VII. Der Zustand von Kirche und Kirchspiel am Ende
Die erhaltenen Dokumente ergeben freilich ein
nur unvollkommenes Bild von den Verhältnissen, wie sie um 1500 hier
herrschten, aber sie haben uns doch gestattet, so manches
aufzuklären und uns wenigstens einen ungefähren Begriff davon zu
geben, wie die Verhältnisse hier sich seit etwa 1200 bis 1500, wo
eine neue Zeit hereinbrach, entwickelt haben. Zum Schluß mag noch
ein Blick darauf geworfen wer den, wie sich daraus ein Gesamtbild
des Lebens in unserem Kirchspiel gewinnen läßt.
Kommen wir zunächst zur Kirche, so sah sie von außen wohl ziemlich
ebenso wie heute aus. Wann der "Dachreiter", d.h. der kleine Turm
zur Aufnahme der sogenannten "Betglocke" auf dem Ostende des Daches
des Hauptschiffes errichtet ist, bleibt unbekannt seinen Stiel nach
dürfte auch er noch aus gotischer Zeit aus dem 15. Jahrhundert
stammen, ist also auch noch zu katholischer Zeit errichtet worden.
Betreten wir aber das Innere der Kirche, so war der Eindruck damals
gewiß recht anders als heute. Die heute beherrschenden
Ausstattungsstücke Altar, Kanzel und Orgel, stammen erst aus
evangelischer Zeit und existierten damals noch nicht. Auch der
große Orgelchor, der heute die Orgel trägt, war noch nicht da. Die
2 großen Gewölbe des Mittelschiffs waren also wenn man vom Turm in
die Kirche trat, noch ganz offen und beherrschten den Raum, so daß
die Kirche bestimmt viel weiträumiger als die heute wirkte. Von den
Gewölben herab aber grüßen die uns heute noch wohlbekannten alten
Gemälde. Über den Aufgang zum Altarchor war das Triumph - Kreuz
angebracht, das jetzt an der Nordwand hängt, und beherrschte von
dort aus das Blickfeld dessen, der die Kirche betrat.
Ging man unter dem Kreuz durch auf den Altarchor, so sah man vor
sich sicher einen frühgotischen Hauptaltar. Sein Aufsatz war
bestimmt viel niedriger, als der heutige von 1707, der ja bis an
die Decke reicht. Es war wohl ein etwa einen Meter hoher
geschnitzter Altarschrank, vielleicht mit schließbaren Flügeltüren,
und bestimmt mit Standbildern von Aposteln und Heilige geschmückt.
Dadurch hatte aber das Licht durch die 3 hohen gotischen
Ostfenster, die heute vom hohen Altaraufsatz verdeckt sind,
ungehinderten Zugang zum Altarchor und ließ diesen lichter und
weiter erscheinen. Links davon an der Nordwand stand der uns
wohlbekannte Vikarien-Altar des Hl. Leichnams. Dahinter war
bestimmt schon damals der Zugang zur Sakristei, die ihrer Bauart
nach auch noch aus dem Mittelalter stammen muß. Auch die Kapelle an
der Südseite der Kirche scheint damals schon bestanden zu haben.
Wohl ist ihre Bauart recht schlicht und sie hat kein Gewölbe, aber
das sehr feste Mauerwerk und der gotisch geformte Giebel sehen doch
altertümlich aus. Welchen Zwecken sie damals diente, ist unbekannt.
Erwähnt werden kann noch,daß sich heute an der Südseite, nicht weit
vom Turm, eine vermauert spitzbogige Öffnung befindet, die nach
einer Tür aussieht. Zwar liegt sie heute zu tief um als Tür dienen
zu können,aber der Boden außerhalb der Kirche kann sich hier, wie
bei vielen Kirchen, durch Aufschüttungen gehoben haben, so daß es
denkbar wäre, daß sie ursprünglich als Eingangstür vom Kirchhof her
gedient hat . Außerdem befand sich aber im Kirchspiel noch ein
zweites Gotteshaus, und zwar eine Kapelle in Göldenitz. Dieses Dorf
hat zwar, wie schon erwähnt, nie den Preens gehört, es wird daher
auch nie in unseren mittelalterlichen Urkunden, die alle etwas mit
den Preens zu tun haben, erwähnt und wir wissen über seine frühere
Vorgeschichte nichts, als daß es schon früh, wahrscheinlich um
1300, an das St. Jürgen - Hospital zu Rostock gekommen ist , wohl
eine Schenkung. Hier muß die Hospitalverwaltung eine besondere
Kapelle haben erbauen lassen, über die sie das Patronat ausübte,
und in der der Petschower Priester an den hohen Festtagen die Messe
hielt. Solche Kapellen in den Nebendörfern gab es damals viele. Die
Göldenitzer wird freilich im Mittelalter nicht erwähnt, kommt aber
in einem Protokoll von 1580 vor, wo der evangelische Pastor noch
darin predigt. Ihre Herkunft ist bestimmt mittelalterlich, aber um
1611 wird schon darüber geklagt, daß sie verfallen sei. Näheres
wissen wir nicht über sie, doch vermutet Pastor Voss ihre lage am
großen Teich in der Gegend der Schmiede, wo noch lange ein alter
Katen "der Tempel" genannt wurde. Da an der Petschower Kirche, wie
wir sahen, im Mittelalter zwei Geistliche tätig waren, der
Pfarrherr und der Vikar, so gehörten zu Kirche damals auch 2
Pfarrgehöfte. Das Pfarrgehöft lag wohl damals schon an derselben
Stelle, wo noch heute das Pfarrgehöft steht,das Wohnhaus wohl etwas
südlicher, wo sich noch heute alte Fundamente feststellen lassen.
Das Vikariatsgehöft aber lag, wie schon ausgeführt wurde, dort wo
heute das sogen "Kloster" steht, auf der Anhöhe dem Pfarrgehöft
gegenüber. Es müssen damals aber außer dem Wohnhause nach dem 1440
angegebenen Viehbestand auch gute Stallungen dazu gehört haben und
zweifellos auch das herumliegende Gartenland. Die Pfarrei besaß
auch einen recht umfangreichen Pfarracker, dessen Bestand uns
später mehrfach aufgezählt wird und in einem recht weit umher
liegenden Streubesitz bestand. Zur Vikarie gehörten an Landbesitz
scheinbar nur die 1366 gestifteten 9 Morgen Acker auf dem
Pankelower Felde, die wiederholt genannt werden. Als eine
empfindliche Lücke unserer Kenntnis des mittelalterlichen Petschow
muß es aber leider bezeichnet werden, daß wir keinerlei Nachricht
darüber haben, wer damals das Patronat über die Kirche in Petschow
ausübte, mit dem das Recht der Ernennung des Pfarrherrn und die
Pflicht der Erhaltung des Kirchengebäudes verbunden war. Wohl
wissen wir, daß die Vikarie von den Bandelstorfer Preens gestiftet
ist und daß diese das Patronat über die Vikarie ausübte, seit 1470,
wo ja diese Vikarie zu einer Seelenmessen stiftung für die Familie
Preen erweitert wurde, übte dann die ganze Familie ein Patronat
über die Vikarie aus, die sie ja recht großzügig mit Stiftungen
bedacht hatte und für die sie offenbar sehr gewissenhaft sorgte.
Aber wer damals das Patronat über die Pfarrherrnstelle und die
Kirche ausübte, bleibt davon unberührt und ist leider unbekannt. Da
das Dorf Petschow eine fürstliche Gründung war und bis mindestens
1334 auch fürstlich blieb, und auch die umliegenden Kirchen
fürstlichen Patronats waren, so ist von vorn herein anzunehmen, daß
die Fürsten von Mecklenburg ursprünglich auch das Patronat über
unsere Petschower Kirche ausgeübt haben. Das kann das ganze
Mittelalter hindurch so geblieben sein, aber es wird später
nirgends erwähnt, und da Patronate über Kirchen auch im Mittelalter
gelegentlich abgetreten, ja auch verkauft, oder in Kriegszeiten
auch gewaltsam geändert wurden, so ist es auch möglich, daß die
Fürsten, die späteren Herzöge, das Recht am Ausgang des
Mittelalters nicht mehr ausgeübt haben. Wir haben gesehen, daß die
Grundherrschaft über Petschow Ende des Mittelalters an die Herren
von Thulendorf auf Lüsewitz gelangte, aber von einem Patronat
dieser Besitzer des Pfarrdorfes über die Kirche, wie man es ja in
vielen ritterschaftlichen Pfarrdörfern Mecklenburgs hatte, ist in
Petschow urkundlich keinerlei Spur zu entdecken, es hatte hier
offenbar nie bestanden. Möglich ist es ja, daß die Herzöge, als sie
das Dorf Petschow den Lüsewitzern überließen, auch das Patronat
über die Kirche dieses Kirchspiels, in dem ja keinerlei
Domanialbesitz lag, förmlich einer anderen hieran näher
interessierten Instanz abtraten. Das kann eine geistliche Instanz,
etwa der Archidiakonus zu Rostock, der Stellvertreter des Bischofs
in unserer Gegend, gewesen sein soll, solche "geistliche Patronate"
von Klöstern oder besonders hervortretenden Geistlichen über
Landkirchspiele waren im Mittelalter nicht selten, und im Hause des
Archidiakonus von Rostock, d.h. unter seiner Leitung wurde ja die
Schenkung des Hauses der Tilse Preen an die Vikarie 1440 vollzogen,
aber genannt als Patron wird der Archidiakonus allerdings nie.
Endlich kann der Fürst, als er das Dorf Petschow abtrat, das
Patronat über die Kirche auch der Familie Preen abgetreten haben,
die ja im Kirchspiel reich begütert war und schon durch ihre
Vikarie ein lebhaftes Interesse an der Kirche hatte. Aber in den
vielen Urkunden unseres Pfarrarchivs, die ja fast alle die Familie
Preen angehen, ist damals ein Patronat der Preens über die Kirche
nirgends angedeutet.
Obgleich nun die Preens nachher in evangelischer Zeit tatsächlich
das Patronat über unsere Kirche ausübten, so ist es doch
zweifelhaft, ob dies Patronat noch aus katholischer Zeit stammt,
oder ob es damals nicht noch vom Herzog oder dem Archidiakonus zu
Rostock ausgeübt worden ist. - Ebenso unsicher liegt die Frage, ob
es damals im Kirchspiel schon Juraten (Kirchengeschworene) aus der
Bauernschaft gegeben hat. Sie sollten meist schon im Mittelalter
existiert und an der Verwaltung der Kirchengebäude und des
Kirchenvermögens teilgenommen haben.
In Petschow treten sie freilich gleich zu evangelischer Zeit auf,
aber zu katholischer Zeit finde ich sie in keiner Urkunde erwähnt.
Wir können daher leider über ihre Wirksamkeit und Existenz zu
katholischer Zeit gar nichts aussagen
Werfen wir noch einen Blick auf den damaligen Zustand der einzelnen
Ortschaften des Petschower Kirchspiels, so haben wir aus
katholischer zeit keine ganz sicheren Nachrichten hierüber. Aber
ein recht vollständiger Überblick aus der ersten evangelischen
Zeit, den wir mit manchen Einzelheiten unserer mittelalterlichen
Urkunden vergleichen und darnach noch berichten können, ergibt etwa
folgendes Bild. In der Gemeinde gab es damals nur drei
Ritterburgen, die sich Ende des Mittelalters unter Legung ihrer
meisten Bauern wohl schon zu richtigen Rittergütern mit größerer
Landwirtschaft erweitert hatten: Bandelstorf, Pankelow und Hohen
Gubkow. Bandelstorf war wohl schon damals ein größeres Rittergut
und hatte keine eigenen Bauern mehr, wohl aber eine Mühle, die
offenbar einen großen Betrieb gehabt haben muß, da nicht nur die
Bandelstorfer, sondern auch die Gubkower und Wehnendorfer Preens
Anteile daran besaßen. Hohen - Gubkow wurde damals zum Unterschiede
vom daneben liegenden Bauerndorf Sieden - Gubkow so genannt, und
scheint außer dem ritterlichen Hof noch einige Bauern gehabt zu
haben. Es gehörte seit etwa 1400 den Preens. Noch 1469 wird das
"Katenerbe" in Hohen - Gubkow genannt das Abgaben zu zahlen hat. Zu
evangelischer Zeit gab es dort aber keine Bauern mehr, sie waren
wohl inzwischen gelegt worden. Pankelow, seit etwa 1350 immer in
der Familie von Stoyslef gehörig, war ein Rittergut mit wohl nur
kleinem Wirtschaftsbetrieb, denn dort gab es noch zu evangelischer
Zeit 4 Bauern und 5 Kossanten. Außer diesen drei ritterlichen Höfen
aber umfaßte das Kirchspiel damals ganze acht Bauerndörfer :
Petzekow, Kochendorf, Sieden- Gubkow , Göldenitz, Schlage, Pankelow
Godow und Wolfsberg. Von ihnen standen Petschow, mit 14 Bauern ein
recht großes Dorf, und das kleinere Wolfsberg mit 4 Bauern, damals
schon unter der Herrschaft der Herren von Thulendorf auf Lüsewitz.
Kockendorf, Siedengubkow, Schlage und Godow waren im wesentlichen
Preenscher Besitz, aber die Grundherrschaft über die dortigen
Bauern war sehr zersplittert. Kockendorf, daß heutige Lieblingshof,
umfaßte damals nur 8 Bauern, als deren Grundherren meist die
Wehnendorfer, aber auch die Gubkower Preens angegeben werden.
Sieden - Gubkow, mit 7 Bauern und 3 Kossanten, unterstand auch den
Wehnendorfern und Gubkower Preens ; es lag westlich vom Hof Hohen -
Gubkow, etwa dort, wo heute die Grugelsche Neusidlerstelle steht.
Das kleine Godow mit 4 Bauern und 2 Kossanten gehörte den
Bandelstorfer Preens, doch hatten auch die Wehnendorfer ihren
Anteil daran, der 1439 in einem Bauern bestand. Recht bunt und
wechselnd lagen endlich die Verhältnisse in Schlage, wo es zu
evangelischer Zeit noch 9 Bauern und einen Kossanten gab. Es
gehörte wohl zum größten Teil damals den Wehnendorfer Preens, von
denen der in Rostock lebende und mit einer Rostocker
Patriziertochter Wölbke Trese verheiratete wohlhabende Hinrich
Preen diese Einkünfte wiederholt verpfändete, verschenkte und
verkaufte. 1439 am 3. Juli schenkt er dem St. Jürgen - Hospital zu
Rostock bestimmte Einkünfte an 3 Bauernstellen in Schlage, das
scheint der Anfang der Besitzergreifung des St. Georg - Hospitals
in Schlage gewesen zu sein. Aber 1460 läßt Heinrich Preen sich und
seine Frau feierlich vom Herzog mit seinem ganzen Besitz belehnen,
und drunter wieder bestimmten Einkünften aus Schlage.
Auch unter den der Vikarie gestifteten Einkünften von 1469 sind
wieder Abgaben von 3 Schlager Bauern. 1481 aber, kurz vor
Aufsetzung seines Testamentes, verpfändet Hinrich Preen seinem
Schwager, den Rostocker Ratsherrn Johann Vrese für 1000 Mark, also
eine sehr hohe Summe, die Einkünfte aus 9 mit den Namen der
Besitzer aufgezählten Bauernstellen in Schlage. Da Schlage später
nur aus 9 Bauernstellen und einem Kossanten bestand, so muß das der
größte Teil von Schlage gewesen sein ; dabei wird bemerkt, daß er
auch seinen Anteil am Gericht über Schlage dem Johann Vrese
abtritt. Freilich wird nach der Reformation einmal erwähnt, daß
auch die Bandelstorfer Preens 3 Bauern in Schlage besessen hätten.
