Gabe) kriege ich vom ihnen". Darnach scheint Schyrlentius unter den Bauern zu Petschow ein recht schweres Leben gehabt zu haben, und mit ihnen nicht ganz fertig geworden zu sein. Am bedeutsamsten erscheint der letzte Punkt dieser Klagen: "Das Geld wird aus dem Gotteshaus ausgelehnet, und kumt nicht die Hälfte wieder ein". Damit wird ein schwieriger Punkt im damaligen Pfarrgeschäft berührt, der uns auch in dem 1603 beginnenden Kirchenrechnungsbuch entgegentritt. Die Verwaltung des damals scheinbar recht bedeutenden Kirchenvermögens wurde in jener Zeit, wo man es noch nicht auf die Bank geben konnte, in seinem vollem Umfange ausgeliehen, zum größtem Teil an die Patrone, die darauf ein gewisses Vorrecht gehabt zu haben scheinen , aber auch an die Bauern der Umgegend, ja auch an die Tessiner oder Rostocker Bürger.
So hat Lorenz Preen in Bandelstorf 1603 400 Reichstaler von der Kirche geliehen, wofür er 6 Prozent Zinsen zahlt. Eine Anna Jörcken hat 1599 33 Reichstaler geliehen, die sie 1614 zurückzahlt, aber gleich darauf von neuem 100 Reichstaler leiht. Summen von 4, 20 und 10 Reichstalern haben damals ein Petschower und ein Wolfsberger Bauer sowie ein Tessiner Bürger usw...... Im ganzen werden etwa 50 Reichstaler solcher kleinen Summen aufgezählt, und dazu besitzt die Kirche in bar damals 88 Reichstaler, so daß sie ein Vermögen von 600 Reichstalern hat. Die Verwaltung dieser Gelder aber lag damals in den Händen der "Kirchengeschworenen" (Juraten), deren es in Petschow meist 3 gab, 1603 ein Petschower, ein Kokendorfer und ein Schlager Bauer. Sie hatten die Zinsen für alle diese ausgeliehenen Gelder einzuziehen, und ebenso die Pachten für den verpachteten Kirchenacker : das aber war keine einfache Aufgabe, denn das Zahlen der Zinsen verzögerte sich oft um Jahre. Es ist immerhin beachtlich, daß wir hier einen gewissen Einblick in die kirchlichen Finanzen gewinnen, die zu katholischer Zeit völlig undurchsichtig sind, und daß die Kirchengeschworenen, in Petschow meist "Vorsteher" genannt, im Stande sind, den Pastor bei der Führung der Kirchenfinanzen weitgehende Hilfe zu bieten. Die Abrechnung hierüber wird meist alle 2 - 3 Jahre in Gegenwart der Patrone, der "Vorsteher" des Pastors und später meist auch des Küsters abgehalten. Übrigens hat der alte Schyrlentius, der damals schon 77 Jahre zählte, die Kirchenrechnung nach der Einrichtung des neuen Rechnungsbuches von 1603 zunächst selbst mit seiner merkwürdig verschnörkelten Handschrift geführt,1604 und 1605. Dann bricht seine Handschrift ab, und die Rechnung wird für 1605 von einer ausgesprochen ungeschickten Hand, und zwar auf platt - deutsch weitergeführt, das muß einer der Juraten sein, wahrscheinlich der Petschower Peter Brandt (79 Jahre)und vielleicht irgend eines Zufalls (Schlaganfalls ?) wegen, zur Rechnungsführung nicht mehr im Stande , und zu Anfang des Jahres 1606 dachte man dann tatsächlich, offenbar aus zwingenden Gründen, an seine Emeritierung.
Die Emeritierung eines Pastors war ja zu jener Zeit, wo noch keinerlei landeskirchliche Versorgung der Emeriten bestand, keine ganz einfache Sache.
Aber die Preens nahmen sich der Frage getreulich an und beriefen zum 6. April 1606 den damaligen Superintendenten Dr. Lucas Bachmeister aus Rostock nach Petschow, um mit seiner Beihilfe einen sehr umsichtig und sorgfältig ausgearbeiteten Emeritierungs -Vertrag aufzusetzen, der sich erhalten hat. Von den 1605 angegebenen "Lehnjunkern" Preens fehlen im Protokoll freilich 2 der damals genannte "Älteste Jürgen Preen" auf Wendtorf, der wohl inzwischen gestorben oder zu hinfällig war, um den weiten Ritt von dort nach Petschow zu machen, und Woldemar Preen auf Gubkow, dessen Witwe aber erwähnt wird, so daß er sicher inzwischen verstorben war. Hingegen erscheinen von den Bandelstörfern Lorenz P. (1605 genannt), und der offenbar viel jüngere Ludwig Preen, der gemeinsam mit einem Johann Preen, offenbar seinem Bruder, also auch einem Bandelstörfer, untersiegelt. Aus Gubkow sind anwesend Heinrich Preen (1605 genannt) und merkwürdiger Weise dessen Mutter "Katharina Zepelins, sel. Charin Preens hinterlassene Witwe auf Gubkow". Ihr 1605 nicht genannter Mann muß also schon vor 1605 verstorben, vielleicht ein Bruder des damals noch lebenden Woldemar gewesen sein. Seine Witwe wird als Frau 1605 unter den "Lehnjunkern" natürlich nicht genannt, nimmt aber 1606 als tatkräftige Frau persönlich an der Emeritierung des alten Pastors teil, dessen Schicksal ihr am Herzen zu liegen scheint. Als letzter zeichnet Otto Preen auf Wehnendorf, der 1605 als letzter Patron genannt wurde. So besteht die Vertretung der Patronatsfamilie hier tatsächlich, wie schon 1603, aus den Besitzern der 3 Güter Bandelstorf, Gubkow und Wehnendorf, weil die übrigen besitzlichen Vertreter der Familie zu weit ab wohnen oder vielleicht inzwischen ausgestorben sind. Aber in der Einleitung des Vertrages nennen sie sich "die Preenen, erbgesessen auf etc., Patronen der Kirchen zu Petschow". Nicht der Besitz bestimmter Güter steht im Vordergrunde, sondern im altmodischen Plural nennen sie sich eingangs "die Preenen". Das alte Familien - Patronat wird darin noch angedeutet, obgleich es bereits auf die 3 letzten Güter, die die Preens damals noch in der Gegend besaßen zusammengeschrumpft ist. Die hier genannten Patrone versprechen feierlich, dem emeritierten Pastor eine bestimmte Menge Getreide jährlich zu liefern. Dabei wird eigentümlicher Weise auch der nicht anwesende eingepfarrte Junker Chritoph Stoyslof auf Pankelow mit 3 Scheffeln Roggen und 3 Scheffeln Gerste herangezogen, nicht aber der Besitzer von Petschow und Wolfsberg, die noch immer zu Lüsewitz gehörten, welches Gut sich seit etwa 1550 im Besitz einer Familie von Bevernest befand. Doch sollen alle Bauern der Gemeinde dem alten Pastor jährlich je 2 Schillinge zahlen. Sollte die Frau Schyrlentius ihren Mann überleben, so soll sie nachher als Witwe von allem die Hälfte haben. Bis Michaelis 1606 soll er noch die laufenden Einnahmen haben und das Pfarrhaus bewohnen, dann aber die "Wedem" (Pfarrhaus) räumen, und in den "Kahten", "so zu der Wedem gehörig", ziehen, den z.Z. noch ein Bauer bewohnt und den die Patrone für ihn "bauen", d.h. renovieren lassen wollen. Nach dem Tode soll die Witwe "den ´Kahten die Zeit ihres Lebens mit allem hinzugehörigen Acker frei bewohnen". Nach ihrem Tode soll der Pastor die Nutznießung des Katens wieder haben, "doch mit dem Bescheide, daß er künftig samt dem Acker von der Pastoren Witwen, da etzliche sein werden, soll bewohnet werden". Dieser Katen, der hiermit 1606 förmlich zum Witwenhaus der Pfarre Petschow erklärt wird, ist das alte Vikariengehöft; noch bei der Visitation von 1649 wird es der "sogenannte Vikarienkaten " genannt, "der zum Gebrauch eines Emeritus oder einer hinterlassenen Witwe" unterhalten werde. Endlich geloben die Patrone noch, falls sich nach der Emeritierung "eine gelehrte und qualifizierte Person" als Nachfolger fände, die Lust hätte, sich "mit einer des Pastoren Töchter ehelich einzulassen", so wollten sie dies Sache nach Möglichkeit fördern. Da der Nachfolger noch im Sommer 1606 ins Amt trat, ist dieser Emeritierungsvertrag zu Michaelis 1606 jedenfalls in Kraft getreten, und der alte Pastor hat damals den für ihn renovierten "Vikarienkaten" bezogen. Noch 4 Jahre hat er hier verbracht, die Frau starb schon ein Jahr vor ihm am 19. Mai 1609, er selbst am 9.Juni 1610 83 Jahre alt. So ist der alte Vikarienkaten damals nicht eigentlich zum "Witwenkaten" geworden, wozu er bestimmt war. Dem alten Schyrlentius rühmt sein Nachfolger nach, daß er wohl gelehrt gewesen, vier Sprachen beherrscht habe (außer Deutsch wohl Lateinisch, Griechisch und Hebräisch), dabei mit besonderer Vorliebe Geschichtsstudien und Musik getrieben habe, wobei er sowohl mit dem Kirchengesang als auch dem Spiel der laute, Geige und Flöte gut vertraut war. Der Nachfolger Joachim Olearius aus Wilsnack in der Prignitz, hatte in Rostock studiert ( immatr. 