I. Gründung der Kirche
Das älteste Teil unserer Kirche, das mittlere
Langhaus, weist übereinstimmendem Urteil darauf hin, daß sie zu
Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut sein muß, herrschte doch damals
der sogenannte " Übergangsstiel " von der Romanischen zur gotischen
Bauweise, und läßt unsere in der runden Form der Hauptbögen noch
deutliche Spuren romanischer Bauart erkennen.
Damit stimmt es überein, daß die Kirchen unsers Teils von
Mecklenburg, der damals sogenannten. "Landes Rostock", alle in
dieser Zeit erbaut sind. Sie zeigen fast durchweg aus mächtigen
Granitblöcken errichtete Mauern, und einen gewissen einheitlichen
Typus, sind dabei in etwa gleichen Abständen von einander (etwa 9
km) nach offenbar einheitlichen Plan über das Land verteilt, und
lassen daher vermuten, daß sie so von den damaligen Fürsten des
Landes, die gerade damals eine Menge deutscher Kolonisten ins Land
zogen, geplant und errichtet sind.
Noch bis in die neuste Zeit waren die meisten dieser Kirchen
landesherrlichen Patronats, was für die Errichtung durch die
Herzöge spricht, so Sanitz, Cammin, Kessin, Kavelstorf. Petschow
hatte freilich (nachweislich seit der Reformation) privates
Patronat, über dessen Entstehung hier noch zu reden sein wird. Aber
der offensichtliche Zusammenhang mit den fürstlichen
Patronatspfarren der Nachbarschaft läßt es doch mit ziemlicher
Sicherheit vermuten, daß die Petschower - Kirche ursprünglich eine
fürstliche Gründung ist und zuerst wohl auch unter fürstlichem
Patronat gestanden hat, wie auch der Kirchenhistoriker K. Schmalz
(Kirchengeschichte Mecklenburgs 1. S. 106) es unter den "großen
landesherlichen Pfarren" des Landes Rostock mit aufzählt .
Damals herrschte über Mecklenburg der sehr tüchtige Fürst Heinrich
Borwin I (1178 - 1227 ) der als seinen Mitregenten im Land Rostock
späterhin seinen Sohn Heinrich Borwin II. ( 1219 - 1226 ) annahm.
Als dieser Sohn vor dem Vater starb , wurde das Land Rostock 1227
nach dem Tode des alten Borwin I. unter seinen 3. Enkel Heinrich
Borwin II ein selbständiges Teilfürstzentum und blieb das bis zum
Aussterben seiner Nachkommen 1314.
Über unser Gebiet herrschten also, als die Petschower Kirche erbaut
wurde, Heinrich Borwin I. und als Mitregent sein Sohn Heinrich
Borwin II. .
Das stimmt dazu, daß uns Borwin I. als ein sehr eifriger Fürst
geschildert wird, der viele deutsche Kolonisten in Land zog und
sich mit regem Interesse der Erbauung neuer Kirchen im Lande
annahm.
Die auf seine Weisung erbauter Kirche umfaßte aber zunächst nur den
Mittelteil unserer heutigen Kirche, die zwei Gewölbe des
Mittelschiffs, das sogenannte "Kirchen - Schiff", während Chor und
Turm, wie wir sehen werden, erst später hinzugefügt wurden, was man
noch heute der Kirche ansieht. Hinzugefügt mag noch werden, daß der
Ort Petschow in damaliger altertümlicher Form "Petzekow" genannt
wurde, und nach diesem wendischen Namen, der etwa "Ort des
Höhenbewohners" bedeutet, schon früher von den Wenden begründet und
besiedelt war.
Etwa gleichzeitig mit der Erbauung der Kirche, also etwa 1220 -
1225, wurde der Ort mit deutschen Kolonisten besetzt. Er lag
jedenfalls am Ufer des großen Sees, der nach dem Urteil
Sachverständiger damals noch díe große Fläche der heute sogenannten
"Wolfsberger Seewiesen" zwischen Petschow, Lüsewitz und Teschendorf
bedeckte. Mehr läßt sich über die Begründung unserer Kirche nicht
nachweisen. Da sie später wiederholt als Bartholomäus - Kirche
bezeichnet wird, so war der Tag ihrer Weihe jedenfalls der
Bartholomäus - Tag, der 24.August .