Aber ein Teil der Schlager Bauern gehört damals schon dem St.
Jürgen - Hospital zu Rostock, welches also seit dem 15. Jahrhundert
seinen Besitz im Kirchspiel auch auf Schlage ausdehnte, während
Göldenitz, das damals ein reines Bauerndorf war und 10 Bauern und 3
Kossanten zählte, dem Hospital schon viel länger gehörte. Ein
Bauerndorf von 4 Bauern und 5 Kossanten bestand endlich noch in
Pankelow neben dem Hof. Damals gab es in der Gemeinde außer den
drei ritterlichen Höfen 60 Bauern und 14 "Kossanten" (Klein
Bauern), zusammen ganze 74 Bauernstellen.
Endlich könnte man noch die Frage aufwerfen, in welchem Umfang und
welchem Sinn damals religiöses Leben in unserer Gemeinde gepflegt
worden ist. Die Stiftungen der Preens zeigten jedenfalls ein
lebhaftes Interesse für die Pflege des gottesdienstlichens Lebens,
und gewiß haben sich zur Montagsmesse, wo die Seelenmesse für die
Preens abgehalten wurde, immer zahlreiche Vertreter der Familie
Preen, besonders die Frauen, eingefunden. Auch die
Fronleichnamsmesse am Donnerstage muß sich einer gewissen
Volkstümlichkeit erfreut haben, da ja eine besondere "Bruderschaft
des Hl. Leichnams" für die Stiftung sorgte, und auch Stiftungen,
wie die des Godower Batheke für ein ewiges Licht, dafür gemacht
wurden. Sehr bezeichnend ist es aber, daß bei allen diesen
wohlgemeinten Stiftungen als Zweck immer angegeben wird "um unser
Seelen Seligkeit willen". So wörtlich in er Stiftung von 1398 , und
ebenso bei der Stiftung von 1440, während es bei der Stiftung von
1469 heißt "für uns und für die Seelen unserer Eltern". Das
mehrfach erwähnte Testament des Heinrich Preen vom 29. Januar 1481
bedenkt außer "der Vikarie in Petschow" die meisten Kirchen und
Klöster in Rostock sehr großzügig, ebenso eine Reihe von
Armenhäusern, ja es werden darin 5 Pilgerreisen für arme Leute in
recht entfernten Wallfahrtskirchen, nach Wilsnack, St. Einwald ( im
Elsaß ) usw. Gestiftet.
Aus diesem allen sehen wir, daß bei allem Eifer des kirchlichen
Interesses aber doch die katholische Werkgerechtigkeit im
Vordergrund steht, die Förderung des Heils der eigenen Seele durch
diese guten Werke. Heinrich Preen befiehlt seine Seele im Tode "dem
allmächtigen Gott und seiner lieben Mutter Maria, der himmlischen
Königin und allem himmlischen Heer" (d. h. den "Heiligen") und bei
den einzelnen Stiftungen fügt er immer hinzu "um Trostes willen
meiner Seele, um meiner Seelen Seligkeit willen " usw.. Man findet
darin also eine recht katholische Frömmigkeit, wie sie ja auch der
Ablaßbrief der 12 Bischöfe von 1355 fördern wollte, indem er allen,
die in der Kirche beteten oder etwas dafür stifteten, einen 40
tägigen Ablaß verhieß.
Gestiftet worden ist der Kirche nach den uns vorliegenden Urkunden
ja recht viel, und bestimmt auch noch vieles andere, worüber wir
keine Urkunden besitzen. Gewiß kamen, an Fronleichnamsfeste, dem
Festtage des Hl. Leichnamsaltar, auch zahlreich Pilger von auswärts
in unsere Kirche, um des Ablasses teilhaftig zu werden, und es mag
sein, daß ihre reiche Ausmalung auch zu dem Zweck erfolgte, dadurch
recht viele Pilger anzuziehen. Daß der "Ablaß" nicht nur in
Petschow verkündet wurde, sondern daß Mitglieder der Petschower
Gemeinde auch Reisen nach auswärts machten, wenn ein berühmter
Ablaßprediger durchzog, beweist uns ein in Petschower Pfarr -
Archiv erhaltener kleiner Zettel, ein richtiger "Ablaß - Zettel",
auf dem in feierlicher Form lateinisch dem Käufer weitgehender
Ablaß auch für die schwersten Sünden (Totschlag und geheime
Doppelehe) verheißen wird. Der Zettel ist im Namen eines
italienischen Nuntius "Martin von Fregeno" ausgestellt und offenbar
in schöner kalligraphischer Ausführung schon in Italien für den
Ablaßhandel des "Martin von Fregeno" in zahlreichen Exemplaren
hergestellt worden. Dieser bereiste damals im Auftrage des Papstes
ganz Nordeuropa als Ablaßhändler. In diesen Zetteln sind dann von
einer ganz anderen Hand der Name der Käuferin desselben und Ort und
Datum des Verkaufs eingetragen worden. Die Käuferin heißt Anneke
Preensche, war also zweifellos ein Mitglied der uns so
wohlbekannten Familie Preen, und ausgestellt ist der Zettel in
Güstrow am 8. Februar 1474 . Dorthin war Anneke Preen also gereist,
um diesen Ablaßzettel beim berühmten Nuntius des Papstes zu
kaufen.
Obgleich dieser Ablaßzettel ja eigentlich mit Petschow nichts zu
tun hat, so ist er für uns ein interessantes Zeugnis dessen, welche
Art der Frömmigkeit damals, am Vorabende der Reformation die
Gemüter auch in der Petschower Gemeinde beherrschte.
Es ist sehr bedauerlich, daß wir keinerlei Nachrichten darüber
haben, wie die von Luther erweckte neue Verkündigung des
Evangeliums Jesu Christi nach der Heiligen Schrift ihren Einzug in
Petschow gehalten hat. Die mancherlei Nachrichten aus der letzten
katholischen Zeit , wie die erhaltenen Dokumente sie uns bieten,
brechen um 1500 ab, und wir erfahren dann erst aus der letzten Zeit
des 16. Jahrhunderts, daß Petschow eine evangelische Gemeinde
geworden ist. Auch eine Betrachtung der Zustände in den
Nachbargemeinden gibt keinen sicheren Anhaltspunkt. Im nahen
Rostock begann die evangelische Predigt seit 1523 sich langsam aber
sicher durchzusetzen, und 1531 hatte sie die ganze Stadt erobert.
Aber das besagt nichts über die umherliegenden Landgemeinden, denn
wir wissen, daß in Kavelstorf und Parkentin noch 1541, ja in
Biestow und Kessin, den Rostock am nächsten liegenden Landkirchen,
noch 1543 unverändert katholische Messe gehalten wurde. Aber
vielfach begann die lutherische Predigt besonders in den
Landgemeinden östlich von Rostock doch schon in den 30er Jahren
d.h. bald nachdem Rostock evangelisch geworden war. So hatte Sanitz
schon 1534 einen evangelischen Prediger, Blankenhagen auch 1534. Im
Städtchen Sülze erscheint 1534 ein evangelischer Prediger, den die
Herren von der Lühe, die Vögte der Sülzer Saline, dort eingesetzt
hatten. In Tessin wird 1533 ein evangelischer Prediger eingesetzt,
und 1541 hat auch Cammin schon einen.
Zu dieser Zeit ist auch in Petschow der erste evangelische Prediger
bezeugt. Er wird 1541 ganz kurz in einem Tessiner
Visitationsprotokoll genannt, hieß Adolf Sasse und war noch 1550 in
Petschow. Das ist alles was wir über ihn wissen. Wer war dieser
Mann und wer hatte ihn eingesetzt ? Häufig war es ja damals so, daß
den katholischen Priestern in jener Zeit des Überganges einfach
befohlen wurde, die Messe abzustellen und evangelisch zu predigen ,
und daß sie sich dann einige lutherische Bücher verschafften und
mehr schlecht und recht danach predigten, bis der Tod sie abrief
und sie einen richtig vorgebildeten und in der Hl. Schrift
beschlagenen lutherischen Prediger zum Nachfolger erhielten. Ein
solcher mag auch Adolf Sasse gewesen sein. Aber es ist auch
möglich, daß er schon ein nach dem Tode des letzten katholischen
Kirchherrn berufener evangelischer Prediger war, freilich findet
sich sein Name in keiner Matrikel, daß er studiert hatte, ist also
unwahrscheinlich, und wer ihn berufen hat, darüber verlautet
nichts. So möchte ich ihn fast für einen aus der katholischen Zeit
herübergenommenen ehemaligen katholischen Kirchherren halten. Um
1556 ist er jedenfalls gestorben, könnte also um 1490 geboren sein,
in Petschow seit etwa 1520 Pfarrherr gewesen, und seit den 30er
Jahren, wo viele Nachbarkirchspiele hier zu evangelischen Predigt
übergingen, evangelisch gepredigt haben. Aus seiner Zeit, aus dem
Jahre 1540, stammt noch ein in Petschow erhaltenes Dokument, das
aber leider kirchliche Dinge gar nicht berührt, sondern die Urkunde
eines Gutsverkaufs ist. Ein Laurenz Preen auf Gubkow, Sel. Jürgen
Preens Sohn, verkauft darin seinem Bruder Jochim Preen, auch "auf
Gubkow erbgesessen" seinen Anteil an Hohen - Gubkow mit seinen
Bauern und Diensten, hohen und niederen Gericht sowie seinen Anteil
an der Mühle zu Bandelstorf, an Wehndorf Wendischhof und
Gresenhorst. Diese Nachricht ist insofern nicht ohne Interesse, als
sie uns einiges über die damaligen Besitzverhältnisse der Preens
berichtet. Gubkow besaßen also zwei Brüder Preen nicht etwa
gemeinsam, sondern nach einer sicher genau vereinbarten Teilung,
von denen der eine, Laurenz, seinen Anteil am 9. September 1540 dem
Bruder Jochim (Preen) feierlich verkauft. Mit verkauft werden die
dazugehörigen Bauern, wohl in Sieden - Gubkow sowie sei Anteil an
den nördlich Sanitz gelegenen Ortschaften Wentdorf, Wendischhof und
Gresenhorst. Wir sehen daraus, daß die Gubkower Preens dort noch
einen ausgedehnten Besitz außerhalb des
Kirchspiels erworben hatten, gerade wie die Wehnendorfer auch Teile
von Nikrenz, Vitow, Schlage und Godow, und die Bandeltorfer teile
von Godow, Schlage, Dummerstorf und Kl. Schwarfs besaßen. Außerdem
werden darin 2 Preens genannt, deren Leichensteine noch heute in
der Petschower Kirche liegen und die ältesten bei uns erhaltenen
Leichensteine sind Jochim, der also 1540 scheinbar ganz Gubkow
erwarb, ist zweifellos derselbe, dessen besonders sorgfältig
ausgeführter und wohl erhaltener Leichenstein vor dem Altar der
Kirche liegt und die Inschrift hat : "Anno 1578 den 31 Martii ist
der edele... Joachim Prehen tho Gubkow entschlaffen". Und unter den
Zeugen des Kaufbriefes von 1540 befindet sich auch ein "Johann Pren
zu Bademstorf", sein Leichenstein steht heute in der Turmhalle
neben der Schalttafel des Glockenmotors mit der Inschrift :"Anno
1599 am dag Marie Heimsuchung ( 2 Juli ) ist der...... ehrenfeste
Johan Pren auf Bandelstorp in Gott dem Herrn selig entschlafen, dem
Gott gnade". Konnten diese beiden alten Herren uns noch etwas davon
berichten, was sie erlebten, als die Petschower Kirche evangelisch
wurde und Adolf Sasse dort amtierte, so wüßten wir mehr
davon.
Nach Sasses Tode aber wurde ein evangelischer Prediger berufen der
noch Luthers Schüler gewesen war und daher als erster im vollen
Sinne lutherischer Pastor von Petschow bezeichnet werden kann und
der dann ganze 53 Jahre in Petschow amtierte. Er hieß Hieronymus
Schirlenz, und ein Gedenkblatt an ihm, das sein Nachfolger drucken
ließ, hat sich erhalten und gibt uns heute recht genau Auskunft
über seinen Lebenslauf. 1527 in Leipzig geboren, studierte er in
Wittenberg, in dessen Matrikel er 1545 verzeichnet ist, und war
hier noch Schüler Luthers, der freilich schon 1546 starb, und
Melanchthons, der ihn - nach Worten des Gedenkblattes - durch ein
mit eigener Hand ausgestelltes Ehrenzeugnis auszeichnete. Er muß
also fleißig studiert haben, scheint auch den Magister - Grad
erlangt zu haben, da das Gedenkblatt seinen Namen ein "M" vorsetzt,
die damals übliche Abkürzung für Magister, und nannte sich später
mit der damals üblichen lateinischen Endung des Namens
"Schyrlentius". Allzu lange kann er sich aber in Wittenberg nicht
aufgehalten haben, denn als 1546 der Schmalkaldische Krieg ausbrach
und der Kaiser im Mai 1547 Wittenberg eroberte, löste die
Universität sich zunächst auf, und bald darauf finden wir
Schyrlentius in Magdeburg, wo sich damals die Führer der
unnachgiebigen Lutheraner zusammenfanden und in Wort und Schrift
gegen die Politik des Kaisers eiferten. Magdeburg wurde daher bis
1552 belagert, konnte aber nicht erobert werden und schloß sich
beim Umschwung der Dinge eifrig der lutherischen Sache an.
Das Gedenkblatt erwähnt ausdrücklich, Schyrlentius sei hier mit den
Führern der Lutheraner, Flacius, Callus Judex und Wiegand zusammen
gewesen und habe als Schullehrer in Magdeburg und zeitweilig als
Schul- Recktor im Städjen Burg bei Magdeburg gewirkt. Dort
verheiratete er sich in dieser schweren Zeit mit Adelheit Brand aus
Quedlinburg, scheint aber als Verheirateter kein auskömmliches
Einkommen gehabt zu haben und folgte daher schon 1554 einen Ruf in
die Ferne, nach Mirow in Mecklenburg. Wie er dorthin kam, läßt sich
nur vermuten. Mirow, im Osten Mecklenburgs gelegen, war eine
Komturei des Juhaniterordens, doch setzte der reformations
freundliche Herzog Albrecht hier bei eingetretener Vakanz 1552
seinen jüngeren Bruder Christoph als "evangelischen" Komturen ein,
der bis 1555 in Mirow residierte. Da nun unser Gedenkblatt
ausdrücklich sagt, Schyrlentius sei in Mirow Hofprädiger gewesen,
so hat ihn wohl der Herzog Christoph dorthin berufen. Da die
jüngeren mecklenburgischen Herzöge eifrig an den Kämpfen der Zeit
teilnahmen und ein Bruder Christophs, Herzog Georg, 1552 vor
Magdeburg kämpfte, so ist anzunehmen, daß der Herzog Christoph
damals auch in Magdeburg gewesen und dort in persönliche Berührung
mit Schyrlentius gekommen ist den er dann 1554 zu seinen
Hofprediger nach Mirow berief. Doch verließ der junge Herzog Mirow
schon im November 1555, um als Koadjutor des Erzbischofs nach Riga
zu gehen, und Mirow gelangte dann zeitweilig wieder in die
Verwaltung des katholischen Johanniter - Ordens. Dadurch
gestalteten sich die Verhältnisse in Mirow für Schyrlentius wohl so
unerquicklich, daß er sich nach einer anderen Pfarre umsah. Wer die
Beziehungen nach unserer Gegend hin vermittelte, ist zwar völlig
unbekannt,aber er erhielt 1557 das Pfarramt in Petschow, um hier
den dauernden Endhafen seines Lebens zu finden. Uns interessiert
hier die Frage : Wer berief ihn nach Petschow ? . Da die Frage des
Patronats über Petschow für die letzte katholische Zeit, wie wir
sehen, unklar war, so erwarten wir hier endlich Klarheit darüber,
wer damals das Patronat ausübte.