1603 ) und wurde schon in jungen Jahren, wie er selbst berichtet, zu Johannes (24. Juni) 1606 "von den Edlen und Ehrenfesten Junkern, den Preenen", nach Petschow berufen. Die Prüfung und Ordination fand am 15. August jedenfals auch durch den Superintendenten Dr. Bachmeister in Petschow statt, und noch im selben Herbst trat er tatsächlich in die Ehe mit Elisabeth Schirlentz, einer Tochter des Vorgängers, die wieder vor ihm (12. August 1639) starb, so daß der "Witwenkaten" wieder nicht in Funktion trat, sondern nachher weiter vom "Pfarrbauern" bewohnt wurde. Der junge Pastor hat zunächst sich wohl vom Schwiegervater in die Amtsgeschäfte einführen lassen, bald nach dessen Tode aber wieder eine Kirchen - Visitation veranlaßt, zu der die Patrone, die "Sämtliche Gevattern die Preene" den Superintendanten am 18. April 1611 einluden. Über diese Visitation sind recht ausführliche Akten erhalten, die aber wenig Neues zu Tage fördern. Wir erfahren, daß die Kapelle in Göldenitz leider nicht mehr zum Gottesdienst gebraucht wird, weil sie verfallen ist und daß Olearius, genau wie sein Vorgänger 1580 viel über Wirtschaftsschwierigkeiten zu klagen hat, die im einzelnen aber nicht viel interessantes bieten. Es wird aber doch erreicht, daß Gregorius Bevernest, der Besitzer von Lüsewitz und Petschow, seinen Petschower Bauern befiehlt, "dem Pastoren hinfür keinen Abbruch am Acker zu thun". Es ist ferner interessant, daß der Pastor hier auch die Forderung stellt, "das Crucifix zu eleviren und wieder aufzurichten, Altar und Kirche zu illuminieren", Das kann sich nur um das schöne große Cruxifix in der Kirche handeln, das wahrscheinlich zu evangelischer Zeit von seinem alten Platz entfernt und bei Seite gestellt war. Olearius verlangt aber, daß es wieder in würdiger Weise aufgestellt wird. Es ist wahrscheinlich, daß das Cruzifix damals seinen heutigen Platz an der Nordwand des Kirchenschiffes erhalten hat. Auch für die Erneuerung der wahrscheinlich damals schon abgängigen Bemalung (illuminieren) von Kirche und Altar interessiert sich der Pastor, auf dessen Anregung wohl auch die Stiftung der 1610 von den Preens errichteten schönen, in edlem Renaissance - Stil gehaltene Kanzel zurückgeht. Sie ist das letzte Ausstattungsstück der Kirche, das von den Preens gestiftet und mit ihrem Wappen geschmückt ist. Die alten Patrone haben also durch die Abschaffung von Ablaß und Seelenmesse nichts von ihrer Gebefreudigkeit eingebüßt, und die damaligen Vertreter des Geschlechts, Lorenz, Ludwig und Johann Preen auf Bandelstorf, Heinrich Melchior und Joachim Preen auf Gubkow und Otto Preen auf Wehnendorf waren ebenso bereit, für die würdige Verkündung des Gotteswortes "zu Ehre Gottes" eine wertvolle Stiftung zu leisten, wie ihre Vorfahren im 14. Und 15. Jahrhundert zur Beförderung ihres Seelenheils durch Seelenmessen. Aus der Zeit dieses Pastors wissen wir sonst nicht viel. 1612 verstarb der Erbherr auf Pankelow Christoph Stoylslef und wurde in der Kirche begraben, wofür er der Kirche 50 Taler gelobt hatte, die aber nach langen Verhandlungen erst 1619 von seinem Sohn Arnd Stoyslef bezahlt wurden. Andere, heute merkwürdig berührende Legate erhielt die Kirche dadurch, daß es beim Begräbnis von Edelleuten üblich war, ihnen ein aufgezäumtes "Leitpferd" im Leichenzuge nachzuführen, welches dann als Eigentum der Kirche zufiel, es wurde natürlich von der Kirche verkauft, aber meist nicht gleich bezahlt, sondern der Käufer zahlt nur die Zinsen für das übernommene Kapital, und bezahlte dieses oft viel später oder gar nicht. So hatte das Leitpferd des Chaim Preen auf Gubkow, der um 1604 starb, ein Herr Melchior Vieregge, erbgesessen auf Benitz, für 60 Taler übernommen, wofür der Zinsendienst sich über ein halbes Jahrhundert hinzog. Das Leitpferd des 1624 in Bandelstorf verstorbenen Junkers Daniel Preen soll mit 30 Talern bezahlt erden. 1623 wird das Leitpferd eines Junkers Hartwig Buchwald dem Petschower Bauern Chim Schenke für 10 Taler "zugeschlagen". Eine veränderung bedeutete es, daß 1628 5 Bauernstellen in Göldenitz von der Hospitalverwaltung "niedergelegt" und zu einem "Meierhofe" zusammengelegt werden. Ob diese Maßnahme vielleicht schon mit der 1627 erfolgten Besetzung Mecklenburgs durch Wallenstein zusammenhing, die ja die Steuerkraft des Landes stark anspannte, jedenfalls war es der Anfang zu Bildung des Gutes Göldenitz. Nach dem Abzuge Wallensteins aber kamen die berüchtigten Durchzüge der Kaiserlichen, die 1631 unsere Gegend auch heimsuchten. 1633 wird die Kirchenrechnung nach 8 Jahren erst wieder revidiert, wobei bemerkt wird, daß "in dem elenden Kriegswesen die Kirche zu Petschow an Ornat, Messgewand, Kelchen und Patenen, auch Vorrat des Geldes, von den Kaiserlichen Savellischen und Croaten ganz ausgeplündert ist". Weiterer Schade scheint Damals nicht entstanden und der Pastor die ganze Zeit über in Petschow geblieben zu sein, aber aus den nun folgenden Jahren fehlt es ganz an Aufzeichnungen. Außerdem erfolgen verschiedene Todesfälle in der Preenschen Familie, die vielleicht auch mit den Kriegsereignissen zusammenhängen und den Bestand der Familie lichteten. 1631 stirbt Lorenz Preen auf Bandelstorf, bald darauf am 08. Juni 1635 Heinrich Preen auf Gubkow und 1638 Otto Preen auf Wehnendorf, der zuletzt als herzoglicher Rat in Güstrow lebte. Doch bezahlen die Vormünder seiner Kinder 1638 1639 noch die Abgaben aus Wehnendorf. Als sich die Kassenrevisionsconferenz nach den schlimmen Durchzügen von 1637 und 1638 am 15. Januar 1639 endlich wieder im Pfarrhaus zusammenfinden sind nur zwei junge Patrone anwesend : Volrath Preen, Lorenz Sohn auf Bandelstorf, und Hartwig, der Sohn Heinrichs, auf Gubkow, die "weil keine Vorsteher gewesen" (die 3 von 1633 waren wohl inzwischen dem Kriege zum Opfer gefallen), noch 2 Edelleute als Zeugen koopierten, einen Caspar Vieregge (wohl einen Verwandten) und Joachim Friedrich Bevernest, der letztere, Besitzer von Lüsewitz und Petschow, erscheint aber nur dies eine Mal gleichsam Gastweise auf der Konferenz und wird zu Patronatspflichten in keiner Weise herangezogen. Pastor Olearius aber, von dessen Kriegserlebnissen wir leider nichts näheres wissen, scheint ein gebrochener Mann zu sein. Er unterschreibt das Protokoll als "senior Pastor" (alter Pastor), und darunter steht "Caspar Schulz jun. Pastor tunc temp.", d.h. "zu der Zeit jüngerer Pastor". Olearius hat also damals einen Hilfsprediger gehabt, der übrigens schon seit Ende 1638 mit seiner Tochter Magarete verheiratet war, ihm also wohl einige Zeit beigestanden hat. Danach muß Pastor Olearius, der damals erst etwa 55 Jahre gezählt haben kann, schon ein verbrauchter Mann gewesen sein, der zur Amtsführung nicht mehr recht fähig war. Am 12. August 1639 verlor er noch seine Frau und starb selbst 3 Jahre später am 16. Mai 1642 nach 36järiger Amtstätigkeit in Petschow, ca. 60 Jahre alt. Ob 1638 bei der Anstellung Schulz auch mit Olearius ein förmlicher Emeritierungsvertrag, wie mit Schyrlentius, aufgesetzt wurde, und ob auch er zuletzt im alten "Vikarienkaten" oder bei seinen Kindern im Pfarrhause gelebt hat, ist unbekannt, denn darüber sind keinerlei Aufzeichnungen erhalten. Darin zeigt sich die ganze Dürftigkeit der Lage auch in Petschow in jenen Jahren nicht nur die Juraten waren tot und fehlten, sondern auch der alte Küster scheint tot zu sein, denn seine Unterschrift fehlt, und der ganze Vorrat an Kirchengeld beträgt 1 Taler und 10 Schillinge. So wenig wir leider auch über die Ereignisse der letzten Jahre in Petschow wissen, so gewinnt man aus dem allen doch den Eindruck, daß in den furchtbaren Jahren der Tod hier reiche Ernte gehalten haben muß, und daß die Verhältnisse im Zeichen einer radikalen Verarmung standen.
Von der Wahl des nächsten Pastors ist leider nichts bekannt. Dieser Caspar Schultze, stammte aus Arendsee in der Altmark, ist im April 1635 in Rostock "immatrikuliert" worden und muß noch jung an Jahren gewesen sein, als er zu Ende des Jahres 1638 Gehilfe und Schwiegersohn von Olearius wurde. Da das erste Kind seiner Ehe mit Margarete Olearius schon im Juli 1639 geboren wurde, hat die Eheschließung und die wohl gleichzeitige Anstellung als Hilfsprädiger jedenfalls schon 1638 stattgefunden, im Januar 1639 unterschreibt er sich als "jüngerer Pastor" und nach Olearius Tode rückt er 1642 zum ordentlichen Pastor auf. Aber wer ihn 1638 zum Hilfsprediger nach Petschow berufen hat und 1642 zum ordentlichen Prediger voziert hat berichtet er nirgends. Da aber schon Olearius von "den allen Junkern den Preenen" berufen wurde und das Protokoll der Kirchenvisitation 1649 zu Schulzes Zeit sagt, daß "semptliche Preenen" Patrone der Kirche zu Petschow sind, so kann es keinen Zweifel unterliegen, daß auch seine Vokation von den Vertretern der Familie Preen ausgegangen ist, und daß dies 1638 das alte Familienpatronat noch im vollen Sinne ausgeübt hat. Freilich waren von den Patronen damals nur die beiden jungen Besitzer von Bandelstorf und Gubkow, Volrath und Hartwig Preen nach für Wehnendorf mögen die Vormünder der unmündigen Kinder Otto Preens (+1638) das Patronat vertreten haben, die mehrfach genannten Edelleute Claus Hahn und Paulen von der Lühe. Mehr Vertreter der einst so zahlreichen Familie Preen scheint es damals nicht mehr gegeben zuhaben, im 30jährigen Kriege mögen manche von ihnen gefallen oder verstorben sein. Nach 4 Jahren hielten die beiden genannten Patrone dann 1643 wieder Rechnungsrevision, an der jetzt wieder 2 Juraten und der inzwischen neu ernannte Küster Hans Semmlow teilnahmen. Die Juraten legen befriedigende Abrechnung ab, und der "Vorrat" an Bargeld beträgt doch wenigstens 8 Reichstaler 20 Schilling. Aber "mit den Restanten ist es geblieben als es gewesen 1633", d.h. Zinsen der mannigfachen ausgeliehenen Kapitalien sind inzwischen nicht eingegangen, die Verarmung war dazu offenbar noch zu groß. Ausführlichere Einblicke gestattet dann das erhaltene, schon mehrfach erwähnte Protokoll der Generalvisitation vom 1. April 1649, die der Superintendent Samuel Arnoldi mit mehreren herzoglichen Beamten abhielt. Das Patronatsrecht "gehört" - wie es hier heißt - "sämtlichen Preenen ".
Aufgezählt werden dann Vollrath Preen zu Bandelstorf und dessen bisher nicht genannter jüngerer Bruder Adam Preen zu Dummerstorf. Wohl besaßen die Bandelstorfer Preens schon früher Bauernstellen in Dummerstorf, aber ein adliger Hof in Dummerstorf tritt erst hier auf, er ist wohl erst durch das Legen der im 30jähriegen Kriege größtenteils ausgestorbenen Bauern jetzt entstanden und dann Vollraths jüngerem Bruder Adam zugesprochen worden,der aber als Preen auch unter den Patronen aufgezählt wird, neben diesen wird Hardwig Preen auf Gubkow genannt, und als letzter Hans Albrecht Preen "zu Vitow . Letzterer war der inzwischen zu Mündigkeit gelangte Sohn des 1638 verstorbenen Wehnendörfers Otto Preen. Doch wird Hans Albrecht hier nicht nach dem alten Stammgut Wehnendorf genannt, dieses war offenbar noch von den Vormündern verpfändet worden, denn als sei Pfandbesitzer wird im Protokoll später (und noch bis 1656) ein Joachim Burmeister genannt. In Vitow aber war wohl inzwischen auch ein neuer adliger Hof erbaut, den der junge Hans Albrecht Preen zunächst bewohnte. Hieraus geht deutlich hervor, daß 1649 das Patronat noch nicht an den Gütern Bandelstorf, Gubkow und Wehnendorf haftete - wie späterhin, sondern an der Familie Preen, denn der damalige Wehnendorfer pfandbesitzer wird nicht als Patron genannt, wohl aber 2 außerhalb des Kirchspiels lebende Preens, einer auf Dummerstorf und einer auf Vitow, auf Gütern, die als solche später nichts mit dem Patronat zu tun hatten. Interessant ist ferner die Aufzählung der nach dem Kriege noch übrigen Bauern ; in Petschow 5 (früher 14) in Kockendorf 4 (früher 8), in Siden - Gubkow 2 (früher 10) in Göldenitz 6 (früher 13), in Schlage 3 (früher 10), in Pankelow 3 (früher 9), in Godow 3 (früher 6) und nur Wolfsberg hat mit 4 Bauern seinen alten bestand behalten. Im ganzen ist damit die Bauernschaft des Kirchspiels von 74 Bauernstellen auf 30 Bauernstellen zurück gegangen. Viel wird im Protokoll über die Abgaben der "wüsten Bauernstellen" verhandelt, denn vieles Bauernland, bei dem das eigentlich dazugehörige Gehöft noch verwüstet dalag, war 1649 von den Nachbarn - Höfen und Bauern, wieder unter den Pflug genommen worden, von dem die neuen Nutznießer keine Abgaben zahlen wollten. Das aber wird ihnen jetzt zur Pflicht gemacht. Es ist anderseits auch klar, daß diese Zustände das Zusammenlegen des früheren Bauernlandes und seine Bewirtschaftung durch die Höfe begünstigten, ja z.T. vielleicht erforderten. Wohl nennt das Protokoll nur 3 "adlige Höfe", Bandelstorf, Gubkow und Pankelow. Aber Göldenitz war im Kriege ja schon ein "Meierhof" aus 5 zusammengelegten Bauernstellen entstanden, in Sieden- Gubkow und Pankelow verschwinden die letzten Bauern bald nachher und das Land wird von den Höfen Hohen- Gubkow und Pankelow übernommen, und auch in Petschow hat der Hof Lüsewitz scheinbar noch vor Ende des Jahrhunderts zur Bearbeitung des wüsten Landes einen "Hof" errichtet, der 1718 zum ersten Mal urkundlich auftritt und von einem Pächter bewirtschaftet wurde.
Eine mühsame Arbeit der Visitation war auch das Aufrechnen aller alten Legate und Stiftungen, und der inzwischen angelaufenen Zinsen, sogar die Leitpferde Daniel Preens (von 1624) und Carin Preens (von 1605) erscheinen wieder in der Aufrechnung. Aber es wird ein genauer Bestand de vorhandenen Pfarrackers aufgenommen, und alle Abgaben werden neu festgesetzt. So hatten die Verhältnisse hier sich durch den großen Krieg in mannigfacher Weise geändert, ziehen sich aber allmählich doch wieder zurecht. In späteren Jahren Pastor Schulzes ist aber damals noch ein Kriegsgewitter durchs Land gezogen, die Durchmärsche besonders polnischer und kaiserlicher Truppen während des schwedisch - polnischen Erbfolge - Krieges (1656 - 1660), die 1659 offenbar auch unsere Gegend berührten und auch in Petschow zu Plünderungen führten, denn beim Inventar bemerkt Pastor Schulze 1659 bei einem "weiss leinen Altarlaken" ist anno 1659 im Kriege wegkommen. Und 1665 stiftet der Patron Hans Albrecht Preen der Kirche 25 Gulden "zu deren baulichen Unterhalt", die er "bei der letzten Kriegszeit Gott angelobt, wenn Gott diesem Lande wieder Frieden und Ruhe bescheren würde". Der Kirche ist damals noch so manches gestiftet worden. 1653 stiftet der "unker Hartwig Preenen Hausfrau, Emerenze von Blüchern" der Kirche "ein leinen Altar Laken", 1663 der Pensionarius (Pächter) von Hof Göldenitz Johann Scheveke einen silbernen Kelch "von 32 Lot sampt dem Deckel und seine Tochter Christina ein Leinen Tuch dazu".
Als 1658 der Patron Vollbart Preen gestorben war und seine Frau, Ilsa geb, von Bülow, scheinbar etwa gleichzeitig, stiftet seine Tochter, die "Lehnjungfer Chathariena Lucia Preen" auf Bandelstorf einen silbernen Kelch, worauf der Spruch 1. joh.1 "Das Blut etc. (1. Joh. 1,7), Ihr Name und ihres seligen Vaters und Mutters Wappen gestochen". An diesen Vollrath Preen und seine Gattin erinnert noch heute der auffallend große Leichenstein, der jetzt in der Turmhalle der Kirche rechts aufgerichtet steht, und von dessen leider schon verwitterter Inschrift noch zu lesen ist : "Herr Volrad von Prehn auf Bandelstorf auch..... zu Dummerstorf Weiland hochsel. geborene Frau, Frau Ilsa von Bülow... Anno 1658 im 64. Jahr seines Lebens".
Merkwürdiger Weise trägt noch ein zweiter erhaltener Leichenstein, der jetzt vor dem Altar liegt, die Aufschrift "Volrad Pren Ilsa von Bülowen C I M L S I M GW ( wohl abgekürzt : Christus Ist Mein leben, Sterben ist Mein gewinn)" 1641. Diesen Stein hat das Ehepaar sich also schon zu seinen Lebzeiten, wie das damals üblich war, setzen lassen, vielleicht anläßlich der Vermählung. Den großen in der Vorhalle hatte ihnen wohl ihre einzige Tochter, die schon genannte Catharina Lucia, setzen lassen. Diese wird hier "Lehnjungfer" genannt, ein Zeichen, daß sie sehr an Bandelstorf hing und das Patronat des verstorbenen Vaters, mit dem diese Linie ausstarb, weiter führte. Ja, als sie bald darauf den Erbherren auf Groß Gi(e)vitz Daniel Friedrich von Voss heiratete, wohnte das Paar in Bandelstorf und er führte als "Pfandgesessen auf Bandelstorf", das er also in Pfand von den an sich erbberechtigten Preens übernahm, das Patronat im Namen seiner Frau weiter. Es ist das erste Mal, daß wohl auf Grund des weiblichen Erbrechts ein Gutsbesitzer, der nicht "Preen" heißt, das Patronat in Petschow ausübt, und damit das alte Familienpatronat durchbrochen wird. Auch ein anderer Patron Volrads Bruder Adam Preen auf Dummerstorf, starb um diese Zeit und bei der Rechnungsrevision von 1658 ist nur Hartwig Preen auf Gubkow als Patron anwesend, der dort freilich ausdrücklich als "in Vollmacht seines Vetters Hans Albrecht Preen als Compatronen" und "in Vormundschaft Sel. Adam Preenen Erben" bezeichnet wird. Adam Preens erben waren nun zweifellos die Erben von Bandelstorf, das ihr ohne Sohn verstorbener Oheim Volrath ihnen hinterlassen hatte, und vom Vater her Besitzer auf Dummerstorf. Aber da Bandelstorf bald darauf an Herrn von Voss verpfändet wurde, der später als Pfandherr von Bandelstorf das Patronatsrecht ausübte, so scheint eine klare Regelung der Patronatsfrage damals nicht erfolgt zu sein. Hartwig Preen auf Gubkow aber, der zeitweilig als einziger anwesender Preen das Patronat vertrat, hat sich ein Verdienst an der Kirche dadurch erworben, daß er 1657, als eine der alten Kirchenglocken gesprungen war, die Umgießung dieser Glocke veranlaßte. Der Umguß erfolgte am 20. Juli 1657 durch den Rostocker Glockengießermeister Heinrich Lehmmejerr und kostete, wie verzeichnet steht, 140 Gulden. Während ein teil der Bezahlung von der Kirchenkasse geleistet wurde fand auch eine Sammlung dafür in der Gemeinde statt, deren Liste erhalten ist, und die immerhin etwa 80 Reichstaler einbrachte.