Das aber ist zweifellos die Familie Preen gewesen. Das Gedenkblatt
sagt ausdrücklich, er habe sein Pfarramt hier "unter der hochedlen
Familie Preen" geführt , die Preens haben ihn später in hohem Alter
auch emeritiert und seinen Nachfolger berufen, so daß es keinen
Zweifel unterliegen kann, daß die Berufung Schyrlentius `
tatsächlich durch die Familie Preen erfolgte. Ob die Preens, als
Patrone der Vikarie, hier vielleicht auch schon zu katholischer
Zeit ein Patronat ausgeübt haben,bleibt ungewiß.
Es kann auch sein, daß sie schon etwa 20 Jahre früher Adolf Sasse
nach Petschow beriefen, aber darüber wissen wir leider nichts.
Möglich ist es auch, daß früher das Patronat fürstlich war, und daß
die Preens, als Patrone der Vikarie und begüterte Familie des
Kirchspiels, sich beim Eintritt der Reformation früh der neuen
Bewegung anschlossen und einfach aus eigener Machtvollkommenheit
selbstherrlich das Patronat auch über die Pfarre ausübten. So
machten es z.B. die Herren von der Lühe in Sülze, wo sie als
Besitzer vieler umliegenden Güter ( Redderstorf, Kneese,
Schulenburg usw. ) und Vögte der herzoglichen Saline eine
überragende Stellung einnahmen, und von sich aus 1534 den ersten
evangelischen Prediger einsetzten. Sie scheinen das in Sülze
nachher auch noch getan zu haben, aber dort entspann sich später
über diese
Frage ein Prozeß, in dessen Verlauf die Herzöge als Besitzer der
Saline ihr Patronatsrecht über die Pfarre Sülze behaupteten.
Im abgelegenen Petschow ist freilich das Patronatsrecht der Familie
Preen nie angefochten worden, und daher wissen wir auch nicht, ob
es schon vor der Reformation bestand, oder erst seit der
Reformation ausgeübt worden ist. Jedenfalls bestand es seitdem. Nun
werden freilich im ältesten erhaltenen Kirchenrechnungs - Protokoll
vom 20. März 1603 als "sämtliche Patronen und Kirchspiel - Junkern
der Kirche zu Petzekow" genannt "die Preene zu Bademstorff,
Wehnendorfs und Gubckow erbgesessen", und das sieht so aus und ist
auch so aufgefaßt worden, als ob schon damals - wie später - das
Patronat als an den drei Gütern Bandelstorf, Wehnendorf und Gubkow
haftend betrachtet wurde. Aber die eben angegebene Formulierung,
die vom Rostocker Notarius Jochim Schnörkell stammt, den die Preens
zu Abfassung des Protokolls bestellt hatten, scheint die Sache doch
nicht ganz richtig darzustellen, und vielleicht dadurch beeinflußt
zu sein, daß auf der Sitzung 1603 nur die Besitzer der drei
nächsten Preenschen Güter anwesend waren. Daß auch damals das
Patronat als Gesammtfamilienparonat angesehen wurde, bezeugt eine
eigenhändige Eintragung Pastor Schyrlentius vom Jahre 1605 auf der
letzten Seite desselben Kirchenrechnungsbuches: Namen der Lehen -
Herrn und Junckherrn der Kirchen im Kirchspiel zu Petschow ano
1605,
1.Jürgen Preen,der Älteste,zu Bomeshoff und Wentdorff.
2. Lavrentz Preen, Erbsessen zu Badmensdorff
3. Woldemar Preen, zu Hohen Gubekow gesessen
4. Ludwig Preen, Erbsessen zu Bademensdorff
5. Heirich Preen, Erbgesessen auch zum Hohen - Gubekow.
6. Otto Preen, Erbsesse zu Wehnendorff im kaspel Sanitz.
Da hier der Bomshof und Wentorf besitzende Jürgen Preen als
"Ältester" zuerst genannt wird und wir anderseits wissen, daß der
zuletzt genannte Otto Preen damals noch ein junger Mann war (er
heiratete um 1620 erst), so scheint es so, als ob die " Lehnherrren
", d.h. die als Patrone fungierenden Preens hier ihrem Alter nach
aufgezählt werden, und alle Preens waren, die es damals gab. Dabei
hat Jürgen Preen zwei Orte besessen, die späterhin mit dem Patronat
über Petschow nichts zu tun haben. Aber 1605 bestand zweifellos
noch das Familienpatronat. Die Angaben über die Preens bei den
nächsten Rechnungsrevisionen wechseln dann freilich und ergeben
kein ganz klares Bild, es sind dabei meist nur 2 oder 3 Preens
anwesend, oder es werden auch 5 oder 6 namentlich, aber ohne Angabe
ihrer Besitzungen genannt. Aber noch ein Visitationsprotokoll von
1649 gibt an: "Jus patronatus gehöret sämbtlichen Preenen , als
Vollraht Preen zu Bandelstorf, Adam Preen zu Dummerstorf, Hartwieg
Preen zu Gubekow und den Hans Preen zu Vietow. Bezeichnend dafür,
daß auch für die Auffassung von 1649 das Patronat noch nicht an
bestimmten Gütern haftet, sondern sämtlichen Preens gehört, ist
hier, daß auch Adam Preen zu Dummerstorf ( ein Bruder des
bandelstörfers ) mit genannt wird, und daß Hans Albrecht Preen, der
zugleich Wehnendorf besaß, nicht nach diesem, sondern nach dem Dorf
Vitow benannt wird, wo er damals wohl lebte. Auch der
Visitationseintrag vom selben Jahr ins Kirchenrehnungsbuch sagt,
die Visitatoren hätten alhir zu Peitskow, in gegenwarth der
sämtlichen Preen als Patronen ermelter Kirchen die Visitation
gehalten".
Es kann demnach kein Zweifel daran bestehen, daß die ganze Familie
Preen von der Reformation an bis in die 2. Hälfte des 17.
Jahrhunderts ein Familienpatronat über die Kirche zu Petschow
ausgeübt hat. Über die Verhältnisse zu Zeit Hieronymus Schyrlentius
geben uns noch einige kleine Schriftstücke Auskunft, die ins alte
Kirchenrechnungsbuch (beginnend 1603) eingeheftet sind. Zunächst
ein Blatt, das die Aufschrift trägt "Im Jahr 1580, 21. August" und
dann fortfährt: "Zur Erinnerung, der Herr Docktor und
Superintendent möge vor den Edelleuten und den Gemeindemitgliedern
zur Mahnung erklären". Da seit 1573 der Rostocker Professor Dr.
Theol. Simon Pauli Superintendent des Landkreises Rostock war, so
scheint dieser im August 1580 zu einer Revision in Petschow gewesen
zu sein, wo der Pastor ihm diesen Zettel vorlegte, der in 11
Punkten die Wünsche des Pastors angibt. Zunächst wird auf einige,
rein amtliche Dinge hingewiesen, die notwendige Einrichtung einer
Sonntäglichen Epistelpredigt und einer Katechismuspredigt sowie die
Abstellung der damals auch in Rostock verbotenen
Sonntagshochzeiten. Interessant sind dann Punkt 3 und 6, aus denen
hervorgeht, daß die Einkünfte des ehemaligen Vikariats jetzt zur
Pfarrpfründe geschlagen waren. Punkt 3 sagt nämlich: "Über den
Vakariatbesitz, daß er dem Pastor nicht entrissen werde" Hierbei
hat der Nachfolger notiert: "der Edelmann heißt Christoph
Stoysloff" diese Bemerkung kann sich nur auf einen Pankelower
Stoysloff beziehen, der wahrscheinlich die 1366 der Vikarie
überwiesenen 9 Morgen nicht als Besitz der Pfarre anerkennen
wollte. Punkt 9 klagt darüber, daß mehrere Preens "vom Einkommen
des Vikariats 1/4 abgezogen haben".
Wir sehen daraus, daß Schyrlentius die seiner Zeit dem Vikariat
gestifteten Einnahmen voll als Pfarreinnahmen beanspruchte,
obgleich das Vikariat 1580 bestimmt längst eingegangen, und der Hl.
Leichnamsaltar wohl auch aus der Kirche fortgeräumt war. Dann wird
auch die Göldenitzer Kapelle (Punkt 10) erwähnt, in der der Pastor
4 mal im Jahr predigt, wofür die Göldenitzer ihn eine Mark
"Sundisch" gezahlt hätten. Die übrigen Wünsche beziehen sich auf
regelmäßige Lieferungen der Getreideabgaben, Akzidetien und
sonstige Zahlungen und auf gewissenhaftere Respektierung seines
Ackerlandes, von dem die Bauern manches Stück abgepflügt hätten.
Die letztere Klage tritt noch deutlicher in einem zweiten Zettel
hervor, der undatiert ist, aber aus derselben Zeit stammen muß.
darin führt Schyrlentius an, daß die Petschower Bauern ihm kein
Holz und keinen Torf anführen, seine Zäune zerbrechen, die Kinder
seine Fenster einwerfen , auf seinem Acker Pferde und Ochsen weiden
usw. Am Schluß heißt es dann: "In Summa, sie tun mir den größten
Schaden, aber die geringste Gift (d.h. kaum eine Gabe) kriege ich
vom ihnen". Darnach scheint Schyrlentius unter den Bauern zu
Petschow ein recht schweres Leben gehabt zu haben, und mit ihnen
nicht ganz fertig geworden zu sein. Am bedeutsamsten erscheint der
letzte Punkt dieser Klagen: "Das Geld wird aus dem Gotteshaus
ausgelehnet, und kumt nicht die Hälfte wieder ein". Damit wird ein
schwieriger Punkt im damaligen Pfarrgeschäft berührt, der uns auch
in dem 1603 beginnenden Kirchenrechnungsbuch entgegentritt. Die
Verwaltung des damals scheinbar recht bedeutenden Kirchenvermögens
wurde in jener Zeit, wo man es noch nicht auf die Bank geben
konnte, in seinem vollem Umfange ausgeliehen, zum größtem Teil an
die Patrone, die darauf ein gewisses Vorrecht gehabt zu haben
scheinen , aber auch an die Bauern der Umgegend, ja auch an die
Tessiner oder Rostocker Bürger.
So hat Lorenz Preen in Bandelstorf 1603 400 Reichstaler von der
Kirche geliehen, wofür er 6 Prozent Zinsen zahlt. Eine Anna Jörcken
hat 1599 33 Reichstaler geliehen, die sie 1614 zurückzahlt, aber
gleich darauf von neuem 100 Reichstaler leiht. Summen von 4, 20 und
10 Reichstalern haben damals ein Petschower und ein Wolfsberger
Bauer sowie ein Tessiner Bürger usw...... Im ganzen werden etwa 50
Reichstaler solcher kleinen Summen aufgezählt, und dazu besitzt die
Kirche in bar damals 88 Reichstaler, so daß sie ein Vermögen von
600 Reichstalern hat. Die Verwaltung dieser Gelder aber lag damals
in den Händen der "Kirchengeschworenen" (Juraten), deren es in
Petschow meist 3 gab, 1603 ein Petschower, ein Kokendorfer und ein
Schlager Bauer. Sie hatten die Zinsen für alle diese ausgeliehenen
Gelder einzuziehen, und ebenso die Pachten für den verpachteten
Kirchenacker : das aber war keine einfache Aufgabe, denn das Zahlen
der Zinsen verzögerte sich oft um Jahre. Es ist immerhin
beachtlich, daß wir hier einen gewissen Einblick in die kirchlichen
Finanzen gewinnen, die zu katholischer Zeit völlig undurchsichtig
sind, und daß die Kirchengeschworenen, in Petschow meist
"Vorsteher" genannt, im Stande sind, den Pastor bei der Führung der
Kirchenfinanzen weitgehende Hilfe zu bieten. Die Abrechnung
hierüber wird meist alle 2 - 3 Jahre in Gegenwart der Patrone, der
"Vorsteher" des Pastors und später meist auch des Küsters
abgehalten. Übrigens hat der alte Schyrlentius, der damals schon 77
Jahre zählte, die Kirchenrechnung nach der Einrichtung des neuen
Rechnungsbuches von 1603 zunächst selbst mit seiner merkwürdig
verschnörkelten Handschrift geführt,1604 und 1605. Dann bricht
seine Handschrift ab, und die Rechnung wird für 1605 von einer
ausgesprochen ungeschickten Hand, und zwar auf platt - deutsch
weitergeführt, das muß einer der Juraten sein, wahrscheinlich der
Petschower Peter Brandt (79 Jahre)und vielleicht irgend eines
Zufalls (Schlaganfalls ?) wegen, zur Rechnungsführung nicht mehr im
Stande , und zu Anfang des Jahres 1606 dachte man dann tatsächlich,
offenbar aus zwingenden Gründen, an seine Emeritierung.
Die Emeritierung eines Pastors war ja zu jener Zeit, wo noch
keinerlei landeskirchliche Versorgung der Emeriten bestand, keine
ganz einfache Sache.
Aber die Preens nahmen sich der Frage getreulich an und beriefen
zum 6. April 1606 den damaligen Superintendenten Dr. Lucas
Bachmeister aus Rostock nach Petschow, um mit seiner Beihilfe einen
sehr umsichtig und sorgfältig ausgearbeiteten Emeritierungs
-Vertrag aufzusetzen, der sich erhalten hat. Von den 1605
angegebenen "Lehnjunkern" Preens fehlen im Protokoll freilich 2 der
damals genannte "Älteste Jürgen Preen" auf Wendtorf, der wohl
inzwischen gestorben oder zu hinfällig war, um den weiten Ritt von
dort nach Petschow zu machen, und Woldemar Preen auf Gubkow, dessen
Witwe aber erwähnt wird, so daß er sicher inzwischen verstorben
war. Hingegen erscheinen von den Bandelstörfern Lorenz P. (1605
genannt), und der offenbar viel jüngere Ludwig Preen, der gemeinsam
mit einem Johann Preen, offenbar seinem Bruder, also auch einem
Bandelstörfer, untersiegelt. Aus Gubkow sind anwesend Heinrich
Preen (1605 genannt) und merkwürdiger Weise dessen Mutter
"Katharina Zepelins, sel. Charin Preens hinterlassene Witwe auf
Gubkow". Ihr 1605 nicht genannter Mann muß also schon vor 1605
verstorben, vielleicht ein Bruder des damals noch lebenden Woldemar
gewesen sein. Seine Witwe wird als Frau 1605 unter den
"Lehnjunkern" natürlich nicht genannt, nimmt aber 1606 als
tatkräftige Frau persönlich an der Emeritierung des alten Pastors
teil, dessen Schicksal ihr am Herzen zu liegen scheint. Als letzter
zeichnet Otto Preen auf Wehnendorf, der 1605 als letzter Patron
genannt wurde. So besteht die Vertretung der Patronatsfamilie hier
tatsächlich, wie schon 1603, aus den Besitzern der 3 Güter
Bandelstorf, Gubkow und Wehnendorf, weil die übrigen besitzlichen
Vertreter der Familie zu weit ab wohnen oder vielleicht inzwischen
ausgestorben sind. Aber in der Einleitung des Vertrages nennen sie
sich "die Preenen, erbgesessen auf etc., Patronen der Kirchen zu
Petschow". Nicht der Besitz bestimmter Güter steht im Vordergrunde,
sondern im altmodischen Plural nennen sie sich eingangs "die
Preenen". Das alte Familien - Patronat wird darin noch angedeutet,
obgleich es bereits auf die 3 letzten Güter, die die Preens damals
noch in der Gegend besaßen zusammengeschrumpft ist. Die hier
genannten Patrone versprechen feierlich, dem emeritierten Pastor
eine bestimmte Menge Getreide jährlich zu liefern. Dabei wird
eigentümlicher Weise auch der nicht anwesende eingepfarrte Junker
Chritoph Stoyslof auf Pankelow mit 3 Scheffeln Roggen und 3
Scheffeln Gerste herangezogen, nicht aber der Besitzer von Petschow
und Wolfsberg, die noch immer zu Lüsewitz gehörten, welches Gut
sich seit etwa 1550 im Besitz einer Familie von Bevernest befand.
Doch sollen alle Bauern der Gemeinde dem alten Pastor jährlich je 2
Schillinge zahlen. Sollte die Frau Schyrlentius ihren Mann
überleben, so soll sie nachher als Witwe von allem die Hälfte
haben. Bis Michaelis 1606 soll er noch die laufenden Einnahmen
haben und das Pfarrhaus bewohnen, dann aber die "Wedem" (Pfarrhaus)
räumen, und in den "Kahten", "so zu der Wedem gehörig", ziehen, den
z.Z. noch ein Bauer bewohnt und den die Patrone für ihn "bauen",
d.h. renovieren lassen wollen. Nach dem Tode soll die Witwe "den
´Kahten die Zeit ihres Lebens mit allem hinzugehörigen Acker frei
bewohnen". Nach ihrem Tode soll der Pastor die Nutznießung des
Katens wieder haben, "doch mit dem Bescheide, daß er künftig samt
dem Acker von der Pastoren Witwen, da etzliche sein werden, soll
bewohnet werden". Dieser Katen, der hiermit 1606 förmlich zum
Witwenhaus der Pfarre Petschow erklärt wird, ist das alte
Vikariengehöft; noch bei der Visitation von 1649 wird es der
"sogenannte Vikarienkaten " genannt, "der zum Gebrauch eines
Emeritus oder einer hinterlassenen Witwe" unterhalten werde.
Endlich geloben die Patrone noch, falls sich nach der Emeritierung
"eine gelehrte und qualifizierte Person" als Nachfolger fände, die
Lust hätte, sich "mit einer des Pastoren Töchter ehelich
einzulassen", so wollten sie dies Sache nach Möglichkeit fördern.
Da der Nachfolger noch im Sommer 1606 ins Amt trat, ist dieser
Emeritierungsvertrag zu Michaelis 1606 jedenfalls in Kraft
getreten, und der alte Pastor hat damals den für ihn renovierten
"Vikarienkaten" bezogen. Noch 4 Jahre hat er hier verbracht, die
Frau starb schon ein Jahr vor ihm am 19. Mai 1609, er selbst am
9.Juni 1610 83 Jahre alt. So ist der alte Vikarienkaten damals
nicht eigentlich zum "Witwenkaten" geworden, wozu er bestimmt war.
Dem alten Schyrlentius rühmt sein Nachfolger nach, daß er wohl
gelehrt gewesen, vier Sprachen beherrscht habe (außer Deutsch wohl
Lateinisch, Griechisch und Hebräisch), dabei mit besonderer
Vorliebe Geschichtsstudien und Musik getrieben habe, wobei er
sowohl mit dem Kirchengesang als auch dem Spiel der laute, Geige
und Flöte gut vertraut war. Der Nachfolger Joachim Olearius aus
Wilsnack in der Prignitz, hatte in Rostock studiert ( immatr. 1603
) und wurde schon in jungen Jahren, wie er selbst berichtet, zu
Johannes (24. Juni) 1606 "von den Edlen und Ehrenfesten Junkern,
den Preenen", nach Petschow berufen. Die Prüfung und Ordination
fand am 15. August jedenfals auch durch den Superintendenten Dr.
Bachmeister in Petschow statt, und noch im selben Herbst trat er
tatsächlich in die Ehe mit Elisabeth Schirlentz, einer Tochter des
Vorgängers, die wieder vor ihm (12. August 1639) starb, so daß der
"Witwenkaten" wieder nicht in Funktion trat, sondern nachher weiter
vom "Pfarrbauern" bewohnt wurde. Der junge Pastor hat zunächst sich
wohl vom Schwiegervater in die Amtsgeschäfte einführen lassen, bald
nach dessen Tode aber wieder eine Kirchen - Visitation veranlaßt,
zu der die Patrone, die "Sämtliche Gevattern die Preene" den
Superintendanten am 18. April 1611 einluden. Über diese Visitation
sind recht ausführliche Akten erhalten, die aber wenig Neues zu
Tage fördern. Wir erfahren, daß die Kapelle in Göldenitz leider
nicht mehr zum Gottesdienst gebraucht wird, weil sie verfallen ist
und daß Olearius, genau wie sein Vorgänger 1580 viel über
Wirtschaftsschwierigkeiten zu klagen hat, die im einzelnen aber
nicht viel interessantes bieten. Es wird aber doch erreicht, daß
Gregorius Bevernest, der Besitzer von Lüsewitz und Petschow, seinen
Petschower Bauern befiehlt, "dem Pastoren hinfür keinen Abbruch am
Acker zu thun". Es ist ferner interessant, daß der Pastor hier auch
die Forderung stellt, "das Crucifix zu eleviren und wieder
aufzurichten, Altar und Kirche zu illuminieren", Das kann sich nur
um das schöne große Cruxifix in der Kirche handeln, das
wahrscheinlich zu evangelischer Zeit von seinem alten Platz
entfernt und bei Seite gestellt war. Olearius verlangt aber, daß es
wieder in würdiger Weise aufgestellt wird. Es ist wahrscheinlich,
daß das Cruzifix damals seinen heutigen Platz an der Nordwand des
Kirchenschiffes erhalten hat. Auch für die Erneuerung der
wahrscheinlich damals schon abgängigen Bemalung (illuminieren) von
Kirche und Altar interessiert sich der Pastor, auf dessen Anregung
wohl auch die Stiftung der 1610 von den Preens errichteten schönen,
in edlem Renaissance - Stil gehaltene Kanzel zurückgeht. Sie ist
das letzte Ausstattungsstück der Kirche, das von den Preens
gestiftet und mit ihrem Wappen geschmückt ist. Die alten Patrone
haben also durch die Abschaffung von Ablaß und Seelenmesse nichts
von ihrer Gebefreudigkeit eingebüßt, und die damaligen Vertreter
des Geschlechts, Lorenz, Ludwig und Johann Preen auf Bandelstorf,
Heinrich Melchior und Joachim Preen auf Gubkow und Otto Preen auf
Wehnendorf waren ebenso bereit, für die würdige Verkündung des
Gotteswortes "zu Ehre Gottes" eine wertvolle Stiftung zu leisten,
wie ihre Vorfahren im 14. Und 15. Jahrhundert zur Beförderung ihres
Seelenheils durch Seelenmessen. Aus der Zeit dieses Pastors wissen
wir sonst nicht viel. 1612 verstarb der Erbherr auf Pankelow
Christoph Stoylslef und wurde in der Kirche begraben, wofür er der
Kirche 50 Taler gelobt hatte, die aber nach langen Verhandlungen
erst 1619 von seinem Sohn Arnd Stoyslef bezahlt wurden. Andere,
heute merkwürdig berührende Legate erhielt die Kirche dadurch, daß
es beim Begräbnis von Edelleuten üblich war, ihnen ein aufgezäumtes
"Leitpferd" im Leichenzuge nachzuführen, welches dann als Eigentum
der Kirche zufiel, es wurde natürlich von der Kirche verkauft, aber
meist nicht gleich bezahlt, sondern der Käufer zahlt nur die Zinsen
für das übernommene Kapital, und bezahlte dieses oft viel später
oder gar nicht. So hatte das Leitpferd des Chaim Preen auf Gubkow,
der um 1604 starb, ein Herr Melchior Vieregge, erbgesessen auf
Benitz, für 60 Taler übernommen, wofür der Zinsendienst sich über
ein halbes Jahrhundert hinzog. Das Leitpferd des 1624 in
Bandelstorf verstorbenen Junkers Daniel Preen soll mit 30 Talern
bezahlt erden. 1623 wird das Leitpferd eines Junkers Hartwig
Buchwald dem Petschower Bauern Chim Schenke für 10 Taler
"zugeschlagen". Eine veränderung bedeutete es, daß 1628 5
Bauernstellen in Göldenitz von der Hospitalverwaltung
"niedergelegt" und zu einem "Meierhofe" zusammengelegt werden. Ob
diese Maßnahme vielleicht schon mit der 1627 erfolgten Besetzung
Mecklenburgs durch Wallenstein zusammenhing, die ja die Steuerkraft
des Landes stark anspannte, jedenfalls war es der Anfang zu Bildung
des Gutes Göldenitz. Nach dem Abzuge Wallensteins aber kamen die
berüchtigten Durchzüge der Kaiserlichen, die 1631 unsere Gegend
auch heimsuchten. 1633 wird die Kirchenrechnung nach 8 Jahren erst
wieder revidiert, wobei bemerkt wird, daß "in dem elenden
Kriegswesen die Kirche zu Petschow an Ornat, Messgewand, Kelchen
und Patenen, auch Vorrat des Geldes, von den Kaiserlichen
Savellischen und Croaten ganz ausgeplündert ist". Weiterer Schade
scheint Damals nicht entstanden und der Pastor die ganze Zeit über
in Petschow geblieben zu sein, aber aus den nun folgenden Jahren
fehlt es ganz an Aufzeichnungen. Außerdem erfolgen verschiedene
Todesfälle in der Preenschen Familie, die vielleicht auch mit den
Kriegsereignissen zusammenhängen und den Bestand der Familie
lichteten. 1631 stirbt Lorenz Preen auf Bandelstorf, bald darauf am
08. Juni 1635 Heinrich Preen auf Gubkow und 1638 Otto Preen auf
Wehnendorf, der zuletzt als herzoglicher Rat in Güstrow lebte. Doch
bezahlen die Vormünder seiner Kinder 1638 1639 noch die Abgaben aus
Wehnendorf. Als sich die Kassenrevisionsconferenz nach den
schlimmen Durchzügen von 1637 und 1638 am 15. Januar 1639 endlich
wieder im Pfarrhaus zusammenfinden sind nur zwei junge Patrone
anwesend : Volrath Preen, Lorenz Sohn auf Bandelstorf, und Hartwig,
der Sohn Heinrichs, auf Gubkow, die "weil keine Vorsteher gewesen"
(die 3 von 1633 waren wohl inzwischen dem Kriege zum Opfer
gefallen), noch 2 Edelleute als Zeugen koopierten, einen Caspar
Vieregge (wohl einen Verwandten) und Joachim Friedrich Bevernest,
der letztere, Besitzer von Lüsewitz und Petschow, erscheint aber
nur dies eine Mal gleichsam Gastweise auf der Konferenz und wird zu
Patronatspflichten in keiner Weise herangezogen. Pastor Olearius
aber, von dessen Kriegserlebnissen wir leider nichts näheres
wissen, scheint ein gebrochener Mann zu sein. Er unterschreibt das
Protokoll als "senior Pastor" (alter Pastor), und darunter steht
"Caspar Schulz jun. Pastor tunc temp.", d.h. "zu der Zeit jüngerer
Pastor". Olearius hat also damals einen Hilfsprediger gehabt, der
übrigens schon seit Ende 1638 mit seiner Tochter Magarete
verheiratet war, ihm also wohl einige Zeit beigestanden hat. Danach
muß Pastor Olearius, der damals erst etwa 55 Jahre gezählt haben
kann, schon ein verbrauchter Mann gewesen sein, der zur Amtsführung
nicht mehr recht fähig war. Am 12. August 1639 verlor er noch seine
Frau und starb selbst 3 Jahre später am 16. Mai 1642 nach 36järiger
Amtstätigkeit in Petschow, ca. 60 Jahre alt. Ob 1638 bei der
Anstellung Schulz auch mit Olearius ein förmlicher
Emeritierungsvertrag, wie mit Schyrlentius, aufgesetzt wurde, und
ob auch er zuletzt im alten "Vikarienkaten" oder bei seinen Kindern
im Pfarrhause gelebt hat, ist unbekannt, denn darüber sind
keinerlei Aufzeichnungen erhalten. Darin zeigt sich die ganze
Dürftigkeit der Lage auch in Petschow in jenen Jahren nicht nur die
Juraten waren tot und fehlten, sondern auch der alte Küster scheint
tot zu sein, denn seine Unterschrift fehlt, und der ganze Vorrat an
Kirchengeld beträgt 1 Taler und 10 Schillinge. So wenig wir leider
auch über die Ereignisse der letzten Jahre in Petschow wissen, so
gewinnt man aus dem allen doch den Eindruck, daß in den furchtbaren
Jahren der Tod hier reiche Ernte gehalten haben muß, und daß die
Verhältnisse im Zeichen einer radikalen Verarmung standen.
Von der Wahl des nächsten Pastors ist leider nichts bekannt. Dieser
Caspar Schultze, stammte aus Arendsee in der Altmark, ist im April
1635 in Rostock "immatrikuliert" worden und muß noch jung an Jahren
gewesen sein, als er zu Ende des Jahres 1638 Gehilfe und
Schwiegersohn von Olearius wurde. Da das erste Kind seiner Ehe mit
Margarete Olearius schon im Juli 1639 geboren wurde, hat die
Eheschließung und die wohl gleichzeitige Anstellung als
Hilfsprädiger jedenfalls schon 1638 stattgefunden, im Januar 1639
unterschreibt er sich als "jüngerer Pastor" und nach Olearius Tode
rückt er 1642 zum ordentlichen Pastor auf. Aber wer ihn 1638 zum
Hilfsprediger nach Petschow berufen hat und 1642 zum ordentlichen
Prediger voziert hat berichtet er nirgends. Da aber schon Olearius
von "den allen Junkern den Preenen" berufen wurde und das Protokoll
der Kirchenvisitation 1649 zu Schulzes Zeit sagt, daß "semptliche
Preenen" Patrone der Kirche zu Petschow sind, so kann es keinen
Zweifel unterliegen, daß auch seine Vokation von den Vertretern der
Familie Preen ausgegangen ist, und daß dies 1638 das alte
Familienpatronat noch im vollen Sinne ausgeübt hat. Freilich waren
von den Patronen damals nur die beiden jungen Besitzer von
Bandelstorf und Gubkow, Volrath und Hartwig Preen nach für
Wehnendorf mögen die Vormünder der unmündigen Kinder Otto Preens
(+1638) das Patronat vertreten haben, die mehrfach genannten
Edelleute Claus Hahn und Paulen von der Lühe. Mehr Vertreter der
einst so zahlreichen Familie Preen scheint es damals nicht mehr
gegeben zuhaben, im 30jährigen Kriege mögen manche von ihnen
gefallen oder verstorben sein. Nach 4 Jahren hielten die beiden
genannten Patrone dann 1643 wieder Rechnungsrevision, an der jetzt
wieder 2 Juraten und der inzwischen neu ernannte Küster Hans
Semmlow teilnahmen. Die Juraten legen befriedigende Abrechnung ab,
und der "Vorrat" an Bargeld beträgt doch wenigstens 8 Reichstaler
20 Schilling. Aber "mit den Restanten ist es geblieben als es
gewesen 1633", d.h. Zinsen der mannigfachen ausgeliehenen
Kapitalien sind inzwischen nicht eingegangen, die Verarmung war
dazu offenbar noch zu groß. Ausführlichere Einblicke gestattet dann
das erhaltene, schon mehrfach erwähnte Protokoll der
Generalvisitation vom 1. April 1649, die der Superintendent Samuel
Arnoldi mit mehreren herzoglichen Beamten abhielt. Das
Patronatsrecht "gehört" - wie es hier heißt - "sämtlichen Preenen
".