Der Patron hatte 40 Reichstaler gestiftet und aus der übrigen Gemeinde sind je 10 Geber aus Petschow und Göldenitz verzeichnet, 6 aus Kockendorf, 3 aus Gubkow, 3 aus Wolfsberg, 2 aus Schlage und je einer aus Bandelstorf, Godow und Sieden - Gubkow, aus Pankelow niemand. Aus Göldenitz sind es der Pensionarius (Pächter), der Schulze, 4 weitere Bauern, aber auch mehrere Knechte und eine "Dienstfrau auf dem Hofe", aus Petschow "der Müller in der Neuen Mühle" der Krüger, der Schulze, der Hirte, mehrere Bauern und auch mehrere Einliger, z.T. Handwerker. Aus Kokendorf zeichnen 3 Bauern, ein Zimmermann und 2 Frauen, aus Gubkow außer dem Besitzer und Patron noch der Schäfer und zwei nicht genauer bezeichnete Männer, aus Wolfsberg ein Bauer und 2 ausdrücklich als "Knechte" genannte, aus Schlage 2 Bauern, aus Sieden - Gubkow je ein Bauer, und aus Bandelstorf nur der Schäfer. So ist diese Sammlung immerhin ein erfreuliches Zeichen dafür,, daß es damals doch auch in weiteren Kreisen der Gemeinde nicht ganz an Gebefreudigkeit fehlte, daß inzwischen sich doch seit dem großem Kriege ein gewisser Wohlstand in der Gemeinde gebildet haben muß, und daß die Gaben aus den verschiedensten Schichten der Bevölkerung stammen, nicht nur von den wohlhabenden Müllern und Schäfern, sondern auch von den Bauern, ja selbst von Dienstfrauen und Bauernknechten.
Der offenbar sehr eifrige Patron Hartwig Preen verstarb aber etwa 1662 -64 und war wohl in der letzten Zeit leidend, denn bei einer Kirchenvisitation am 1. November 1662 verzeichnen die Visitatoren, sie sei abgehalten "in Abwesenheit der Herren Patronen, die da billig hätten dabei sein sollen". So gewinnen wir den Eindruck, daß das alte Preensche Familienpatronat jetzt im Aussterben ist. Hartwig Preen auf Gubkow hinterließ keine Kinder, der junge Hans Albrecht Preen lebte nicht im damals verpfändeten Wehnendorf, Bandelstorf war im Pfandbesitz des Herrn von Voss, des Gatten einer Preen, und nur in Dummerstorf hatte der junge Lorentz Preen, Adams (+ 1657) Sohn, damals seinen Besitz angetreten. Weitere Preens gab es nicht, und es wurde damit zweifelhaft, wie es in Zukunft mit dem alten Preenschen Familien - Patronat werden sollte.
Am 27. Juni 1667 verstarb Pastor Caspar Schulze zu Petschow im Alter von etwa 53 Jahren, nachdem er das Pfarramt hier selbst 28 Jahre lang geführt hatte. Da er sich nach 1663 zum zweiten Male verheiratet hatte, hinterließ er eine verhältnismäßig junge Witwe und eine ganze Reihe von Kindern. Während bei den beiden letzten Neubesetzungen 1610 und 1642 jedes Mal ein Schwiegersohn und Hilfsprediger des Verstorbenen mit Selbstverständlichkeit nachgerückt war, scheint die Neubesetzung der Pfarre jetzt besondere Schwierigkeiten gemacht zu haben, denn es folgte eine Vakanzzeit von 1 1/2 Jahren. Nun kam es in Mecklenburg damals häufig vor, daß man beim Vorhandensein einer jugendlichen Pfarrwitwe nach einen Nachfolger ausschaute, der diese zu heiraten bereit war, um damit auch die Kinder zu versorgen. Aber diesen Weg beschritt man hier nicht, wahrscheinlich war die Witwe selbst nicht dafür zu haben, denn sie heiratete noch 1668, wohl nach Ablauf des Trauerjahres, den Pastor "Erasmus" in Laage und zog fort. Den Witwenkaten hat also auch sie nicht bewohnt.
Man hatte ihr wohl den Wohnsitz in Petschow bis zu ihrer Wiederverheiratung gelassen, und schritt erst zu Ende des Jahres zu einer Neuwahl. Da damals Pastor Schultzes 2 ältesten Söhne bereits ausstudierte Theologen waren , hätte es nahegelegen, einen von ihnen zu wählen, oder eine der bereits erwachsenen Töchter durch die Wahl eines ledigen Nachfolgers zu versorgen ; auch das geschah hier nicht. Man wählte einen bereits verheirateten Nachbarsprediger, den 33järigen Pastor der kleinen Gemeinde Thulendorf, Matthäus Hauswedel, den Sohn eines früher in Rostock tätigen Pastors. Da dessen Frau nirgends genannt ist, ist ihr Name unbekannt. Es wäre aber nicht unmöglich, daß sie eine der älteren Töchter Schultzes war. Am 9.Dezember wurde er berufen, nachdem - wie Hauswedel selbst berichtet- der Herzog Gustav Adolf hierzu seine "Konfirmation und Bewilligung" gegeben hatte, und am 20. Dezember 1668 wurde er im "Beisein der hochedlen Herren Patronen" vom Superintendenten Janus eingeführt. Die vorherige Bestätigung durch den Herzog, die früher nicht üblich war, fällt auf und hängt vielleicht damit zusammen, daß damals auch eine neue Festsetzung stattgefunden hatte, wer zur Ausübung des Patronatsrechts in Petschow befugt war. Während wir früher sahen, daß das Patronat "sämtlichen Preenen" zustand, waren die Preen jetzt so zusammengeschmolzen, daß das seine Schwierigkeiten hatte. Zwar war der Besitzer von Wehnendorf, Hans Albrecht Preen, anwesend und wird als "auf lütken Tessin, Vitow und Wehnendorf Erbherr" bezeichnet: der zweite Patron ist Daniel Friedrich Voss "auf Bandelstorf Pfandherr" der wenigstens als Gatte der "Lehnjungfer Kaharina geb. Preen, dazu ein gewisses traditionelles Anrecht besaß. Gubkow aber war inzwischen (1665) offenbar zum Teil verkauft worden und war in 2 Teile gegangen, wie es dort ja auch früher schon 2 von 2 Brüdern bewohnte Höfe gab. Den einen Teil von Gubkow hatte Lorenz Preen auf Dummerstorf als Erbe übernommen oder gekauft, während den zweiten Teil dort der "Königl. Schwedische Hofrat" Dr. Christian Koch kaufte, ein Mann, der mit den Preens nichts zu tun hatte und als höherer Beamter in Rostock lebte. Und Pastor Hauswedel bezeichnet dabei anläßlich seiner Einführung diese beiden neuen Besitzer von Gubkow als Patrone, Lorenz Preen "auf Dummerstorf und Gubkow Erbherr" und Dr. Koch "auf Gubkow Herr". Da die Zulassung Dr. Kochs zum Patronat ein völliges Novum bedeutet, so liegt es nahe anzunehmen, daß sie vom Herzog Gustav Adolf anläßlich dieser Wahl, die er ja bestätigte, ausdrücklich festgesetzt war. Damit war aber das alte Familienpatronat der Preens, deren es ja 1668 nur noch 2, auf Wehnendorf und Dummerstorf - Gubkow, gab, tatsächlich aufgehoben, und das Patronat erscheint hier zum ersten mal an die Besitzer der 3 Güter Bandelstorf, Wehnendorf und Gubkow gebunden. Das ist eine solche Neuerung, daß es nicht wahrscheinlich ist, daß sie ohne obrigkeitliche Bestätigung stattgefunden hat, und daher ist eine Bestätigung dieser neuen Einrichtung durch den herzog wahrscheinlich, obgleich wir keine Urkunde hierüber haben. Die weiteren Veränderungen zu Pastor Hauswedels Zeit liegen auch in dieser Richtung. Als am 6. März 1672 Hans Albrecht Preen, der letzte der Wehnendorfer Linie "auf seinem Hof Lütken Tessin", wo er zuletzt gewohnt zu haben scheint, starb, und seine Frau Sophia geb. Von Platen "dieser Kirchen sehr guttätige Patronin" ihm am 20. Februar 1674 im Tode nachfolgte, ging das Preen - Wehnendorfsche Patronat auf seinen Schwiegersohn und Erben, den Marschall Cord von Barner über.
Der Leichenstein des alten Ehepares liegt noch heute in der Petschower Kirche, an der Nordseite des Altarchores, und Pastor Hauswedel erwähnt ausdrücklich, daß dieser Patron, obgleich in Klein Tessin wohnhaft, dennoch "in seinem Erbbegräbniß" in der Petschower Kirche begraben sein wollte und der Kirche in seinem Testament 40 Reichstaler vermachte. Her von Barner, der scheinbar nicht ständig in Wehnendorf oder Klein Tessin lebte, verkaufte diese Güter aber bald.1687 erscheint ein Major (Militärtitel werden Mode!) Gideon Du Puits als Besitzer von Wehnendorf und Patron von Petschow, in dessen Familie Gut und Patronat bis 1797 verblieben. Auch die beiden Gubkower Besitzer starben bald, Dr. Koch 1672 sein Hof in Gubkow wird dann für die Erben von einem Dr. Sibrand verwaltet, der auch das Patronat vertritt, das Gut aber 1675 an einen Lüder Holm verpachtet. Den anderen Hof erbt nach dem Tode Lorenz Preens (1678) dessen Bruder Joachim Dietrich Preen. Doch gehen beide Gubkower Höfe 1696 durch den Kauf in den Besitz eines Hauptmanns "Joachim von der Hardt" über in dessen Familie das nunmehr einherrig Gubkow bis 1752 verbleibt, und die auch das Patronat ausübt. Gubkow wird in jener Zeit im Kirchenbuch auch "Hadtshof" genannt. In Bandelstorf starb der Pfandinhaber und Patron Friedrich Daniel Voss (30.Mai 1689) und seine Gattin, die "Lehnjungfer" geb. Preen (27.April 1694). Der Sohn Carl von Voss übernahm das Gut und Patronat und errichtete seinen Eltern ein stattliches ausgemauertes Erbbegräbnis auf dem Petschower Friedhof unter der alten Linde, dessen Spuren noch heute sichtbar sind, der ursprünglich darauf liegende Leichenstein steht jetzt in der Turmhalle der Kirche, links in der Mitte. Doch löste der Dummerstorfer Joachim Friedrich von Preen 1696, als er seinen Gubkower Hof verkaufte, Bandelstorf aus dem Voss`schen Pfandbesitz wieder ein, so daß Bandelstorf seitdem wieder den Preens gehörte, die zwar in Dummerstorf wohnten, aber für Bandelstorf noch ihr altes Patronat über Petschow ausübten, während durch die 1668 in Kraft getretenen Bestimmungen von Gubkow und Wehnendorf jetzt endgültig an andere Familien übergegangen waren. Lüsewitz und damit auch Petschow und Wolfsberg gelangten übrigens um 1675 für etwa 50 Jahre an eine Familie von Grabau, die in Petschow offenbar den schon ernannten Hof erbauten, während Pankelow, noch den Stoisloffs gehörig, sich Ende des Jahrhunderts lange zeit im Pfandbesitz eines Herrn von Scheel befand. So wechselten die meisten Güter oft ihre Besitzer und Pfandbesitzer.
Zu Pastor Hauswedels Zeit taucht eine neue Frage in der Gemeinde auf, die bisher scheinbar noch nie brennend gewesen war, eine Art Rangstreit um die Gestühle in der Kirche. Uns sind lange Verhandlungen zwischen den Besitzern und Pfandbesitzern der verschiedenen Güter darüber erhalten, wem dieser oder jener Stuhl in der Kirche zusteht, aber auch die unteren Honoratioren der Gemeinde (Müller, Krüger, Schäfer und Jäger) verlangen ihr festes Gestühl, für das sie auch etwas zu zahlen bereit sind. Um mehr Sitzplätze in der Kirche zu schaffen und damit jedermann die Anwartschaft auf einen festen Stuhl, erbaute man schließlich an Ende von Pastor Hauswedels Zeit einen neuen "Chor" in der Kirche. Dieser Chor wurde, nach Pastor Hauswedels Beschreibung - "in der Kirchen oben ( d.h. über ) der Turm Tür quer über die Kirche gebauet", und ist hiernach der noch heute stehende Chor am Westende der Kirche, der später allerdings durch den Aufbau der Orgel verändert worden ist.
Major Du Puits auf Wehnendorf hatte dazu das Holz gestiftet, wofür "einen Stuhl auf dem Chor für sich nach Wehnendorf bleibend" beanspruchte Die anderen Nutznießer des Chorgestühls sollten für ihren Stuhl in der ersten Reihe 12, in den hinteren Reihen 8 Schilling´jählicher Miete zahlen. Die Kosten des Baues betrugen nach der Abrechnung 138 Reichstaler 5 Schilling, 1696 war er fertiggestellt. Bald darauf am 18. Dezember 1669, ist Pastor Hauswedel gestorben, 61 Jahre alt. Wer seine Frau war und ob diese den "Witwenkaten" nachher vielleicht bewohnte, ist leider unbekannt.
Zur Nachfolge gelangte Pastor Joachim Blanck, geb. 1672 als Pastorensohn in Prosekeen bei Wismar, der seit 1691 in Rostock studiert hatte, und scheinbar schon seit 1696 als Hilfsprediger im Pfarrhaus weilte, da er das Kirchenbuch schon seit 1 Januar 1697 führte. Er bezeichnet in der Anfangsnotitz Pastor Hauswedel als seinen "seligen Herrn Vater" war also wohl damals schon mit dessen noch sehr jugendlicher Tochter Clara Dorothea (geb. 1680) verheiratet oder wenigstens verlobt. Trotzdem seine Nachfolge naheliegend war, wurden aber jetzt von den 3 Patronen - zum ersten Mal in Petschow - der Gemeinde mehrere Kandidaten (wahrscheinlich 3) präsentiert, die zu Pfingsten 1698 (13. Juni) ihre Probepredigten hielten, und von denen Blank "von der damaligen versammelt gewesenen Gemeinde per Majou (durch Stimmenmehrheit) zum Prediger ordentlich und üblich erwählet" wurde. Dann erst erfolgte die am 10. Juli 1698 von den 3 Patronen Du Puits, Preen und von der Hardt feierlich ausgestellte, unterschriebene und untersiegelte Vokation, deren Urkunde sich im Pfarrarchiv erhalten hat. Obgleich Blank ja die Pfarrgeschäfte damals schon 1 1/2 Jahre lang führte und der Gemeinde also schon wohlbekannt war, hatte man die damals aufkommende Sitte einer Wahl durch die Gemeinde angeordnet, die hier als "ordentlich und üblich" bezeichnet wird, obgleich sie erst 1755 gesetzlich vorgeschrieben wurde.
Die 3 Patronatsgüter blieben zu Blanks zeit in denselben Händen und erbten sich vom Vater auf den Sohn fort. Der Sohn des 1715 verstorbenen Joachim Dietrich von Preen war der Rittmeister Claus Joachim von Preen, der Dummerstorf, Bandelstorf und das Bauerndorf Godow besaß, aber seinen Wohnsitz in Dummerstorf behielt, so daß damals 2 der Petschower Patrone außerhalb des Kirchspiels lebten. Petschow wurde zu einem Pachtgut, auf dem 1718 zum ersten mal ein "Pensionarius" Jürgen Boldt genannt wird, Lüsewitz, das noch immer im Besitz von Petschow war, kaufte um 1725 ein Herr von Sala, mit dem es allerhand Verhandlungen wegen Grenzstreitigkeiten in Petschow gab. Pankelow wurde von seinem letzten Besitzer aus der alten Familie, dem Rittmeister Carl Friedrich von Stoisloff, wiederholt verpachtet. Zu Pastor Blanks Zeit hatte die Kirche das Unglück, am 14. November 1721 von Dieben erbrochen zu werden, wobei ihr ganzes Abendmahlsgerät gestohlen wurde, damals stifteten die 3 Patrone jeder einen sehr schönen silbernen vergoldeten Abendmahlskelch mit Patene, die Namen und Wappen der Stifter tragen und der Kirche bis heute dienen. Der Pastor und seine Frau stifteten dazu die silberne Oblatendose. Leider findet sich in den erhaltenen Akten aus jener Zeit aber nichts über die Erbauung des neuen sehr stattlichen und schönen Barock - Altars der unser Kirche bis heute dient und die Inschrift "Anno1707" trägt. Ob die Patrone die Initiative zu dieser Neuerung ergriffen, wer das gewiß recht teure Werk bezahlte und wer sein Erbauer ist, ist leider unbekannt. Durch den Chor und den neuen Altar gewann das Innere der Kirche damals etwa das Aussehen, das sie noch heute hat. Übrigens finden sich zu dieser Zeit im Jahre 1734 in der Kirchenrechnung Pastor Blanks Andeutungen darüber, daß damals die Gewölbe der Kirche ausgeweist wurden, eine für unseren Geschmack recht zweifelhafte Verschönerung, durch die die interessanten alten Gemälde verschwanden. Diese Ausweißung lag im Geschmack der Zeit, des sogenannten Rationalismus. Es wurde damals nämlich eine große Menge Kalk angeschafft ("5 Last Kalk zur Kirchen") an die Maurer und ihre Gesellen wurde ein sehr hoher Tagelohn ausgezahlt (61 Reichstaler 4 Schillinge), und es wurden 2 Leitern und 4 große Bretter, die notwendig, da das Gewölbe ausgestrichen, angeschafft. Obgleich damit nicht direkt gesagt ist, das es sich um die Ausweisung der ganzen Kirche handelte, so ist das doch wahrscheinlich, denn ähnliche Andeutungen finden sich in diesen Jahren sonst nicht, und aus dieser rationalistischen Zeit muß die Ausweissung der Kirche stammen. Sonstige wesentliche Änderungen fanden zu Pastor Blanks Zeit nicht statt. Er starb nach fast 40jähriger Amtsführung,65 Jahre alt, zu Petschow am 18. Februar (Fastnacht) 1738. Seine Ehe mit Clara Dorothea geb. Hauswedel war Kinderlos geblieben, doch mag die Witwe, die ja die Tochter eines Petschower Pastors war und offenbar an Petschow hing, das Ihrige dazu getan haben, um noch recht lange in Petschow zu bleiben und die Wahl nach einer Vakanzzeit von über 2 Jahren auf einen Verwandten zu lenken.
Der Nachfolger Mattäus Johannes Hauswedel wurde endlich am 26. März 1740 von den drei Patronen voziert, nachdem ein herzögliches Schreiben vom 4. März sich hiermit einverstanden erklärt hatte. Am 3. April wurde er dann der Gemeinde "solitaire", d.h. als einziger präsentiert, hielt seine Wahlprädigt und wurde am 3.April sofort ordiniert und eingeführt vom hierzu beauftragten Senior Pastor Hahn zu Güstrow. Er war der Gemeinde kein unbekannter, sondern hatte - wie das Vokationsschreiben ausdrücklich sagt - "eben dieser Gemeinde bereits mit Predigten während der Vacance sich sonderlich gefällig gemacht". Da schon die Abrechnung der Kirchenrechnung von 1739 von seiner Hand herrührt, so muß er schon seit etwa einem Jahr im Petschower Pfarrhaus gewohnt und Vertreterweise gepredigt haben. Er war ein Enkel des ersten Pastors Hauswedel zu Petschow, Sohn des Pastors Conrad Hauswedel zu Plau, wo er 1709 geboren war, hatte seit 1729 in Rostock studiert und muß nach Beendigung seines Studiums schon anderswo, vielleicht als Hauslehrer, tätig gewesen sein, bevor er 1739 nach Petschow kam, wohl um seine Tante, der Pastorin Blanck beizustehen und bei der Vakanzbedienung zu helfen. Wann Frau Pastor Blank starb und ob sie den Witwenkaten bewohnte, ist unbekannt.