Aufgezählt werden dann Vollrath Preen zu Bandelstorf und dessen
bisher nicht genannter jüngerer Bruder Adam Preen zu Dummerstorf.
Wohl besaßen die Bandelstorfer Preens schon früher Bauernstellen in
Dummerstorf, aber ein adliger Hof in Dummerstorf tritt erst hier
auf, er ist wohl erst durch das Legen der im 30jähriegen Kriege
größtenteils ausgestorbenen Bauern jetzt entstanden und dann
Vollraths jüngerem Bruder Adam zugesprochen worden,der aber als
Preen auch unter den Patronen aufgezählt wird, neben diesen wird
Hardwig Preen auf Gubkow genannt, und als letzter Hans Albrecht
Preen "zu Vitow . Letzterer war der inzwischen zu Mündigkeit
gelangte Sohn des 1638 verstorbenen Wehnendörfers Otto Preen. Doch
wird Hans Albrecht hier nicht nach dem alten Stammgut Wehnendorf
genannt, dieses war offenbar noch von den Vormündern verpfändet
worden, denn als sei Pfandbesitzer wird im Protokoll später (und
noch bis 1656) ein Joachim Burmeister genannt. In Vitow aber war
wohl inzwischen auch ein neuer adliger Hof erbaut, den der junge
Hans Albrecht Preen zunächst bewohnte. Hieraus geht deutlich
hervor, daß 1649 das Patronat noch nicht an den Gütern Bandelstorf,
Gubkow und Wehnendorf haftete - wie späterhin, sondern an der
Familie Preen, denn der damalige Wehnendorfer pfandbesitzer wird
nicht als Patron genannt, wohl aber 2 außerhalb des Kirchspiels
lebende Preens, einer auf Dummerstorf und einer auf Vitow, auf
Gütern, die als solche später nichts mit dem Patronat zu tun
hatten. Interessant ist ferner die Aufzählung der nach dem Kriege
noch übrigen Bauern ; in Petschow 5 (früher 14) in Kockendorf 4
(früher 8), in Siden - Gubkow 2 (früher 10) in Göldenitz 6 (früher
13), in Schlage 3 (früher 10), in Pankelow 3 (früher 9), in Godow 3
(früher 6) und nur Wolfsberg hat mit 4 Bauern seinen alten bestand
behalten. Im ganzen ist damit die Bauernschaft des Kirchspiels von
74 Bauernstellen auf 30 Bauernstellen zurück gegangen. Viel wird im
Protokoll über die Abgaben der "wüsten Bauernstellen" verhandelt,
denn vieles Bauernland, bei dem das eigentlich dazugehörige Gehöft
noch verwüstet dalag, war 1649 von den Nachbarn - Höfen und Bauern,
wieder unter den Pflug genommen worden, von dem die neuen
Nutznießer keine Abgaben zahlen wollten. Das aber wird ihnen jetzt
zur Pflicht gemacht. Es ist anderseits auch klar, daß diese
Zustände das Zusammenlegen des früheren Bauernlandes und seine
Bewirtschaftung durch die Höfe begünstigten, ja z.T. vielleicht
erforderten. Wohl nennt das Protokoll nur 3 "adlige Höfe",
Bandelstorf, Gubkow und Pankelow. Aber Göldenitz war im Kriege ja
schon ein "Meierhof" aus 5 zusammengelegten Bauernstellen
entstanden, in Sieden- Gubkow und Pankelow verschwinden die letzten
Bauern bald nachher und das Land wird von den Höfen Hohen- Gubkow
und Pankelow übernommen, und auch in Petschow hat der Hof Lüsewitz
scheinbar noch vor Ende des Jahrhunderts zur Bearbeitung des wüsten
Landes einen "Hof" errichtet, der 1718 zum ersten Mal urkundlich
auftritt und von einem Pächter bewirtschaftet wurde.
Eine mühsame Arbeit der Visitation war auch das Aufrechnen aller
alten Legate und Stiftungen, und der inzwischen angelaufenen
Zinsen, sogar die Leitpferde Daniel Preens (von 1624) und Carin
Preens (von 1605) erscheinen wieder in der Aufrechnung. Aber es
wird ein genauer Bestand de vorhandenen Pfarrackers aufgenommen,
und alle Abgaben werden neu festgesetzt. So hatten die Verhältnisse
hier sich durch den großen Krieg in mannigfacher Weise geändert,
ziehen sich aber allmählich doch wieder zurecht. In späteren Jahren
Pastor Schulzes ist aber damals noch ein Kriegsgewitter durchs Land
gezogen, die Durchmärsche besonders polnischer und kaiserlicher
Truppen während des schwedisch - polnischen Erbfolge - Krieges
(1656 - 1660), die 1659 offenbar auch unsere Gegend berührten und
auch in Petschow zu Plünderungen führten, denn beim Inventar
bemerkt Pastor Schulze 1659 bei einem "weiss leinen Altarlaken" ist
anno 1659 im Kriege wegkommen. Und 1665 stiftet der Patron Hans
Albrecht Preen der Kirche 25 Gulden "zu deren baulichen Unterhalt",
die er "bei der letzten Kriegszeit Gott angelobt, wenn Gott diesem
Lande wieder Frieden und Ruhe bescheren würde". Der Kirche ist
damals noch so manches gestiftet worden. 1653 stiftet der "unker
Hartwig Preenen Hausfrau, Emerenze von Blüchern" der Kirche "ein
leinen Altar Laken", 1663 der Pensionarius (Pächter) von Hof
Göldenitz Johann Scheveke einen silbernen Kelch "von 32 Lot sampt
dem Deckel und seine Tochter Christina ein Leinen Tuch dazu".
Als 1658 der Patron Vollbart Preen gestorben war und seine Frau,
Ilsa geb, von Bülow, scheinbar etwa gleichzeitig, stiftet seine
Tochter, die "Lehnjungfer Chathariena Lucia Preen" auf Bandelstorf
einen silbernen Kelch, worauf der Spruch 1. joh.1 "Das Blut etc.
(1. Joh. 1,7), Ihr Name und ihres seligen Vaters und Mutters Wappen
gestochen". An diesen Vollrath Preen und seine Gattin erinnert noch
heute der auffallend große Leichenstein, der jetzt in der Turmhalle
der Kirche rechts aufgerichtet steht, und von dessen leider schon
verwitterter Inschrift noch zu lesen ist : "Herr Volrad von Prehn
auf Bandelstorf auch..... zu Dummerstorf Weiland hochsel. geborene
Frau, Frau Ilsa von Bülow... Anno 1658 im 64. Jahr seines
Lebens".
Merkwürdiger Weise trägt noch ein zweiter erhaltener Leichenstein,
der jetzt vor dem Altar liegt, die Aufschrift "Volrad Pren Ilsa von
Bülowen C I M L S I M GW ( wohl abgekürzt : Christus Ist Mein
leben, Sterben ist Mein gewinn)" 1641. Diesen Stein hat das Ehepaar
sich also schon zu seinen Lebzeiten, wie das damals üblich war,
setzen lassen, vielleicht anläßlich der Vermählung. Den großen in
der Vorhalle hatte ihnen wohl ihre einzige Tochter, die schon
genannte Catharina Lucia, setzen lassen. Diese wird hier
"Lehnjungfer" genannt, ein Zeichen, daß sie sehr an Bandelstorf
hing und das Patronat des verstorbenen Vaters, mit dem diese Linie
ausstarb, weiter führte. Ja, als sie bald darauf den Erbherren auf
Groß Gi(e)vitz Daniel Friedrich von Voss heiratete, wohnte das Paar
in Bandelstorf und er führte als "Pfandgesessen auf Bandelstorf",
das er also in Pfand von den an sich erbberechtigten Preens
übernahm, das Patronat im Namen seiner Frau weiter. Es ist das
erste Mal, daß wohl auf Grund des weiblichen Erbrechts ein
Gutsbesitzer, der nicht "Preen" heißt, das Patronat in Petschow
ausübt, und damit das alte Familienpatronat durchbrochen wird. Auch
ein anderer Patron Volrads Bruder Adam Preen auf Dummerstorf, starb
um diese Zeit und bei der Rechnungsrevision von 1658 ist nur
Hartwig Preen auf Gubkow als Patron anwesend, der dort freilich
ausdrücklich als "in Vollmacht seines Vetters Hans Albrecht Preen
als Compatronen" und "in Vormundschaft Sel. Adam Preenen Erben"
bezeichnet wird. Adam Preens erben waren nun zweifellos die Erben
von Bandelstorf, das ihr ohne Sohn verstorbener Oheim Volrath ihnen
hinterlassen hatte, und vom Vater her Besitzer auf Dummerstorf.
Aber da Bandelstorf bald darauf an Herrn von Voss verpfändet wurde,
der später als Pfandherr von Bandelstorf das Patronatsrecht
ausübte, so scheint eine klare Regelung der Patronatsfrage damals
nicht erfolgt zu sein. Hartwig Preen auf Gubkow aber, der
zeitweilig als einziger anwesender Preen das Patronat vertrat, hat
sich ein Verdienst an der Kirche dadurch erworben, daß er 1657, als
eine der alten Kirchenglocken gesprungen war, die Umgießung dieser
Glocke veranlaßte. Der Umguß erfolgte am 20. Juli 1657 durch den
Rostocker Glockengießermeister Heinrich Lehmmejerr und kostete, wie
verzeichnet steht, 140 Gulden. Während ein teil der Bezahlung von
der Kirchenkasse geleistet wurde fand auch eine Sammlung dafür in
der Gemeinde statt, deren Liste erhalten ist, und die immerhin etwa
80 Reichstaler einbrachte.
Der Patron hatte 40 Reichstaler gestiftet und aus der übrigen
Gemeinde sind je 10 Geber aus Petschow und Göldenitz verzeichnet, 6
aus Kockendorf, 3 aus Gubkow, 3 aus Wolfsberg, 2 aus Schlage und je
einer aus Bandelstorf, Godow und Sieden - Gubkow, aus Pankelow
niemand. Aus Göldenitz sind es der Pensionarius (Pächter), der
Schulze, 4 weitere Bauern, aber auch mehrere Knechte und eine
"Dienstfrau auf dem Hofe", aus Petschow "der Müller in der Neuen
Mühle" der Krüger, der Schulze, der Hirte, mehrere Bauern und auch
mehrere Einliger, z.T. Handwerker. Aus Kokendorf zeichnen 3 Bauern,
ein Zimmermann und 2 Frauen, aus Gubkow außer dem Besitzer und
Patron noch der Schäfer und zwei nicht genauer bezeichnete Männer,
aus Wolfsberg ein Bauer und 2 ausdrücklich als "Knechte" genannte,
aus Schlage 2 Bauern, aus Sieden - Gubkow je ein Bauer, und aus
Bandelstorf nur der Schäfer. So ist diese Sammlung immerhin ein
erfreuliches Zeichen dafür,, daß es damals doch auch in weiteren
Kreisen der Gemeinde nicht ganz an Gebefreudigkeit fehlte, daß
inzwischen sich doch seit dem großem Kriege ein gewisser Wohlstand
in der Gemeinde gebildet haben muß, und daß die Gaben aus den
verschiedensten Schichten der Bevölkerung stammen, nicht nur von
den wohlhabenden Müllern und Schäfern, sondern auch von den Bauern,
ja selbst von Dienstfrauen und Bauernknechten.
Der offenbar sehr eifrige Patron Hartwig Preen verstarb aber etwa
1662 -64 und war wohl in der letzten Zeit leidend, denn bei einer
Kirchenvisitation am 1. November 1662 verzeichnen die Visitatoren,
sie sei abgehalten "in Abwesenheit der Herren Patronen, die da
billig hätten dabei sein sollen". So gewinnen wir den Eindruck, daß
das alte Preensche Familienpatronat jetzt im Aussterben ist.
Hartwig Preen auf Gubkow hinterließ keine Kinder, der junge Hans
Albrecht Preen lebte nicht im damals verpfändeten Wehnendorf,
Bandelstorf war im Pfandbesitz des Herrn von Voss, des Gatten einer
Preen, und nur in Dummerstorf hatte der junge Lorentz Preen, Adams
(+ 1657) Sohn, damals seinen Besitz angetreten. Weitere Preens gab
es nicht, und es wurde damit zweifelhaft, wie es in Zukunft mit dem
alten Preenschen Familien - Patronat werden sollte.
Am 27. Juni 1667 verstarb Pastor Caspar Schulze zu Petschow im
Alter von etwa 53 Jahren, nachdem er das Pfarramt hier selbst 28
Jahre lang geführt hatte. Da er sich nach 1663 zum zweiten Male
verheiratet hatte, hinterließ er eine verhältnismäßig junge Witwe
und eine ganze Reihe von Kindern. Während bei den beiden letzten
Neubesetzungen 1610 und 1642 jedes Mal ein Schwiegersohn und
Hilfsprediger des Verstorbenen mit Selbstverständlichkeit
nachgerückt war, scheint die Neubesetzung der Pfarre jetzt
besondere Schwierigkeiten gemacht zu haben, denn es folgte eine
Vakanzzeit von 1 1/2 Jahren. Nun kam es in Mecklenburg damals
häufig vor, daß man beim Vorhandensein einer jugendlichen
Pfarrwitwe nach einen Nachfolger ausschaute, der diese zu heiraten
bereit war, um damit auch die Kinder zu versorgen. Aber diesen Weg
beschritt man hier nicht, wahrscheinlich war die Witwe selbst nicht
dafür zu haben, denn sie heiratete noch 1668, wohl nach Ablauf des
Trauerjahres, den Pastor "Erasmus" in Laage und zog fort. Den
Witwenkaten hat also auch sie nicht bewohnt.
Man hatte ihr wohl den Wohnsitz in Petschow bis zu ihrer
Wiederverheiratung gelassen, und schritt erst zu Ende des Jahres zu
einer Neuwahl. Da damals Pastor Schultzes 2 ältesten Söhne bereits
ausstudierte Theologen waren , hätte es nahegelegen, einen von
ihnen zu wählen, oder eine der bereits erwachsenen Töchter durch
die Wahl eines ledigen Nachfolgers zu versorgen ; auch das geschah
hier nicht. Man wählte einen bereits verheirateten
Nachbarsprediger, den 33järigen Pastor der kleinen Gemeinde
Thulendorf, Matthäus Hauswedel, den Sohn eines früher in Rostock
tätigen Pastors. Da dessen Frau nirgends genannt ist, ist ihr Name
unbekannt. Es wäre aber nicht unmöglich, daß sie eine der älteren
Töchter Schultzes war. Am 9.Dezember wurde er berufen, nachdem -
wie Hauswedel selbst berichtet- der Herzog Gustav Adolf hierzu
seine "Konfirmation und Bewilligung" gegeben hatte, und am 20.