Mit seiner Wahl scheint die Familie sicher gerechnet zu haben, denn am selben 3. April, dem Tage seiner Ordination, wurde er in Petschow mit seiner Cousine Margarete Dorothea Lampe getraut,deren Mutter auch eine geborene Hauswedel war. So wurde Petschow jetzt zu einer rechten Familienpfarre der Hauswedels. Zu Mattäus Johannes Hauswedels Zeit ist in Petschow sehr viel gebaut worden, worüber das von ihm mit einer bisher hier nicht üblichen Sorgfalt geführte Kirchenrechnungsbuch Auskunft gibt.
Das bedeutendste war der Neubau des heute noch stehenden Pfarrhauses , das am 1. Juni 1742 gerichtet und scheinbar schon am Ende des Jahres bezogen wurde. leider ergeben die Angaben darüber kein klares Bild, weder über die Kosten des Baues, noch über den Baumeister. Später wurde 1750/51 die Turmhaube umgebaut, 1765 das Witwenhaus und 1767 die Pfarrscheune ganz neu errichtet. Die Güter des Kirchspiels gingen in dieser Zeit viel von Hand zu Hand. Der auf Dummerstorf lebende Patron Rittmeister Claus Joachim von Preen kaufte 1739 vom letzten Stoisloff das Gut Pankelow und etwa gleichzeitig Teschendorf, so daß er, zeitweilig der einzige noch übrige Preen, in seiner Hand einen bedeutenden Besitz vereinigte, in unserem Kirchspiel Bandelstorf, Pankelow und Godow, außerhalb desselben noch Dummerstorf, Teschendorf und Kl. Schwarfs, aber auch Wendorf und Bomshof gehörten ihm, wohl noch als Preensches Erbteil. Doch besaß er eine Reihe von Söhnen, und unter diese wurde der Besitz nach seinem Tode 1749 verteilt. Der älteste Sohn, Hauptmann Joachim Ulrich von Preen, übernahm Bandelstorf, Teschendorf und Godow und versah jahrelang das Patronat über Petschow ; er lebte in Bandelstorf und hatte Teschendorf verpachtet. Der zweite Sohn Joachim Dietrich wurde Jurist und später Hofgerichtsassessor in Güstrow, er übernahm um 1770 Pankelow, verkaufte es aber 1785 an einem Herrn von der Lühe. der dritte Sohn Otto wurde Offizier, später Major und scheint kein Gut besessen zu haben. Der vierte Sohn Claus Joachim übernahm Dummerstorf und 1749 - 1770 auch Pankelow, das er aber dann seinem Bruder Joachim Dietrich abtrat. Er führte den Titel Kammerherr, später Oberhofmeister und scheint sich viel in Schweden bei Hofe aufgehalten zu haben. Gubkow ging 1752 von den von der Hardts an einem Hauptmann Joachim Bernt von Engel über, der es 1752 bis 1768 (verstorben) besaß, nachdem das Gut 1768 - 1780 für seine Erben verwaltet war, kaufte es 1780 der Jägermeister Johann Karl Stein. Dieser stammte aus Göldenitz, das schon sein Großvater und Vater seit etwa 1700 in Pacht gehabt hatten, und das er nach des Vaters Tode 1781-1790 neben Gubkow weiter bewirtschaftete. Lüsewitz und Petschow nebst Wolfsberg hatte nach Herrn von Salas Tode (1729) ein Hauptmann von Zülow erworben, der diese Orte aber schon 1745 an den Major Gustav Philipp von Walsleben weiterverkaufte. dessen Sohn, Rittmeister Carl David von Walsleben verkaufte Lüsewitz um 1770 und kaufte dafür das kleinere und näher nach Rostock gelegene Gut Neuendorf, während er das Pachtgut Petschow und das Bauerndorf Wolfsberg behielt.
Werfen wir von da aus einen Blick auf die Bauernschaft der Gemeinde, so finden wir diese in der wirtschaftlich sehr schweren Zeit des 7jährigen Krieges (1757-1763) in offenbaren weiteren Rückgange. Zwar bestand noch das reine Bauerndorf Kockendorf, das teils zu Wehnendorf, zum größten Teil aber zu Gubkow gehörte, in Pankelow aber wurden die letzten Bauern in dieser zeit gelegt und die Göldenitzer Bauern schrumpften auf 4 zusammen. In Schlage wurden von der Hospitalverwaltung durch Zusammenlegung die 4 großen Bauernstellen gebildet, während einer der dortigen Bauern noch immer unter Bandelstorf stand. In Petschow scheinen die meisten Bauern um diese Zeit, seit Errichtung des Hofes, gelegt worden zu sein, und nur die 4 Wolfsberger Bauernstellen bestanden noch. Doch waren die Dienste der als "erbuntertänig" behandelten Bauern damals so gesteigert worden, daß die etwa 20 im Kirchspiel noch vorhandenen Bauern schon ein sehr gedrücktes Dasein führten.
An den 7järigen Krieg erinnert es auch, daß 1759 eine "preußische Kontrubution" von 50 Reichstalern und eine Einquartierungsrechnung von 26 Talern erhoben wurden, über deren Bezahlung peinliche Verhandlungen zwischen dem Pastor und den Patronen stattfanden. Diese wirtschaftlichen Schwierigkeiten führten wohl auch dazu, daß Pastor Hauswedel sich zu einer radikalen Veränderung seiner Wirtschaftsverhältnisse entschloß. Während er bisher sein Pfarrland mit seinem "Pfarrbauern" bewirtschaftet hatte, der im Witwenkaten wohnte und sein "Untertan" war - im Todesfalle trat ihm meist eins der Güter einen geeigneten Mann zum Untertan ab -, so entschloß er sich jetzt, seinen gesamten Pfarracker zu "vererbpachten". Das wurde damals auf vielen Pfarren gemacht, weil die Pastoren bei der mühsamen Wirtschaft mit großer Viehhaltung doch nicht auf ihre Kosten kamen, und ihre Zeit dadurch der eigentlichen pastoralen Arbeit entziehen mußten. Nach langen und schwierigen Verhandlungen wurde endlich der etwa 340 Morgen umfassende Pfarracker durch "Erbpachtvertrag" vom 26. Juni 1773 an den Rittmeister von Walsleben auf Neuendorf vererbpachtet, der das Land zu seinem Pachtgut Petschow schlug. Als Entgelt sollten zuerst 350 Reichstaler jährlich gezahlt werden, doch wurde diese Summe schließlich auf 238 Taler herabgesetzt, wogegen der Pastor sich eine Reihe Naturallieferungen sicherte (Korn, Stroh, Heu und Weidegerechtigkeit für Vieh und Geflügel).
Das letzte bedeutsame Ereignis in Pastor Hauswedels Zeit war die Erbauung der Orgel in der Kirche. Die Vorarbeiten dazu begannen schon 1782, da der Chor, auf den die Orgel aufgestellt werden sollte, ganz umgebaut werden mußte. Die Orgel wurde 1783 aufgestellt, der Orgelbauer Schmid(t) aus Rostock erhielt dafür 350 Reichstaler.
Der Umbau des Chors und die damit verbundenen Tischler - und Zimmermannsarbeiten hatten etwa 150 Reichstaler gekostet, so daß die Gesamtkosten der Orgeleinrichtung etwa 500 Taler betrugen. Die Kosten trug die Kirchenkasse. Zwei Patrone, Preen und Du Poits, hatten 10 und 9 Taler gespendet. Als erster Organist fungierte der Lehrer Carl Lampe. PAUSE
Matthäus Johannes Hauswedel hat das Pfarramt in Petschow sehr lange,46 Jahre lang, verwaltet, scheint aber schon 1774 nach 34jähriger Dienstzeit hinfällig gewesen zu sein, denn er erbat sich in diesem Jahr seinen 2. Sohn Joachim Mattäus zum Hilfsprädiger. Die Patrone gingen den Vorschlag ein und vozierten nach eingeholter Einwilligung des Herzogs am 12. Juli 1774 den Sohn zum Gehilfen des Vaters " als Adjunctus seines Herrn Vaters in Petschow und nach dessen Ableben als alleinigen Seelsorger der Petschowschen Gemeinde ". Auf Grund dieser Berufung wurde Joachim Matthäus Hauswedel " solitaire " d.h. als einziger der Gemeinde präsentiert, und da kein Einspruch erfolgte, vom Doberaner Superintendenten Fiedler sofort ordinirt und introduziert. Der Vater ließ sich zunächst vom Sohn helfen, führte die Kirchenrechnung aber noch 3 Jahre selbst weiter. Dann ging die Führung der Rechnung und allmählich wohl auch die übrigen Amtsgeschäfte in die Hände des Sohnes über. Am 21. April 1786 starb der alte Vater / Pastor 77jährig zu Petschow, nachdem seine Gattin schon 1773 heimgegangen war. Er scheint der bedeutendste und auch beliebteste Pastor zu Petschow gewesen zu sein, denn zu seiner Erinnerung wurde ein Öl - Porträt von ihm gestiftet, das über 200 Jahre in der Turmhalle der Kirche hing,dann als schadhaft entfernt wurde und leider einem Brande zum Opfer fiel.
In der Aufschrift des Bildes war er als " sehr beliebter und wohlverdienter Pastor " bezeichnet.
Sein Sohn und Nachfolger Joachim Matthäus Hauswedel folgte ihm nach dem Wortlaut seiner Vokation automatisch im Amte nach, in dem er ja schon 12 Jahre lang als Hilfsprediger gearbeitet hatte. Es war dies eine Art der Besetzung , wie sie ja in Petschow auch schon 1610 erfolgt war, aber nach der feierlichen " Wahl " von Pastor Blank 1698 doch etwas eigentümlich berührt, und nach einem sehr selbstherrlichem Verfahren der herren Patrone aussieht. Auf den Patronatsgütern erfolgten bald Änderungen im Besitz. Der alte Patron aus Bandelstorf, Joachim Ulrich von Preen, verstarb 1800, 81jährig ohne Kinder, worauf sein Dummerstorfer Bruder, der Oberhofmeister Claus Joachim von Preen auch Bandelstorf erbte. Er trat indessen die Bewirtschaftung von Bandelstorf schon 1804 seinem ältesten Sohn Claus August ab, und Teschendorf und Godow etwa gleichzeitig dem jüngeren Sohn, Oberstleutnant Joachim Hans von Preen, führte aber als Besitzer von Bandelstorf das Patronat über
Petschow weiter. Wehnendorf verkauften die Du Puits 1798 an einem Herrn Hammerstein, der es schon 1804 an Herrn Christian Schütz weiterverkaufte, ohne daß diese vorübergehenden Patrone sichtbare Spuren hinterließen. Gubkow kaufte 1780 der Göldenitzer Pächter Carl Stein, der dann die Pacht von Göldenitz 1790 aufgab, und sich dafür noch das kleine Gut Poppendorf kaufte, wo er 1821 starb. Den Besitz von Gubkow behielt er 1780 bis 1803 bei und führte auch das Patronat, verkaufte das Gut aber 1803 an den Landwirt Johann Ludwig Hillmann. Der Jägermeister nannte sich, wohl infolge einer Adelsverleihung, seit 1797 "von Stein"
und sein Sohn, ein Major von Stein in Rostock, errichtete an der Südseite des Chors der Petschower Kirche eine Begräbniskapelle, in die er die Särge seiner Großeltern und Eltern überführen ließ und für die er 1823 ein Legat stiftete. Die Kapelle steht noch heute da, und wird jetzt als Leichenhalle benutzt, nachdem die Steinschen Särge 1954 daneben zur Erde bestattet sind. Der neue Besitzer Hillmann in Gubkow nahm gleich im Jahr 1805 eine größere Veränderung vor, indem er das alte Bauerndorf Kockendorf, das er restlos in seinen Besitz gebracht hatte, an das Südostende des Gubkower Gebiets neben den Camminer Wald verlegte, wo es seitdem " Neu Kockendorf " genannte Dörfchen von 4 Bauern noch heute liegt. In Kockendorf aber erbaute Hillmann einen ganz neuen Hof, den er als seinen Lieblingssitz schon 1806 selbst bezog und " Lieblingshof " nannte. Inzwischen verpachtete er Gubkow seinem ältesten Sohn Joachim Heinrich, scheint sich aber um das Patronat über Petschow nicht viel gekümmert zu haben. Den Hof Pankelow, verkaufte Herr von der Lühe, nachdem er ihn zuletzt verpachtet hatte, 1799 an einen Herrn von Schack, der Landrat war und seinen Stammsitz in Rey bei Neukalen hatte, das Gut Pankelow aber bald wieder verpachtete. Petschow und Wolfsberg blieben im Besitz des Rittmeisters von Walsleben auf Neuendorf. Außer diesen leider recht lebhaften Kauf - und Pachtgeschäften mit den Gütern ist zur Zeit Joachim Hauswedels in der Gemeinde wenig passiert. Fügen wir noch hinzu, daß zu seiner Zeit die letzten Bauern in Petschow gelegt wurden, daß 1790 die beiden Kirchenglocken vom Rostocker Gießermeister Johann Valentin Schulz umgegossen werden mußten, und daß der Pastor sich in der Franzosenzeit 1807 " wegen persönlicher Sicherheit und Plünderung " sieben Wochen lang in Rostock aufhielt, so sind die nennenswerten Nachrichten
über ihn ziemlich erschöpft. Aus seiner 1776 geschlossenen Ehe mit der Rostocker Pastorentochter Sophie Crull hatte er 10 Kinder, die aber alle schon erzogen und zum Teil verheiratet waren, als der Vater nach 37jähriger Amtsführung in Petschow ( davon 25 Jahre selbständig ) am 5. November 1811 - 69jährig verstarb.
Obgleich der Nachfolger auch dieses Mal der Sohn des verstorbenen Pastors wurde, so war man dieses Mal scheinbar doch nicht geneigt, wieder - wie beim letzten Mal - diesen die Nachfolge durch eine vorhergehende Adjuktur zu sichern. Es wurde vielmehr, wie 1698, eine richtige Gemeindewahl abgehalten, bei der - nach abgelaufenem Gnadenjahr - am 4. Oktober 1812 drei von den Patronen vozierte Kandidaten predigten, von denen Friedrich Christian Matthäus Hauswedel , der 2. Sohn des Vorgängers, dann die meisten Stimmen erhielt und am 222. November 1812 eingeführt wurde. Er zählte damals 28 Jahre, hatte schon 1801 17jährig sein Studium begonnen, und lebte 1812 " in Petschow " scheint demnach sonst noch kein Amt bekleidet und im Elternhaus gelebt zu haben , wo er vielleicht dem Vater im Amt beistand, aber ohne offiziell zum Hilfsprediger berufen zu sein. Am Tage nach der Ordination schon wurde er mit der Tochter eines Rostocker Tischlermeisters getraut. Seine Mutter aber hat das Petschower " Witwenhaus " nicht bewohnt, das anderweitig vermietet blieb, sondern scheinbar bei anderen Verwandten gelebt, wo sie 1830 in Marlow starb.
Auf den Patronatsgütern Bandelstorf und Wehnendorf erfolgten bald einschneidenden Veränderungen. In Bandelstorf starb der alte Oberhofmeister Joachim von Preen
( 1816), worauf sein ältester Sohn Claus August von Preen Bandelstorf und Dummerstorf erbte, aber schon ( 1821 ) kinderlos starb. Erbe von Bandelstorf und Patron wurde sein Bruder Joachim Claus von Preen. Dieser hatte Teschendorf und Godow, wo inzwischen nach Legung der Bauern ein Pachthof erbaut war, schon um 1810 einem Domdechanten von Waichs verkauft, der diese beiden Güter aber bald an Herrn Joachim Friedrich Wendt weiterverkaufte. Der Oberstleutnant Joachim Claus von Preen aber besaß Bandelstorf nur 2 Jahre, da er schon 1823 starb, als letzter im Kirchspiel ansässiger Nachkomme der alten Familie, die Bandelstorf über 500 Jahre besessen hatte. Dieser letzte hatte nur Töchter, und die in der letzten Zeit stark verschuldeten Verhältnisse der Preens wurden jetzt so geregelt, daß Dummerstorf 1824 von einem Regierungspräsidenten Rudolf von Preen, einem Vetter von Joachim Claus von Preen, übernommen wurde, dessen Sohn Georg 1826 Fräulein Elise Friedericke von Preen, die Tochter des letzten Bandelstorfers, heiratete und Dummerstorf bewirtschaftete. Das Gut Dummerstorf wurde einsweilen bis 1905 dem Preenschen Besitz erhalten, aber Bandelstorf wurde 1827 an Herrn August Schlettwein verkauft, in dessen Familie es 77 Jahre lang verblieb, und der sich auch der Patronatsgeschäfte mit Interesse annahm. Gubkow übernahm nach dem Tode des ersten Hellmann (+ 1815 ) dessen 2. Sohn Wilhelm, der aber auch schon 1827 jung starb ; nach längerer Vormundschaftsverwaltung wurde dessen Sohn Carl Hillmann ( Hellmann ? ) im Februar 1840 Besitzer von Gubkow, der erst 1904 starb und sich der Patronatsgeschäfte mit großer Gewissenhaftigkeit annahm. Wehnendorf verkaufte Christoph Schütz 1815 an den Rostocker Protonotarius J.C.T. Stever, in dessen Familie dies Gut dauernd verblieb, der aber seinen Sitz nach Niekrenz verlegte, wo ein stattliches neues Gutshaus erbaut wurde so, daß Wehnendorf zum Nebengut herabsank.
Von den weiteren Ortschaften verblieben Petschow und Wolfsberg noch den Walslebens auf Neuendorf, die aber das kleine Bauerndorf um 1840 an die Grenze von Godow ausbauten und den bisher Wolfberger Acker an das Gut Petschoww zogen. Pankelow wechselte wiederholt seine Besitzer ( Meyenn, Meyer, Krey etc. ), und auch Lieblingshof hatte ein ähnliches Schicksal. Nach dem Tode seines Begründers ( 1815 ) erhielt es zwar dessen ältester Sohn Joachim Heinrich, aber nach dessen frühen Tode 1823 wurde es verkauft und hatte wechselnde Besitzer ( Sansum, Oppenheimer, Arnim ), von denen keiner enger mit den Petschower Verhältnissen verschmolz. Als eine Änderung muß es bezeichnet werden, daß 1811, nach Joachim Hauswedels Tode, die Führung der Kirchenrechnung, die bisher immer vom Pastor geführt war, jetzt ganz an die Patrone überging, wobei die neuen Patronatsfamilien ( Schlettwein, Hillmann,Stever )mit großem Eifer die kirchlichen Angelegenheiten führten. Zuerst wurde die Kirchenrechnung bis 1817 von Preens geführt, 1817 - 1828 von H. Stever in Niekrenz, 1828 bis 1846 von H. Schlettwein, seit 1846 Herrn Carl Hillmann auf Gubkow, der sie mit 30 Jahren übernahm und voll 50 Jahre, bis 1896 mit großer Umsicht und Geschick führte, so daß das Kirchen - Kapital unter seiner Leitung von 6000 Reichstalern auf über 12.000 ( 42.550 Mark ) (ost ? ) anstieg, wobei die Kirchenbauten gut im Stande gehalten waren. Diese ganz neu hervortretende Bedeutung des Patronats, besonders des " administrierenden " Patrons, der die Rechnung führte, hatte freilich zur Folge, daß das ehrwürdige Amt der Kirchenvorsteher ( Juraten ) jetzt völlig zurücktrat und seine einstige Bedeutung immer mehr verlor, obgleich 1 oder 2 Kirchenvorsteher noch als Empfänger ihres bescheidenen Gehalts in den Rechnungen genannt werden.Der letzte Pastor Hauswedel aber scheint mit seinen Patronen doch allerhand Schwierigkeiten gehabt zu haben. Um 1830 hatte er auf dem Pfarrgrundstück einen Wagenschauer, ein Bienenschauer und zuletzt noch eine Hundehütte errichtet, und verlangte darauf von den Patronen,sie sollen ihm diese Gebäude abkaufen ; die Patrone hingegen erklärten, diese neuen Gebäude seien ihrer Meinung nach zum Inventar der Pfarre nicht notwendig, sie wollten sie daher nicht für die Pfarre ankaufen, sondern sie müßten Eigentum des Pastors bleiben, der sie nach Belieben abreißen oder vererben könnte. Trotzdem die Verhandlungen hierüber sich längere Zeit recht erregt hinzogen, erreichte Pastor Hauswedel den Verkauf dieser Gebäude an die Kirche nicht und auch sein Nachfolger, von dem er das erhofft hatte, kaufte sie ihm nicht ab. Ein anderer Streitpunkt betraf das Witwenhaus. Da nie eine Pfarrwitwe darin wohnte, fand der Patron Hillmann, daß die Unterhaltskosten des Gebäudes seinen Mitwert weit überstiegen und wollte es daher schon 1846 an das Gut Petschow verkaufen ; aber hiergegen wandte sich der Pastor ganz strickt , vielleicht wollte er darin seine Witwe versorgen. So kam es zu seiner Amtszeit nicht zum Verkauf des Wittwenhauses. Da Pastor Hauswedel kinderlos war und im Februar 1856 auch seine Frau verlor, fühlte er sich zuletzt in Petschow wohl sehr vereinsamt, reichte darauf seinen Abschiedsgesuch ein und wurde zum 1.Januar 1857 emeritiert. 45 Jahre lang hatte er in Petschow amtiert und verließ es jetzt mit 73 Jahren, lebte darauf in Rostock und starb dort 78jährig am 4. April 1862.