Dezember 1668 wurde er im "Beisein der hochedlen Herren Patronen"
vom Superintendenten Janus eingeführt. Die vorherige Bestätigung
durch den Herzog, die früher nicht üblich war, fällt auf und hängt
vielleicht damit zusammen, daß damals auch eine neue Festsetzung
stattgefunden hatte, wer zur Ausübung des Patronatsrechts in
Petschow befugt war. Während wir früher sahen, daß das Patronat
"sämtlichen Preenen" zustand, waren die Preen jetzt so
zusammengeschmolzen, daß das seine Schwierigkeiten hatte. Zwar war
der Besitzer von Wehnendorf, Hans Albrecht Preen, anwesend und wird
als "auf lütken Tessin, Vitow und Wehnendorf Erbherr" bezeichnet:
der zweite Patron ist Daniel Friedrich Voss "auf Bandelstorf
Pfandherr" der wenigstens als Gatte der "Lehnjungfer Kaharina geb.
Preen, dazu ein gewisses traditionelles Anrecht besaß. Gubkow aber
war inzwischen (1665) offenbar zum Teil verkauft worden und war in
2 Teile gegangen, wie es dort ja auch früher schon 2 von 2 Brüdern
bewohnte Höfe gab. Den einen Teil von Gubkow hatte Lorenz Preen auf
Dummerstorf als Erbe übernommen oder gekauft, während den zweiten
Teil dort der "Königl. Schwedische Hofrat" Dr. Christian Koch
kaufte, ein Mann, der mit den Preens nichts zu tun hatte und als
höherer Beamter in Rostock lebte. Und Pastor Hauswedel bezeichnet
dabei anläßlich seiner Einführung diese beiden neuen Besitzer von
Gubkow als Patrone, Lorenz Preen "auf Dummerstorf und Gubkow
Erbherr" und Dr. Koch "auf Gubkow Herr". Da die Zulassung Dr. Kochs
zum Patronat ein völliges Novum bedeutet, so liegt es nahe
anzunehmen, daß sie vom Herzog Gustav Adolf anläßlich dieser Wahl,
die er ja bestätigte, ausdrücklich festgesetzt war. Damit war aber
das alte Familienpatronat der Preens, deren es ja 1668 nur noch 2,
auf Wehnendorf und Dummerstorf - Gubkow, gab, tatsächlich
aufgehoben, und das Patronat erscheint hier zum ersten mal an die
Besitzer der 3 Güter Bandelstorf, Wehnendorf und Gubkow gebunden.
Das ist eine solche Neuerung, daß es nicht wahrscheinlich ist, daß
sie ohne obrigkeitliche Bestätigung stattgefunden hat, und daher
ist eine Bestätigung dieser neuen Einrichtung durch den herzog
wahrscheinlich, obgleich wir keine Urkunde hierüber haben. Die
weiteren Veränderungen zu Pastor Hauswedels Zeit liegen auch in
dieser Richtung. Als am 6. März 1672 Hans Albrecht Preen, der
letzte der Wehnendorfer Linie "auf seinem Hof Lütken Tessin", wo er
zuletzt gewohnt zu haben scheint, starb, und seine Frau Sophia geb.
Von Platen "dieser Kirchen sehr guttätige Patronin" ihm am 20.
Februar 1674 im Tode nachfolgte, ging das Preen - Wehnendorfsche
Patronat auf seinen Schwiegersohn und Erben, den Marschall Cord von
Barner über.
Der Leichenstein des alten Ehepares liegt noch heute in der
Petschower Kirche, an der Nordseite des Altarchores, und Pastor
Hauswedel erwähnt ausdrücklich, daß dieser Patron, obgleich in
Klein Tessin wohnhaft, dennoch "in seinem Erbbegräbniß" in der
Petschower Kirche begraben sein wollte und der Kirche in seinem
Testament 40 Reichstaler vermachte. Her von Barner, der scheinbar
nicht ständig in Wehnendorf oder Klein Tessin lebte, verkaufte
diese Güter aber bald.1687 erscheint ein Major (Militärtitel werden
Mode!) Gideon Du Puits als Besitzer von Wehnendorf und Patron von
Petschow, in dessen Familie Gut und Patronat bis 1797 verblieben.
Auch die beiden Gubkower Besitzer starben bald, Dr. Koch 1672 sein
Hof in Gubkow wird dann für die Erben von einem Dr. Sibrand
verwaltet, der auch das Patronat vertritt, das Gut aber 1675 an
einen Lüder Holm verpachtet. Den anderen Hof erbt nach dem Tode
Lorenz Preens (1678) dessen Bruder Joachim Dietrich Preen. Doch
gehen beide Gubkower Höfe 1696 durch den Kauf in den Besitz eines
Hauptmanns "Joachim von der Hardt" über in dessen Familie das
nunmehr einherrig Gubkow bis 1752 verbleibt, und die auch das
Patronat ausübt. Gubkow wird in jener Zeit im Kirchenbuch auch
"Hadtshof" genannt. In Bandelstorf starb der Pfandinhaber und
Patron Friedrich Daniel Voss (30.Mai 1689) und seine Gattin, die
"Lehnjungfer" geb. Preen (27.April 1694). Der Sohn Carl von Voss
übernahm das Gut und Patronat und errichtete seinen Eltern ein
stattliches ausgemauertes Erbbegräbnis auf dem Petschower Friedhof
unter der alten Linde, dessen Spuren noch heute sichtbar sind, der
ursprünglich darauf liegende Leichenstein steht jetzt in der
Turmhalle der Kirche, links in der Mitte. Doch löste der
Dummerstorfer Joachim Friedrich von Preen 1696, als er seinen
Gubkower Hof verkaufte, Bandelstorf aus dem Voss`schen Pfandbesitz
wieder ein, so daß Bandelstorf seitdem wieder den Preens gehörte,
die zwar in Dummerstorf wohnten, aber für Bandelstorf noch ihr
altes Patronat über Petschow ausübten, während durch die 1668 in
Kraft getretenen Bestimmungen von Gubkow und Wehnendorf jetzt
endgültig an andere Familien übergegangen waren. Lüsewitz und damit
auch Petschow und Wolfsberg gelangten übrigens um 1675 für etwa 50
Jahre an eine Familie von Grabau, die in Petschow offenbar den
schon ernannten Hof erbauten, während Pankelow, noch den Stoisloffs
gehörig, sich Ende des Jahrhunderts lange zeit im Pfandbesitz eines
Herrn von Scheel befand. So wechselten die meisten Güter oft ihre
Besitzer und Pfandbesitzer.
Zu Pastor Hauswedels Zeit taucht eine neue Frage in der Gemeinde
auf, die bisher scheinbar noch nie brennend gewesen war, eine Art
Rangstreit um die Gestühle in der Kirche. Uns sind lange
Verhandlungen zwischen den Besitzern und Pfandbesitzern der
verschiedenen Güter darüber erhalten, wem dieser oder jener Stuhl
in der Kirche zusteht, aber auch die unteren Honoratioren der
Gemeinde (Müller, Krüger, Schäfer und Jäger) verlangen ihr festes
Gestühl, für das sie auch etwas zu zahlen bereit sind. Um mehr
Sitzplätze in der Kirche zu schaffen und damit jedermann die
Anwartschaft auf einen festen Stuhl, erbaute man schließlich an
Ende von Pastor Hauswedels Zeit einen neuen "Chor" in der Kirche.
Dieser Chor wurde, nach Pastor Hauswedels Beschreibung - "in der
Kirchen oben ( d.h. über ) der Turm Tür quer über die Kirche
gebauet", und ist hiernach der noch heute stehende Chor am Westende
der Kirche, der später allerdings durch den Aufbau der Orgel
verändert worden ist.
Major Du Puits auf Wehnendorf hatte dazu das Holz gestiftet, wofür
"einen Stuhl auf dem Chor für sich nach Wehnendorf bleibend"
beanspruchte Die anderen Nutznießer des Chorgestühls sollten für
ihren Stuhl in der ersten Reihe 12, in den hinteren Reihen 8
Schilling´jählicher Miete zahlen. Die Kosten des Baues betrugen
nach der Abrechnung 138 Reichstaler 5 Schilling, 1696 war er
fertiggestellt. Bald darauf am 18. Dezember 1669, ist Pastor
Hauswedel gestorben, 61 Jahre alt. Wer seine Frau war und ob diese
den "Witwenkaten" nachher vielleicht bewohnte, ist leider
unbekannt.
Zur Nachfolge gelangte Pastor Joachim Blanck, geb. 1672 als
Pastorensohn in Prosekeen bei Wismar, der seit 1691 in Rostock
studiert hatte, und scheinbar schon seit 1696 als Hilfsprediger im
Pfarrhaus weilte, da er das Kirchenbuch schon seit 1 Januar 1697
führte. Er bezeichnet in der Anfangsnotitz Pastor Hauswedel als
seinen "seligen Herrn Vater" war also wohl damals schon mit dessen
noch sehr jugendlicher Tochter Clara Dorothea (geb. 1680)
verheiratet oder wenigstens verlobt. Trotzdem seine Nachfolge
naheliegend war, wurden aber jetzt von den 3 Patronen - zum ersten
Mal in Petschow - der Gemeinde mehrere Kandidaten (wahrscheinlich
3) präsentiert, die zu Pfingsten 1698 (13. Juni) ihre
Probepredigten hielten, und von denen Blank "von der damaligen
versammelt gewesenen Gemeinde per Majou (durch Stimmenmehrheit) zum
Prediger ordentlich und üblich erwählet" wurde. Dann erst erfolgte
die am 10. Juli 1698 von den 3 Patronen Du Puits, Preen und von der
Hardt feierlich ausgestellte, unterschriebene und untersiegelte
Vokation, deren Urkunde sich im Pfarrarchiv erhalten hat. Obgleich
Blank ja die Pfarrgeschäfte damals schon 1 1/2 Jahre lang führte
und der Gemeinde also schon wohlbekannt war, hatte man die damals
aufkommende Sitte einer Wahl durch die Gemeinde angeordnet, die
hier als "ordentlich und üblich" bezeichnet wird, obgleich sie erst
1755 gesetzlich vorgeschrieben wurde.
Die 3 Patronatsgüter blieben zu Blanks zeit in denselben Händen und
erbten sich vom Vater auf den Sohn fort. Der Sohn des 1715
verstorbenen Joachim Dietrich von Preen war der Rittmeister Claus
Joachim von Preen, der Dummerstorf, Bandelstorf und das Bauerndorf
Godow besaß, aber seinen Wohnsitz in Dummerstorf behielt, so daß
damals 2 der Petschower Patrone außerhalb des Kirchspiels lebten.
Petschow wurde zu einem Pachtgut, auf dem 1718 zum ersten mal ein
"Pensionarius" Jürgen Boldt genannt wird, Lüsewitz, das noch immer
im Besitz von Petschow war, kaufte um 1725 ein Herr von Sala, mit
dem es allerhand Verhandlungen wegen Grenzstreitigkeiten in
Petschow gab. Pankelow wurde von seinem letzten Besitzer aus der
alten Familie, dem Rittmeister Carl Friedrich von Stoisloff,
wiederholt verpachtet. Zu Pastor Blanks Zeit hatte die Kirche das
Unglück, am 14. November 1721 von Dieben erbrochen zu werden, wobei
ihr ganzes Abendmahlsgerät gestohlen wurde, damals stifteten die 3
Patrone jeder einen sehr schönen silbernen vergoldeten
Abendmahlskelch mit Patene, die Namen und Wappen der Stifter tragen
und der Kirche bis heute dienen. Der Pastor und seine Frau
stifteten dazu die silberne Oblatendose. Leider findet sich in den
erhaltenen Akten aus jener Zeit aber nichts über die Erbauung des
neuen sehr stattlichen und schönen Barock - Altars der unser Kirche
bis heute dient und die Inschrift "Anno1707" trägt. Ob die Patrone
die Initiative zu dieser Neuerung ergriffen, wer das gewiß recht
teure Werk bezahlte und wer sein Erbauer ist, ist leider unbekannt.
Durch den Chor und den neuen Altar gewann das Innere der Kirche
damals etwa das Aussehen, das sie noch heute hat. Übrigens finden
sich zu dieser Zeit im Jahre 1734 in der Kirchenrechnung Pastor
Blanks Andeutungen darüber, daß damals die Gewölbe der Kirche
ausgeweist wurden, eine für unseren Geschmack recht zweifelhafte
Verschönerung, durch die die interessanten alten Gemälde
verschwanden. Diese Ausweißung lag im Geschmack der Zeit, des
sogenannten Rationalismus. Es wurde damals nämlich eine große Menge
Kalk angeschafft ("5 Last Kalk zur Kirchen") an die Maurer und ihre
Gesellen wurde ein sehr hoher Tagelohn ausgezahlt (61 Reichstaler 4
Schillinge), und es wurden 2 Leitern und 4 große Bretter, die
notwendig, da das Gewölbe ausgestrichen, angeschafft. Obgleich
damit nicht direkt gesagt ist, das es sich um die Ausweisung der
ganzen Kirche handelte, so ist das doch wahrscheinlich, denn
ähnliche Andeutungen finden sich in diesen Jahren sonst nicht, und
aus dieser rationalistischen Zeit muß die Ausweissung der Kirche
stammen. Sonstige wesentliche Änderungen fanden zu Pastor Blanks
Zeit nicht statt. Er starb nach fast 40jähriger Amtsführung,65
Jahre alt, zu Petschow am 18. Februar (Fastnacht) 1738. Seine Ehe
mit Clara Dorothea geb. Hauswedel war Kinderlos geblieben, doch mag
die Witwe, die ja die Tochter eines Petschower Pastors war und
offenbar an Petschow hing, das Ihrige dazu getan haben, um noch
recht lange in Petschow zu bleiben und die Wahl nach einer
Vakanzzeit von über 2 Jahren auf einen Verwandten zu lenken.
Der Nachfolger Mattäus Johannes Hauswedel wurde endlich am 26. März
1740 von den drei Patronen voziert, nachdem ein herzögliches
Schreiben vom 4. März sich hiermit einverstanden erklärt hatte. Am
3. April wurde er dann der Gemeinde "solitaire", d.h. als einziger
präsentiert, hielt seine Wahlprädigt und wurde am 3.April sofort
ordiniert und eingeführt vom hierzu beauftragten Senior Pastor Hahn
zu Güstrow. Er war der Gemeinde kein unbekannter, sondern hatte -
wie das Vokationsschreiben ausdrücklich sagt - "eben dieser
Gemeinde bereits mit Predigten während der Vacance sich sonderlich
gefällig gemacht". Da schon die Abrechnung der Kirchenrechnung von
1739 von seiner Hand herrührt, so muß er schon seit etwa einem Jahr
im Petschower Pfarrhaus gewohnt und Vertreterweise gepredigt haben.
Er war ein Enkel des ersten Pastors Hauswedel zu Petschow, Sohn des
Pastors Conrad Hauswedel zu Plau, wo er 1709 geboren war, hatte
seit 1729 in Rostock studiert und muß nach Beendigung seines
Studiums schon anderswo, vielleicht als Hauslehrer, tätig gewesen
sein, bevor er 1739 nach Petschow kam, wohl um seine Tante, der
Pastorin Blanck beizustehen und bei der Vakanzbedienung zu helfen.
Wann Frau Pastor Blank starb und ob sie den Witwenkaten bewohnte,
ist unbekannt.
Mit seiner Wahl scheint die Familie sicher gerechnet zu haben, denn
am selben 3. April, dem Tage seiner Ordination, wurde er in
Petschow mit seiner Cousine Margarete Dorothea Lampe getraut,deren
Mutter auch eine geborene Hauswedel war. So wurde Petschow jetzt zu
einer rechten Familienpfarre der Hauswedels. Zu Mattäus Johannes
Hauswedels Zeit ist in Petschow sehr viel gebaut worden, worüber
das von ihm mit einer bisher hier nicht üblichen Sorgfalt geführte
Kirchenrechnungsbuch Auskunft gibt.
Das bedeutendste war der Neubau des heute noch stehenden
Pfarrhauses , das am 1. Juni 1742 gerichtet und scheinbar schon am
Ende des Jahres bezogen wurde. leider ergeben die Angaben darüber
kein klares Bild, weder über die Kosten des Baues, noch über den
Baumeister. Später wurde 1750/51 die Turmhaube umgebaut, 1765 das
Witwenhaus und 1767 die Pfarrscheune ganz neu errichtet. Die Güter
des Kirchspiels gingen in dieser Zeit viel von Hand zu Hand. Der
auf Dummerstorf lebende Patron Rittmeister Claus Joachim von Preen
kaufte 1739 vom letzten Stoisloff das Gut Pankelow und etwa
gleichzeitig Teschendorf, so daß er, zeitweilig der einzige noch
übrige Preen, in seiner Hand einen bedeutenden Besitz vereinigte,
in unserem Kirchspiel Bandelstorf, Pankelow und Godow, außerhalb
desselben noch Dummerstorf, Teschendorf und Kl. Schwarfs, aber auch
Wendorf und Bomshof gehörten ihm, wohl noch als Preensches Erbteil.
Doch besaß er eine Reihe von Söhnen, und unter diese wurde der
Besitz nach seinem Tode 1749 verteilt. Der älteste Sohn, Hauptmann
Joachim Ulrich von Preen, übernahm Bandelstorf, Teschendorf und
Godow und versah jahrelang das Patronat über Petschow ; er lebte in
Bandelstorf und hatte Teschendorf verpachtet. Der zweite Sohn
Joachim Dietrich wurde Jurist und später Hofgerichtsassessor in
Güstrow, er übernahm um 1770 Pankelow, verkaufte es aber 1785 an
einem Herrn von der Lühe. der dritte Sohn Otto wurde Offizier,
später Major und scheint kein Gut besessen zu haben. Der vierte
Sohn Claus Joachim übernahm Dummerstorf und 1749 - 1770 auch
Pankelow, das er aber dann seinem Bruder Joachim Dietrich abtrat.
Er führte den Titel Kammerherr, später Oberhofmeister und scheint
sich viel in Schweden bei Hofe aufgehalten zu haben. Gubkow ging
1752 von den von der Hardts an einem Hauptmann Joachim Bernt von
Engel über, der es 1752 bis 1768 (verstorben) besaß, nachdem das
Gut 1768 - 1780 für seine Erben verwaltet war, kaufte es 1780 der
Jägermeister Johann Karl Stein. Dieser stammte aus Göldenitz, das
schon sein Großvater und Vater seit etwa 1700 in Pacht gehabt
hatten, und das er nach des Vaters Tode 1781-1790 neben Gubkow
weiter bewirtschaftete. Lüsewitz und Petschow nebst Wolfsberg hatte
nach Herrn von Salas Tode (1729) ein Hauptmann von Zülow erworben,
der diese Orte aber schon 1745 an den Major Gustav Philipp von
Walsleben weiterverkaufte. dessen Sohn, Rittmeister Carl David von
Walsleben verkaufte Lüsewitz um 1770 und kaufte dafür das kleinere
und näher nach Rostock gelegene Gut Neuendorf, während er das
Pachtgut Petschow und das Bauerndorf Wolfsberg behielt.
Werfen wir von da aus einen Blick auf die Bauernschaft der
Gemeinde, so finden wir diese in der wirtschaftlich sehr schweren
Zeit des 7jährigen Krieges (1757-1763) in offenbaren weiteren
Rückgange. Zwar bestand noch das reine Bauerndorf Kockendorf, das
teils zu Wehnendorf, zum größten Teil aber zu Gubkow gehörte, in
Pankelow aber wurden die letzten Bauern in dieser zeit gelegt und
die Göldenitzer Bauern schrumpften auf 4 zusammen. In Schlage
wurden von der Hospitalverwaltung durch Zusammenlegung die 4 großen
Bauernstellen gebildet, während einer der dortigen Bauern noch
immer unter Bandelstorf stand. In Petschow scheinen die meisten
Bauern um diese Zeit, seit Errichtung des Hofes, gelegt worden zu
sein, und nur die 4 Wolfsberger Bauernstellen bestanden noch. Doch
waren die Dienste der als "erbuntertänig" behandelten Bauern damals
so gesteigert worden, daß die etwa 20 im Kirchspiel noch
vorhandenen Bauern schon ein sehr gedrücktes Dasein führten.
An den 7järigen Krieg erinnert es auch, daß 1759 eine "preußische
Kontrubution" von 50 Reichstalern und eine Einquartierungsrechnung
von 26 Talern erhoben wurden, über deren Bezahlung peinliche
Verhandlungen zwischen dem Pastor und den Patronen stattfanden.
Diese wirtschaftlichen Schwierigkeiten führten wohl auch dazu, daß
Pastor Hauswedel sich zu einer radikalen Veränderung seiner
Wirtschaftsverhältnisse entschloß. Während er bisher sein Pfarrland
mit seinem "Pfarrbauern" bewirtschaftet hatte, der im Witwenkaten
wohnte und sein "Untertan" war - im Todesfalle trat ihm meist eins
der Güter einen geeigneten Mann zum Untertan ab -, so entschloß er
sich jetzt, seinen gesamten Pfarracker zu "vererbpachten". Das
wurde damals auf vielen Pfarren gemacht, weil die Pastoren bei der
mühsamen Wirtschaft mit großer Viehhaltung doch nicht auf ihre
Kosten kamen, und ihre Zeit dadurch der eigentlichen pastoralen
Arbeit entziehen mußten. Nach langen und schwierigen Verhandlungen
wurde endlich der etwa 340 Morgen umfassende Pfarracker durch
"Erbpachtvertrag" vom 26. Juni 1773 an den Rittmeister von
Walsleben auf Neuendorf vererbpachtet, der das Land zu seinem
Pachtgut Petschow schlug. Als Entgelt sollten zuerst 350
Reichstaler jährlich gezahlt werden, doch wurde diese Summe
schließlich auf 238 Taler herabgesetzt, wogegen der Pastor sich
eine Reihe Naturallieferungen sicherte (Korn, Stroh, Heu und
Weidegerechtigkeit für Vieh und Geflügel).
Das letzte bedeutsame Ereignis in Pastor Hauswedels Zeit war die
Erbauung der Orgel in der Kirche. Die Vorarbeiten dazu begannen
schon 1782, da der Chor, auf den die Orgel aufgestellt werden
sollte, ganz umgebaut werden mußte. Die Orgel wurde 1783
aufgestellt, der Orgelbauer Schmid(t) aus Rostock erhielt dafür 350
Reichstaler.
Der Umbau des Chors und die damit verbundenen Tischler - und
Zimmermannsarbeiten hatten etwa 150 Reichstaler gekostet, so daß
die Gesamtkosten der Orgeleinrichtung etwa 500 Taler betrugen. Die
Kosten trug die Kirchenkasse. Zwei Patrone, Preen und Du Poits,
hatten 10 und 9 Taler gespendet. Als erster Organist fungierte der
Lehrer Carl Lampe. PAUSE
Matthäus Johannes Hauswedel hat das Pfarramt in Petschow sehr
lange,46 Jahre lang, verwaltet, scheint aber schon 1774 nach
34jähriger Dienstzeit hinfällig gewesen zu sein, denn er erbat sich
in diesem Jahr seinen 2. Sohn Joachim Mattäus zum Hilfsprädiger.
Die Patrone gingen den Vorschlag ein und vozierten nach eingeholter
Einwilligung des Herzogs am 12. Juli 1774 den Sohn zum Gehilfen des
Vaters " als Adjunctus seines Herrn Vaters in Petschow und nach
dessen Ableben als alleinigen Seelsorger der Petschowschen Gemeinde
". Auf Grund dieser Berufung wurde Joachim Matthäus Hauswedel "
solitaire " d.h. als einziger der Gemeinde präsentiert, und da kein
Einspruch erfolgte, vom Doberaner Superintendenten Fiedler sofort
ordinirt und introduziert. Der Vater ließ sich zunächst vom Sohn
helfen, führte die Kirchenrechnung aber noch 3 Jahre selbst weiter.
Dann ging die Führung der Rechnung und allmählich wohl auch die
übrigen Amtsgeschäfte in die Hände des Sohnes über. Am 21. April
1786 starb der alte Vater / Pastor 77jährig zu Petschow, nachdem
seine Gattin schon 1773 heimgegangen war. Er scheint der
bedeutendste und auch beliebteste Pastor zu Petschow gewesen zu
sein, denn zu seiner Erinnerung wurde ein Öl - Porträt von ihm
gestiftet, das über 200 Jahre in der Turmhalle der Kirche hing,dann
als schadhaft entfernt wurde und leider einem Brande zum Opfer
fiel.
In der Aufschrift des Bildes war er als " sehr beliebter und
wohlverdienter Pastor " bezeichnet.
Sein Sohn und Nachfolger Joachim Matthäus Hauswedel folgte ihm nach
dem Wortlaut seiner Vokation automatisch im Amte nach, in dem er ja
schon 12 Jahre lang als Hilfsprediger gearbeitet hatte. Es war dies
eine Art der Besetzung , wie sie ja in Petschow auch schon 1610
erfolgt war, aber nach der feierlichen " Wahl " von Pastor Blank
1698 doch etwas eigentümlich berührt, und nach einem sehr
selbstherrlichem Verfahren der herren Patrone aussieht. Auf den
Patronatsgütern erfolgten bald Änderungen im Besitz. Der alte
Patron aus Bandelstorf, Joachim Ulrich von Preen, verstarb 1800,
81jährig ohne Kinder, worauf sein Dummerstorfer Bruder, der
Oberhofmeister Claus Joachim von Preen auch Bandelstorf erbte. Er
trat indessen die Bewirtschaftung von Bandelstorf schon 1804 seinem
ältesten Sohn Claus August ab, und Teschendorf und Godow etwa
gleichzeitig dem jüngeren Sohn, Oberstleutnant Joachim Hans von
Preen, führte aber als Besitzer von Bandelstorf das Patronat
über
Petschow weiter. Wehnendorf verkauften die Du Puits 1798 an einem
Herrn Hammerstein, der es schon 1804 an Herrn Christian Schütz
weiterverkaufte, ohne daß diese vorübergehenden Patrone sichtbare
Spuren hinterließen. Gubkow kaufte 1780 der Göldenitzer Pächter
Carl Stein, der dann die Pacht von Göldenitz 1790 aufgab, und sich
dafür noch das kleine Gut Poppendorf kaufte, wo er 1821 starb. Den
Besitz von Gubkow behielt er 1780 bis 1803 bei und führte auch das
Patronat, verkaufte das Gut aber 1803 an den Landwirt Johann Ludwig
Hillmann. Der Jägermeister nannte sich, wohl infolge einer
Adelsverleihung, seit 1797 "von Stein"
und sein Sohn, ein Major von Stein in Rostock, errichtete an der
Südseite des Chors der Petschower Kirche eine Begräbniskapelle, in
die er die Särge seiner Großeltern und Eltern überführen ließ und
für die er 1823 ein Legat stiftete. Die Kapelle steht noch heute
da, und wird jetzt als Leichenhalle benutzt, nachdem die Steinschen
Särge 1954 daneben zur Erde bestattet sind. Der neue Besitzer
Hillmann in Gubkow nahm gleich im Jahr 1805 eine größere
Veränderung vor, indem er das alte Bauerndorf Kockendorf, das er
restlos in seinen Besitz gebracht hatte, an das Südostende des
Gubkower Gebiets neben den Camminer Wald verlegte, wo es seitdem "
Neu Kockendorf " genannte Dörfchen von 4 Bauern noch heute liegt.
In Kockendorf aber erbaute Hillmann einen ganz neuen Hof, den er
als seinen Lieblingssitz schon 1806 selbst bezog und " Lieblingshof
" nannte. Inzwischen verpachtete er Gubkow seinem ältesten Sohn
Joachim Heinrich, scheint sich aber um das Patronat über Petschow
nicht viel gekümmert zu haben. Den Hof Pankelow, verkaufte Herr von
der Lühe, nachdem er ihn zuletzt verpachtet hatte, 1799 an einen
Herrn von Schack, der Landrat war und seinen Stammsitz in Rey bei
Neukalen hatte, das Gut Pankelow aber bald wieder verpachtete.
Petschow und Wolfsberg blieben im Besitz des Rittmeisters von
Walsleben auf Neuendorf. Außer diesen leider recht lebhaften Kauf -
und Pachtgeschäften mit den Gütern ist zur Zeit Joachim Hauswedels
in der Gemeinde wenig passiert. Fügen wir noch hinzu, daß zu seiner
Zeit die letzten Bauern in Petschow gelegt wurden, daß 1790 die
beiden Kirchenglocken vom Rostocker Gießermeister Johann Valentin
Schulz umgegossen werden mußten, und daß der Pastor sich in der
Franzosenzeit 1807 " wegen persönlicher Sicherheit und Plünderung "
sieben Wochen lang in Rostock aufhielt, so sind die nennenswerten
Nachrichten
über ihn ziemlich erschöpft. Aus seiner 1776 geschlossenen Ehe mit
der Rostocker Pastorentochter Sophie Crull hatte er 10 Kinder, die
aber alle schon erzogen und zum Teil verheiratet waren, als der
Vater nach 37jähriger Amtsführung in Petschow ( davon 25 Jahre
selbständig ) am 5. November 1811 - 69jährig verstarb.
Obgleich der Nachfolger auch dieses Mal der Sohn des verstorbenen
Pastors wurde, so war man dieses Mal scheinbar doch nicht geneigt,
wieder - wie beim letzten Mal - diesen die Nachfolge durch eine
vorhergehende Adjuktur zu sichern. Es wurde vielmehr, wie 1698,
eine richtige Gemeindewahl abgehalten, bei der - nach abgelaufenem
Gnadenjahr - am 4. Oktober 1812 drei von den Patronen vozierte
Kandidaten predigten, von denen Friedrich Christian Matthäus
Hauswedel , der 2. Sohn des Vorgängers, dann die meisten Stimmen
erhielt und am 222. November 1812 eingeführt wurde. Er zählte
damals 28 Jahre, hatte schon 1801 17jährig sein Studium begonnen,
und lebte 1812 " in Petschow " scheint demnach sonst noch kein Amt
bekleidet und im Elternhaus gelebt zu haben , wo er vielleicht dem
Vater im Amt beistand, aber ohne offiziell zum Hilfsprediger
berufen zu sein. Am Tage nach der Ordination schon wurde er mit der
Tochter eines Rostocker Tischlermeisters getraut. Seine Mutter aber
hat das Petschower " Witwenhaus " nicht bewohnt, das anderweitig
vermietet blieb, sondern scheinbar bei anderen Verwandten gelebt,
wo sie 1830 in Marlow starb.