Katenmann im Wittwenhaus (Jochim Ulrich Langschwager *06.07.1787 -29.03.1844)
Kaum war Pastor Hauswedel fort, so schritt der energische administrierende Patron Hillmann sofort zum Verkauf des Witwenhauses, das zu Johannes 1857 für 1.000Mark an Herrn von Walsleben, den Besitzer von Petschow, abgetreten wurde. Inzwischen war wieder eine Pfarrwahl ausgeschrieben worden, bei der die Patrone 3 Kandidaten präsentierten, von denen bei der Wahl am 15. Februar 1857 der schon 44jährige Sülzer Recktor Wilhelm Becker, ein gebürtiger Rostocker, der gewählt und am 22. März eingeführt wurde. Er blieb fast 40 Jahre hier im Amt und starb 1896 84jährig in Petschow. Aus der Zeit dieses Pastors ist nicht viel zu berichten. Die 3 Patronatsgüter blieben in den Händen der Familie Schlettwein, Hillmann und Stever, und während seiner ganzen Amtszeit führte der umsichtige " administrierende Patron " Carl Hillmann die Kasse, in deren Angelegenheiten der Pastor scheinbar nicht viel hineinzureden hatte. Das Juratenamt wies seit 1882 nur noch einen Vertreter, den Göldenitzer Bauern Wilken auf, nach dessen Abtritt 1894 ein Göldenitzer Forstarbeiter Koch das Amt übernahm, der schließlich nur noch mit dem Umtragen des Klingelbeutels beschäftigt wurde.Die sonstigen Güter wechselten im schnellebigen 19. Jahrhundert mehrfach ihre Besitzer. Petschow verkauften Walslebens 1871 an einen Schweriner Bankier Salomon, der es 1894 an einen Herrn Grüttner weiterverkaufte. Pankelow kam 1864 an einen Herrn von Engel, der dies Gut fast 50 Jahre lang behielt. Lieblingshof blieb in der Familie von Armin, blieb aber dauernd verpachtet. Godow wurde mit Teschendorf nach Wendts Tode an einen Herrn Schlettwein, Verwandter des Bandelstorfers, verkauft, von dem es um 1875 an einen Dr. Junge und dann an dessen Enkel, Herrn Kindermann ( um 1890 ) überging. Auch auf dem Hof Göldenitz wechselten die Pächter schnell, bis 1889 Herr Friedrich Strömer den Hof antrat, der ihn dann als " Erbzinshof " zum Eigentum erwarb. Ganz zum Schluß von Pastor Beckers Amtszeit erfolgte dann ein für das Kirchengebäude bedeutendes Ereignis, das allerdings nicht er selbst bewirkt, sondern in erster Linie der tüchtige, wenn auch schon 80jährige Patron Cal Hillmann zu Gubkow : die gründliche Renovierung der Kirche im Sommer 1896. Beim Abklopfen der Gewölbe kamen die interessanten, noch schön erhaltenen Freskengemälde zum Vorschein, und nun wurde alles sauber herausgearbeitet und aufgefrischt, auch die Bemalung der alten Kanzel. Zwar läßt sich im einzelnen gegen die Art der Renovierung manches einwenden, so sind die früher bestimmt andersartigen Schlußsteine der Gewölbe und die Konolen der Gewölberippen durch neue Fabrikware ersetzt, und auch die Farbtönung des stilisierten Lilienfrieses über den Spitzbogen, der zum Altarchor führt, erscheint nicht ganz glücklich. Aber alles in allem erstrahlte die alte Kirche jetzt doch wieder in ihrer früheren Schönheit und wird seitdem oft als Sehenswürdigkeit aufgesucht.
Die Neubesetzung der Pfarre nach Beckers Tode erfolgte wieder durch Wahl eines von 3 Repräsentierten am 25.Juli 1897, des 33jährigen Rektors zu Neustadt Hermann Voss, eines Sohnes des Kirchenrates zu Sanitz, Friedrich Voss. Er blieb hier 36 Jahre im Amt, wurde 1934,70jährig, emeritiert und starb erst 1956, 92jährig, zu Rostock.
Mit ihm treten wir ins 20. Jahrhundert, wo wieder mannigfache Veränderungen in der Gemeinde stattfanden. Wieder änderten sich die Patronatsverhältnisse, die im 19. Jahrhundert so stabil geworden waren.
Bandelstorf verkauften die Schlettweins 1903 an einen Herrn von Voss, der es 1911 an einen Herrn Günther Rimpau aus Braunschweig weiterverkaufte . Gubkow verkaufte der letzte Hillmann 1928 an die Siedlungsgesellschaft, worauf Herr Rimpau auf Bandelstorf gegen eine Abzahlung das Gubkower Drittel des Patronats übernahm. Nur Wehnendorf blieb diese Zeit über in den Händen der Familie Stever auf Niekrenz, die damit ihr Patronat auch weiter behielten. Von den Gütern hielt sich nur Göldenitz diese Zeit über in den Händen der Familie Strömer, während Pankelow von Herrn von Engel 1912 verkauft wurde und seine Besitzer schnell wechselte ( Paetsch, dann Schürmann, 1926 Ritter ). Ebenso ging es in Lieblingshof, das Armins 1907 verkauften ( 1907 Jesse, 1918 Paetz, 1920 Böving ) und das 1928 auch der Siedlung anheimfiel, aber auch in Petschow, das nach Grüttners Tode ( 1910 ) im Jahre 1912 an einem Herrn Viernow aus Stralsund verkauft, von diesem aber 1928 auch an die Siedlungsgesellschaft weiterverkauft wurde. Godow ging mit Teschendorf 1899 in den Besitz eines Grafen Collato, 1911 an einen Oberamtmann Drews und schon 1912 an Herrn Titus - Livius über, der 1912 die Umgemeindung des bisher zu Kessin gehörigen Gutes Teschendorf nach Petschow erreichte. Dessen Sohn Walter Titus - Livius übernahm die Güter nach dem Tode des Vaters, konnte sich aber nicht recht halten, und trat 1932 Teschendorf an einen Herrn Kroos ab, während er selbst nur Godow behielt. So wurde die besitzliche Verbindung Teschendorfs mit Godow, die über 100 Jahre bestanden hatte, jetzt wieder gelöst. Die wirtschaftlich unsichere Zeit fand in diesem häufigen Besitzwechsel der meisten Güter des Kirchspiels ihren Ausdruck, und endete - wie schon erwähnt - 1928 mit dem Verkauf der 3 Güter Petschow, Gubkow und Lieblingshof an die Siedlungsgesellschaft. Dadurch kamen eine Menge auswärtiger Siedler ins Kirchspiel, die Gemeinde vergrößerte sich und das kirchliche Leben fand mancherlei Anregung. Den Abschluß einer Einrichtung bildete es, daß 1905 nach dem Tode des letzten Kirchenjuraten Koch kein neuer Jurat mehr ernannt wurde, weil sich keine geeignete Persönlichkeit hierzu mehr fand. Anderseits wurde nach dem Weltkriege 1919 auch hier ein Kirchengemeinderat gebildet, der aufs neue die Vertretung der Gemeinde in allen kirchlichen Angelegenheiten zum Ausdruck bringen sollte, sich aber nur sehr allmählich in seine neuen Aufgaben einarbeitete
Nachdem Pastor Voss die Gemeinde 1934 Alters halber verlassen hatte, erfolgten Jahre, die mancherlei Schwierigkeiten mit sich brachten, und die in ihren Folgen der jüngsten Gegenwart angehören, so daß ihre Darstellung erst einer künftigen Zeit vorbehalten sein mag.
Die Entwicklung zu evangelischer Zeit konnte hier in vielen Stücken nur andeutungsweise dargestellt werden, weil eine der wichtigsten Quellen dazu, das alte Kirchenbuch 1606 - 1876, infolge von Ablieferung 1936 und Auslagerung nach dem Westen ( 1943 ) leider z. Zt. Unerreichbar ist, so daß auf dessen Mitbenutzung verzichtet werden mußte. Namentlich mußten alle genaueren personalgeschichten Nachweise ( so über die frühen Juraten und die eingesessenen Familien ) daher fortfallen. Die Zeit Pastor Voss aber ist von ihm selbst in der von ihm angelegten Kirchenchronik so ausführlich dargestellt worden, daß es deswegen genügen mußte, sie hier nur als Abschluß in ihren wichtigsten Ereignissen ganz kurz zu skizzieren.
Zur Geschichte des Kirchspiels
Petschow
Verfast von Probst Dr. Gaehtges
Maschinenschriftliche Übertragung
1990 durch Kirchenarchivrat : Erhard Piersing ( Schwerin )