Auf den Patronatsgütern Bandelstorf und Wehnendorf erfolgten bald
einschneidenden Veränderungen. In Bandelstorf starb der alte
Oberhofmeister Joachim von Preen
( 1816), worauf sein ältester Sohn Claus August von Preen
Bandelstorf und Dummerstorf erbte, aber schon ( 1821 ) kinderlos
starb. Erbe von Bandelstorf und Patron wurde sein Bruder Joachim
Claus von Preen. Dieser hatte Teschendorf und Godow, wo inzwischen
nach Legung der Bauern ein Pachthof erbaut war, schon um 1810 einem
Domdechanten von Waichs verkauft, der diese beiden Güter aber bald
an Herrn Joachim Friedrich Wendt weiterverkaufte. Der
Oberstleutnant Joachim Claus von Preen aber besaß Bandelstorf nur 2
Jahre, da er schon 1823 starb, als letzter im Kirchspiel ansässiger
Nachkomme der alten Familie, die Bandelstorf über 500 Jahre
besessen hatte. Dieser letzte hatte nur Töchter, und die in der
letzten Zeit stark verschuldeten Verhältnisse der Preens wurden
jetzt so geregelt, daß Dummerstorf 1824 von einem
Regierungspräsidenten Rudolf von Preen, einem Vetter von Joachim
Claus von Preen, übernommen wurde, dessen Sohn Georg 1826 Fräulein
Elise Friedericke von Preen, die Tochter des letzten
Bandelstorfers, heiratete und Dummerstorf bewirtschaftete. Das Gut
Dummerstorf wurde einsweilen bis 1905 dem Preenschen Besitz
erhalten, aber Bandelstorf wurde 1827 an Herrn August Schlettwein
verkauft, in dessen Familie es 77 Jahre lang verblieb, und der sich
auch der Patronatsgeschäfte mit Interesse annahm. Gubkow übernahm
nach dem Tode des ersten Hellmann (+ 1815 ) dessen 2. Sohn Wilhelm,
der aber auch schon 1827 jung starb ; nach längerer
Vormundschaftsverwaltung wurde dessen Sohn Carl Hillmann ( Hellmann
? ) im Februar 1840 Besitzer von Gubkow, der erst 1904 starb und
sich der Patronatsgeschäfte mit großer Gewissenhaftigkeit annahm.
Wehnendorf verkaufte Christoph Schütz 1815 an den Rostocker
Protonotarius J.C.T. Stever, in dessen Familie dies Gut dauernd
verblieb, der aber seinen Sitz nach Niekrenz verlegte, wo ein
stattliches neues Gutshaus erbaut wurde so, daß Wehnendorf zum
Nebengut herabsank.
Von den weiteren Ortschaften verblieben Petschow und Wolfsberg noch
den Walslebens auf Neuendorf, die aber das kleine Bauerndorf um
1840 an die Grenze von Godow ausbauten und den bisher Wolfberger
Acker an das Gut Petschoww zogen. Pankelow wechselte wiederholt
seine Besitzer ( Meyenn, Meyer, Krey etc. ), und auch Lieblingshof
hatte ein ähnliches Schicksal. Nach dem Tode seines Begründers (
1815 ) erhielt es zwar dessen ältester Sohn Joachim Heinrich, aber
nach dessen frühen Tode 1823 wurde es verkauft und hatte wechselnde
Besitzer ( Sansum, Oppenheimer, Arnim ), von denen keiner enger mit
den Petschower Verhältnissen verschmolz. Als eine Änderung muß es
bezeichnet werden, daß 1811, nach Joachim Hauswedels Tode, die
Führung der Kirchenrechnung, die bisher immer vom Pastor geführt
war, jetzt ganz an die Patrone überging, wobei die neuen
Patronatsfamilien ( Schlettwein, Hillmann,Stever )mit großem Eifer
die kirchlichen Angelegenheiten führten. Zuerst wurde die
Kirchenrechnung bis 1817 von Preens geführt, 1817 - 1828 von H.
Stever in Niekrenz, 1828 bis 1846 von H. Schlettwein, seit 1846
Herrn Carl Hillmann auf Gubkow, der sie mit 30 Jahren übernahm und
voll 50 Jahre, bis 1896 mit großer Umsicht und Geschick führte, so
daß das Kirchen - Kapital unter seiner Leitung von 6000
Reichstalern auf über 12.000 ( 42.550 Mark ) (ost ? ) anstieg,
wobei die Kirchenbauten gut im Stande gehalten waren. Diese ganz
neu hervortretende Bedeutung des Patronats, besonders des "
administrierenden " Patrons, der die Rechnung führte, hatte
freilich zur Folge, daß das ehrwürdige Amt der Kirchenvorsteher (
Juraten ) jetzt völlig zurücktrat und seine einstige Bedeutung
immer mehr verlor, obgleich 1 oder 2 Kirchenvorsteher noch als
Empfänger ihres bescheidenen Gehalts in den Rechnungen genannt
werden.Der letzte Pastor Hauswedel aber scheint mit seinen Patronen
doch allerhand Schwierigkeiten gehabt zu haben. Um 1830 hatte er
auf dem Pfarrgrundstück einen Wagenschauer, ein Bienenschauer und
zuletzt noch eine Hundehütte errichtet, und verlangte darauf von
den Patronen,sie sollen ihm diese Gebäude abkaufen ; die Patrone
hingegen erklärten, diese neuen Gebäude seien ihrer Meinung nach
zum Inventar der Pfarre nicht notwendig, sie wollten sie daher
nicht für die Pfarre ankaufen, sondern sie müßten Eigentum des
Pastors bleiben, der sie nach Belieben abreißen oder vererben
könnte. Trotzdem die Verhandlungen hierüber sich längere Zeit recht
erregt hinzogen, erreichte Pastor Hauswedel den Verkauf dieser
Gebäude an die Kirche nicht und auch sein Nachfolger, von dem er
das erhofft hatte, kaufte sie ihm nicht ab. Ein anderer Streitpunkt
betraf das Witwenhaus. Da nie eine Pfarrwitwe darin wohnte, fand
der Patron Hillmann, daß die Unterhaltskosten des Gebäudes seinen
Mitwert weit überstiegen und wollte es daher schon 1846 an das Gut
Petschow verkaufen ; aber hiergegen wandte sich der Pastor ganz
strickt , vielleicht wollte er darin seine Witwe versorgen. So kam
es zu seiner Amtszeit nicht zum Verkauf des Wittwenhauses. Da
Pastor Hauswedel kinderlos war und im Februar 1856 auch seine Frau
verlor, fühlte er sich zuletzt in Petschow wohl sehr vereinsamt,
reichte darauf seinen Abschiedsgesuch ein und wurde zum 1.Januar
1857 emeritiert. 45 Jahre lang hatte er in Petschow amtiert und
verließ es jetzt mit 73 Jahren, lebte darauf in Rostock und starb
dort 78jährig am 4. April 1862.
Katenmann im Wittwenhaus (Jochim Ulrich Langschwager *06.07.1787
-29.03.1844)
Kaum war Pastor Hauswedel fort, so schritt der energische
administrierende Patron Hillmann sofort zum Verkauf des
Witwenhauses, das zu Johannes 1857 für 1.000Mark an Herrn von
Walsleben, den Besitzer von Petschow, abgetreten wurde. Inzwischen
war wieder eine Pfarrwahl ausgeschrieben worden, bei der die
Patrone 3 Kandidaten präsentierten, von denen bei der Wahl am 15.
Februar 1857 der schon 44jährige Sülzer Recktor Wilhelm Becker, ein
gebürtiger Rostocker, der gewählt und am 22. März eingeführt wurde.
Er blieb fast 40 Jahre hier im Amt und starb 1896 84jährig in
Petschow. Aus der Zeit dieses Pastors ist nicht viel zu berichten.
Die 3 Patronatsgüter blieben in den Händen der Familie Schlettwein,
Hillmann und Stever, und während seiner ganzen Amtszeit führte der
umsichtige " administrierende Patron " Carl Hillmann die Kasse, in
deren Angelegenheiten der Pastor scheinbar nicht viel hineinzureden
hatte. Das Juratenamt wies seit 1882 nur noch einen Vertreter, den
Göldenitzer Bauern Wilken auf, nach dessen Abtritt 1894 ein
Göldenitzer Forstarbeiter Koch das Amt übernahm, der schließlich
nur noch mit dem Umtragen des Klingelbeutels beschäftigt wurde.Die
sonstigen Güter wechselten im schnellebigen 19. Jahrhundert
mehrfach ihre Besitzer. Petschow verkauften Walslebens 1871 an
einen Schweriner Bankier Salomon, der es 1894 an einen Herrn
Grüttner weiterverkaufte. Pankelow kam 1864 an einen Herrn von
Engel, der dies Gut fast 50 Jahre lang behielt. Lieblingshof blieb
in der Familie von Armin, blieb aber dauernd verpachtet. Godow
wurde mit Teschendorf nach Wendts Tode an einen Herrn Schlettwein,
Verwandter des Bandelstorfers, verkauft, von dem es um 1875 an
einen Dr. Junge und dann an dessen Enkel, Herrn Kindermann ( um
1890 ) überging. Auch auf dem Hof Göldenitz wechselten die Pächter
schnell, bis 1889 Herr Friedrich Strömer den Hof antrat, der ihn
dann als " Erbzinshof " zum Eigentum erwarb. Ganz zum Schluß von
Pastor Beckers Amtszeit erfolgte dann ein für das Kirchengebäude
bedeutendes Ereignis, das allerdings nicht er selbst bewirkt,
sondern in erster Linie der tüchtige, wenn auch schon 80jährige
Patron Cal Hillmann zu Gubkow : die gründliche Renovierung der
Kirche im Sommer 1896. Beim Abklopfen der Gewölbe kamen die
interessanten, noch schön erhaltenen Freskengemälde zum Vorschein,
und nun wurde alles sauber herausgearbeitet und aufgefrischt, auch
die Bemalung der alten Kanzel. Zwar läßt sich im einzelnen gegen
die Art der Renovierung manches einwenden, so sind die früher
bestimmt andersartigen Schlußsteine der Gewölbe und die Konolen der
Gewölberippen durch neue Fabrikware ersetzt, und auch die
Farbtönung des stilisierten Lilienfrieses über den Spitzbogen, der
zum Altarchor führt, erscheint nicht ganz glücklich. Aber alles in
allem erstrahlte die alte Kirche jetzt doch wieder in ihrer
früheren Schönheit und wird seitdem oft als Sehenswürdigkeit
aufgesucht.
Die Neubesetzung der Pfarre nach Beckers Tode erfolgte wieder durch
Wahl eines von 3 Repräsentierten am 25.Juli 1897, des 33jährigen
Rektors zu Neustadt Hermann Voss, eines Sohnes des Kirchenrates zu
Sanitz, Friedrich Voss. Er blieb hier 36 Jahre im Amt, wurde
1934,70jährig, emeritiert und starb erst 1956, 92jährig, zu
Rostock.
Mit ihm treten wir ins 20. Jahrhundert, wo wieder mannigfache
Veränderungen in der Gemeinde stattfanden. Wieder änderten sich die
Patronatsverhältnisse, die im 19. Jahrhundert so stabil geworden
waren.
Bandelstorf verkauften die Schlettweins 1903 an einen Herrn von
Voss, der es 1911 an einen Herrn Günther Rimpau aus Braunschweig
weiterverkaufte . Gubkow verkaufte der letzte Hillmann 1928 an die
Siedlungsgesellschaft, worauf Herr Rimpau auf Bandelstorf gegen
eine Abzahlung das Gubkower Drittel des Patronats übernahm. Nur
Wehnendorf blieb diese Zeit über in den Händen der Familie Stever
auf Niekrenz, die damit ihr Patronat auch weiter behielten. Von den
Gütern hielt sich nur Göldenitz diese Zeit über in den Händen der
Familie Strömer, während Pankelow von Herrn von Engel 1912 verkauft
wurde und seine Besitzer schnell wechselte ( Paetsch, dann
Schürmann, 1926 Ritter ). Ebenso ging es in Lieblingshof, das
Armins 1907 verkauften ( 1907 Jesse, 1918 Paetz, 1920 Böving ) und
das 1928 auch der Siedlung anheimfiel, aber auch in Petschow, das
nach Grüttners Tode ( 1910 ) im Jahre 1912 an einem Herrn Viernow
aus Stralsund verkauft, von diesem aber 1928 auch an die
Siedlungsgesellschaft weiterverkauft wurde. Godow ging mit
Teschendorf 1899 in den Besitz eines Grafen Collato, 1911 an einen
Oberamtmann Drews und schon 1912 an Herrn Titus - Livius über, der
1912 die Umgemeindung des bisher zu Kessin gehörigen Gutes
Teschendorf nach Petschow erreichte. Dessen Sohn Walter Titus -
Livius übernahm die Güter nach dem Tode des Vaters, konnte sich
aber nicht recht halten, und trat 1932 Teschendorf an einen Herrn
Kroos ab, während er selbst nur Godow behielt. So wurde die
besitzliche Verbindung Teschendorfs mit Godow, die über 100 Jahre
bestanden hatte, jetzt wieder gelöst. Die wirtschaftlich unsichere
Zeit fand in diesem häufigen Besitzwechsel der meisten Güter des
Kirchspiels ihren Ausdruck, und endete - wie schon erwähnt - 1928
mit dem Verkauf der 3 Güter Petschow, Gubkow und Lieblingshof an
die Siedlungsgesellschaft. Dadurch kamen eine Menge auswärtiger
Siedler ins Kirchspiel, die Gemeinde vergrößerte sich und das
kirchliche Leben fand mancherlei Anregung. Den Abschluß einer
Einrichtung bildete es, daß 1905 nach dem Tode des letzten
Kirchenjuraten Koch kein neuer Jurat mehr ernannt wurde, weil sich
keine geeignete Persönlichkeit hierzu mehr fand. Anderseits wurde
nach dem Weltkriege 1919 auch hier ein Kirchengemeinderat gebildet,
der aufs neue die Vertretung der Gemeinde in allen kirchlichen
Angelegenheiten zum Ausdruck bringen sollte, sich aber nur sehr
allmählich in seine neuen Aufgaben einarbeitete
Nachdem Pastor Voss die Gemeinde 1934 Alters halber verlassen
hatte, erfolgten Jahre, die mancherlei Schwierigkeiten mit sich
brachten, und die in ihren Folgen der jüngsten Gegenwart angehören,
so daß ihre Darstellung erst einer künftigen Zeit vorbehalten sein
mag.
Die Entwicklung zu evangelischer Zeit konnte hier in vielen Stücken
nur andeutungsweise dargestellt werden, weil eine der wichtigsten
Quellen dazu, das alte Kirchenbuch 1606 - 1876, infolge von
Ablieferung 1936 und Auslagerung nach dem Westen ( 1943 ) leider z.
Zt. Unerreichbar ist, so daß auf dessen Mitbenutzung verzichtet
werden mußte. Namentlich mußten alle genaueren personalgeschichten
Nachweise ( so über die frühen Juraten und die eingesessenen
Familien ) daher fortfallen. Die Zeit Pastor Voss aber ist von ihm
selbst in der von ihm angelegten Kirchenchronik so ausführlich
dargestellt worden, daß es deswegen genügen mußte, sie hier nur als
Abschluß in ihren wichtigsten Ereignissen ganz kurz zu
skizzieren.
Zur Geschichte des Kirchspiels
Petschow
Verfast von Probst Dr. Gaehtges
Maschinenschriftliche Übertragung
1990 durch Kirchenarchivrat : Erhard Piersing ( Schwerin )